Erster Schultag im Landkreis:Alle Lehrer sind schon da

Gesponsorte Schultüten

Mehr als 3000 Schüler stehen im Landkreis vor ihrem ersten Schultag. Die Versorgung mit Lehrern bereitet Sorgen.

(Foto: dpa)

Zu Beginn des Schuljahrs melden die Behörden, dass alle Klassen mit Pädagogen versorgt sind. Der Berufsverband allerdings fürchtet schon bald wieder Engpässe an den Grund- und Mittelschulen.

Von Irmengard Gnau

Mit prall gefüllten Schultüten und großen Augen stehen an diesem Dienstag die Erstklässler zum ersten Mal in ihren Klassenzimmern. 40 285 Mädchen und Buben aus Oberbayern beginnen ihre Schullaufbahn, an den 47 Grundschulen im Landkreis sind es mehr als 3000. Auch für ihre Klassenlehrer und Rektoren ist der Schulanfang von Spannung geprägt. Der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) sendet auch gleich zu Beginn mahnende Worte aus. Insbesondere für Grund-, Mittel- und Förderschulen sei der Fachkräftemarkt so leer gefegt, dass der BLLV schon bald "erhebliche personelle Engpässe" erwartet. Unterrichtsausfälle seien schon jetzt absehbar, warnt Verbandspräsidentin Simone Fleischmann.

Das klingt für viele Eltern, Schulleiter und Lehrer im Landkreis leider nur allzu bekannt. Im vergangenen Schuljahr waren an mehreren Grundschulen Lehrer länger ausgefallen, durch Krankheiten, Schwangerschaften oder andere Umstände. Die Mobile Reserve, vorgesehen als Notfalleinheit für solche Zwecke, war bereits erschöpft, sodass zum Beispiel an der Grundschule in Sauerlach zwischenzeitlich eine dritte Klasse auf die Parallelklassen aufgeteilt werden musste, weil keine Klassleitung verfügbar war. Um die Engpässe zu überbrücken, hatte die Regierung von Oberbayern um Quereinsteiger, Lehramtsstudenten, Rückkehrer aus einer Beurlaubung und pensionierte Lehrer geworben, sie sollten die Mobile Reserve im laufenden Schuljahr verstärken.

Mobile Reserve wurde aufgestockt

Für das nun beginnende Schuljahr sei die Unterrichtsversorgung an den Grund- und Mittelschulen gesichert, versichern Kultusministerium und Schulamt unisono. Das bestreitet auch der BLLV nicht. Allerdings, mahnt Präsidentin Fleischmann an, solle man aus der bitteren Erfahrung der vergangenen Jahre lernen. "Im Februar 2017 hatten wir an den bayerischen Grund- und Mittelschulen 400 nicht besetzte Stellen", gibt sie zu bedenken. Sobald die ersten Lehrkräfte zu Fortbildungen gehen, schwanger oder schlicht krank werden, sieht sie auch in diesem Schuljahr die Schulen wieder in Engpässe geraten. "Dass wir eine Mangelversorgung haben werden, ist für mich so sicher wie das Amen in der Kirche." Dass die Mobile Reserve aufgestockt wurde, lobt Fleischmann ausdrücklich. Sie fordert aber, besser eine Überversorgung anzustreben, damit die Schulen das gesamte Schuljahr bestreiten können.

Das Grundproblem stellt sich unverändert dar: Es gibt derzeit zu wenige Grund- und Mittelschullehrer. Alle Absolventen des Jahrgangs sind bereits eingestellt. Die Regierung von Oberbayern sucht über ihre Website Verstärker für die Mobile Reserve, im Nachrückverfahren können sich auch Gymnasial- und Realschullehrer und Lehramtsstudenten aus höheren Semestern um befristete Arbeitsverträge für Vertretungen bis zu einem Jahr bewerben. Für den Landkreis München sind aktuell drei Stellen in Vollzeit verzeichnet. Denn gleichzeitig finden frisch gebackene Gymnasial- und Realschullehrer, die zum Zeitpunkt der Aufnahme ihres Studiums besonders gefragt waren, keine Stelle. "Diesen Schweinezyklus können wir uns auf Dauer nicht leisten", sagt Fleischmann.

BLLV fordert für Lehrer einfacheren Wechsel der Schulart

Damit die Ungleichverteilung der Lehrer über die Schularten abnimmt, hat das Kultusministerium die so genannte Zweitqualifizierung vorangetrieben. Referendariatsabsolventen, die an der Realschule oder am Gymnasium keine Anstellung bekommen, können so auf den Unterricht an den gesuchten Schularten vorbereitet werden. 94 studierte Gymnasial- und 53 Realschullehrer werden auf diese Weise in diesem Jahr an oberbayerischen Grundschulen zum Einsatz kommen. Einen solchen Wechsel der Schulart müsse das Kultusministerium für angehende Lehrer noch einfacher gestalten, fordert der BLLV - und attraktiver machen. Einerseits durch eine Reform der Ausbildung. Und zweitens, indem Lehrer an Grund- und Mittelschulen nicht mehr deutlich schlechter bezahlt würden.

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