Erleichterung für Pendler:Mit dem Mietrad über die Stadtgrenze

MVG-Mietfahrräder in München, 2016

100 Mietrad-Stationen der Münchner Verkehrsgesellschaft sollen in den nächsten zwei Jahren im Landkreis errichtet werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die MVG-Räder sollen bald auch im Landkreis München fahren. In Garching und im Würmtal könnten schon 2017 die ersten Stationen entstehen.

Von Iris Hilberth

Bereits im kommenden Jahr soll man mit den Mieträdern der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) auch über die Stadtgrenze hinaus in den Landkreis fahren können. Der Kreistag hat in seiner letzten Sitzung vor Weihnachten einer Kooperation des Landkreises mit der Stadt München zugestimmt. Demnach sollen in den kommenden 24 Monaten nach und nach 100 Stationen mit Mieträdern auf dem Gebiet des Landkreises entstehen.

Damit wären Stadt und Landkreis München die erste Region, in der ein einheitliches Angebot auf den suburbanen und ländlichen Raum ausgeweitet würde, um vor allem auf die enorme Verkehrsbelastung zu reagieren. Bevor aber die silber-blauen MVG-Räder tatsächlich hinaus aufs Land rollen dürfen, muss noch der Münchner Stadtrat zustimmen. Er wird sich im Januar oder Februar damit befassen.

Entlang der U6 werden Garching, Gräfelfing und Planegg die ersten

Läuft alles so, wie es sich der Kreistag derzeit vorstellt, könnten die ersten Landkreiskommunen im Einzugsbereich der Linie U 6 schon bald ihre Bürger mit den Mieträdern auf den Weg schicken. Garching, Gräfelfing und Planegg haben bereits Vorüberlegungen für einen Einstieg in das Mietrad-System angestellt. In der zweiten Jahreshälfte soll ein ganzer Schwung an Standorten hinzukommen.

Vor allem wollen die Kreisräte die Einwohner in den dicht besiedelten Gebieten in die Sättel hieven. Das Konzept sieht daher vor, die Gemeinden nahe der Stadtgrenze zu einer Kooperation zu motivieren. "In diesem Verdichtungsraum gibt es viele Einpendler in die Stadt aber auch Arbeitnehmer, die in den Landkreis kommen", sagte Landrat Christoph Göbel in der Sitzung des Kreisausschusses. Wichtig sei dabei, dass keine Inseln, sondern zusammenhängende Mietgebiete entstünden.

Die besonders dicht besiedelten Regionen haben Vorrang

So war von Anfang an klar, dass Unterschleißheim, Haar, Neubiberg, Ottobrunn, Unterhaching, Taufkirchen und Neuried in diesem zweiten Schritt mit Rad-Stationen bedacht werden sollen. Inzwischen hat man sich auch darauf verständigt, Oberschleißheim mit aufzunehmen, da die Gemeinde mit Garching und der Landeshauptstadt ein durchgehendes Mietradgebiet bildet. Optimale Voraussetzungen hat man zudem in Unterföhring ausgemacht. Auch hier gilt die Nähe zu München als erfolgsversprechend für die Einführung der Leihräder.

"Wir wollen aber auch in weniger dicht besiedelten, kleinräumigen Gebieten eruieren, ob das System funktioniert", erläuterte Göbel die Vorgehensweise. Daher sollen im kommenden Jahr auch im Isartal Stationen eingerichtet werden. Der Landkreis hofft, dass auch der Erholungs- und Freizeitverkehr davon profitieren könnte, wenn Grünwald und Pullach auf das Mietrad steigt. In der weiteren Folge sind dann Ismaning, Aschheim, Feldkirchen und Putzbrunn vorgesehen. "Die Frage ist eben auch, welche Kommunen bereit sind mitzumachen", sagte Göbel.

Die Hälfte der Kosten trägt der Landkreis, auch beim Betrieb

Denn die müssen 50 Prozent der Kosten übernehmen, die andere Hälfte zahlt der Landkreis. Für eine Station mit Stele, 15 Radständern und zehn Fahrrädern wird mit 40 000 Euro gerechnet, bei zehn Radständern und acht Fahrrädern käme man auf 25 000 Euro. Allerdings rechnet der Landkreis mit Fördermitteln aus dem Bundesumweltministerium. 4,5 Millionen Euro aus dem Topf für "Klimaschutz im Radverkehr" wurden beantragt. Eine endgültige Entscheidung über die Förderung erwartet der Landkreis zum Jahresende.

In seinem Haushalt für 2017 hat er 1,8 Millionen Euro vorgesehen, in den beiden darauffolgenden Jahren je 2,5 Millionen eingeplant. Denn auch für das Betriebskostendefizit will der Kreis in den kommenden fünf Jahren teilweise aufkommen und mit den Kommunen halbe-halbe machen. Weitere Fördermöglichkeiten, etwa vom Freistaat, sollen geprüft werden. Auch die Einbindung von Unternehmen gilt als Option für die Finanzierung des Vorhabens.

Auch wenn mit diesem Beschluss nun eine Priorisierung von Standorten festgelegt wurde, sollen grundsätzlich alle Städte und Gemeinden des Landkreises sich beteiligen können. "Man muss das für den ganzen Landkreis zu Ende denken", sagte CSU-Fraktionssprecher Stefan Schelle, der als Bürgermeister von Oberhaching seit Jahren bemüht ist, seine Gemeinde zum Umstieg auf das Rad zu motivieren. "Es muss schnell weitergehen", so Schelle, das System müsse auf die gesamte Region ausgeweitet werden und dürfe nicht an der Landkreisgrenze enden.

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