Energiespar-Initiative:Die Rechnung geht nicht auf

Elektroschrott

Wer alte, stromfressende Geräte austauscht, kann vom Landkreis sogar einen Zuschuss bekommen.

(Foto: dpa)

Landkreis und Caritas helfen einkommensschwachen Haushalten beim Stromsparen - mit mäßigem Erfolg

Von Iris Hilberth, Landkreis

Glühbirnen raus, Energiesparlampen rein. Auf alle Fälle schaltbare Steckdosen und Wasserspar-Duschköpfe einbauen und am besten noch den alten Kühlschrank, diesen fiesen Energiefresser, rausschmeißen und gegen ein neues Gerät austauschen. Und schon, so verspricht die Caritas, hat man eine Menge Energie und damit im Jahr bis zu 100 Euro gespart. Im Auftrag des Bundesumweltministeriums schickt das Caritas-Zentrum in Haar seit 2012 Stromspar-Checker in einkommensschwache Haushalte im Landkreis. Sie prüfen und beraten nicht nur, sondern bauen für die Teilnehmer kostenlos gleich ein paar Energiesparartikel ein.

Nur den neuen Kühlschrank gibt es nicht ganz umsonst. Das Projekt läuft noch bis Ende 2018 und wird vom Landkreis gefördert. Doch nicht in allen Bereichen funktioniert die Energiesparhilfe so wie sich der Kreistag das vorgestellt hat, der jährlich 40 000 Euro dafür bereitstellt. Insbesondere die Finanzspritze für neue Kühlgeräte wird kaum angenommen.

Vorgesehen ist diese Beratung und Unterstützung beim Energiesparen für alle Personen, die Arbeitslosengeld II, Grundsicherung, Sozialhilfe, Wohngeld, Kinderzuschlag oder eine geringe Rente beziehen. Die vom Ministerium geschulten Stromspar-Checker überprüfen in den teilnehmenden Haushalten jedes elektrische Gerät, jeden Wasserhahn sowie die Heizung auf Einsparpotenzial. 495 Haushalte haben die Caritas-Mitarbeiter im Landkreis bereits besucht und dort 4389 "Soforthilfen" verbaut, also eine Vielzahl von LED-Lampen, Zeitschaltuhren, Kühlschrankthermometern, Duschköpfen, Hygrometern oder WC-Stopp-Gewichten. Diese Energiesparartikel im Wert von 53 Euro pro Check werden vom Umweltministerium finanziert, für jede Beratung erhält die Caritas vom Landkreis München 125 Euro. Pro Haushalt konnten so laut Caritas durchschnittlich 78 Euro im Jahr an Energiekosten eingespart werden: 58 Euro beim Strom für 231 Kilowattstunden, 14 Euro beim Wasser für 4,9 Kubikmeter und sechs Euro Heizkosten (114 Kilowattstunden). Daraus ergibt sich eine CO₂-Einsparung von 164 Kilo.

"Die Einsparungen waren überall höher als prognostiziert", sagte Claudia Mammach vom Caritas-Dienst im Umweltausschuss des Kreistags. Allerdings musste sie auch einräumen, dass von 95 Gutscheinen, die die Strom-Checker seit 2012 für einen Kühlschrank-Tausch ausgegeben haben, lediglich 15 eingelöst wurden. 150 Euro steuert das Ministerium für jedes Gerät bei, seit 2015 übernimmt der Landkreis München noch einmal die Hälfte der verbleibenden Kosten. Bei einem 650 Euro teuren Gerät legt demnach der Kreis 250 Euro auf die 150 vom Bund drauf, sodass den Klienten ein Eigenanteil von 250 Euro bleibt. Aber auch diese Rechnung ist noch nicht so aufgegangen wie erhofft: Lediglich elf Kühlschränke wurden seither ausgetauscht.

Laut Mammach sind die Rahmenbedingungen für den Kühlschrank-Tausch nicht optimal. "Die bürokratischen Hürden sind zu hoch, die Leute brauchen sehr viel Unterstützung, um alle Formalien zu erfüllen", sagte die Vertreterin der Caritas. Auch würden viele vor dem Eigenanteil zurückschrecken. "Da liegt einfach große Verantwortung bei den Klienten", so Mammach. Sie bekomme immer wieder Anrufe von Leuten, die wissen wollten: Sind Sie die, bei denen man einen neuen Kühlschrank geschenkt bekommt? Aber so sei das eben nicht. Allerdings könne man im Einzelfall schauen, wo man das restliche Geld herbekomme. Der stellvertretende Landrat Otto Bußjäger (Freie Wähler), der die Sitzung leitete, fand: "Was nichts kostet, ist nichts wert." Er hielt einen Eigenanteil von 250 für ein gerechtes Angebot. Der einfachste Weg, noch mehr Leute zu erreichen und bei der Zusammenstellung der einzureichenden Unterlagen für einen Kühlschrank-Tausch zu unterstützen, führe wohl über die Ehrenamtlichen in den Gemeinden, glaubt Bußjäger und schlug vor, die Nachbarschaftshilfen einzubinden.

Zukünftig soll bei den Checks noch mehr Augenmerk auf Einsparungen bei der Heizung gelegt werden, die im Vergleich zum Strom bislang noch gering ausfallen. Mammach berichtete von einem "neuen Modul" in der Beratung. Es wird vor allem auch um Tipps für das Lüften und um das Abdichten von Fenstern gehen.

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