Einzelhandel:Lidl und Bittl blitzen in Haar ab

Einzelhandel: Der Hagebaumarkt an der Bundesstraße 304 zieht voraussichtlich 2019 aus.

Der Hagebaumarkt an der Bundesstraße 304 zieht voraussichtlich 2019 aus.

(Foto: Claus Schunk)

Der Discounter und der Sportartikelhändler würden gerne die frei werdenden Flächen des Hagebaumarkts nutzen. Ihre Pläne entsprechen aber nicht den Vorstellungen der Gemeinderäte

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Gemeinde Haar hat Plänen der Discounter-Kette Lidl und des Sportfachhändlers Bittl vorerst eine Absage erteilt, in Nachbarschaft zum Jagdfeldzentrum größere Märkte anzusiedeln. Beide haben die Einzelhandelsflächen im Blick, die voraussichtlich 2019 durch den Wegzug des Hagebaumarkts frei werden. Die Mehrheit aus SPD, Grünen und Freier Wählergemeinschaft sah im Bauausschuss des Gemeinderats aber kritisch, dass Gebäude lediglich modernisiert würden und die Struktur des Areals mit großem oberirdischen Parkplatz erhalten bliebe. Die CSU forderte vergeblich, die Märkte befristet auf etwa zehn Jahre zu genehmigen.

Anlass der Diskussion im Bauausschuss war ein Antrag von Lidl, für einen Teil des Grundstücks Münchner Straße 18 den Bebauungsplan zu ändern, um gemeinsam mit dem Partner Bittl Märkte ansiedeln zu können. Bei den Gemeinderäten schieden sich die Geister am Dienstagabend an der Frage, ob das mit den Zielen der Kommune vereinbar ist, die eben erst konkret formuliert worden sind.

Ende vergangenen Jahres verabschiedete der Gemeinderat einen Rahmenplan für die südliche Bebauung an der B 304, der großflächige Fachmärkte in dem Bereich vorsieht, aber auch eine vier- bis fünfgeschossige Bebauung an der B 304, um die große Straße städtebaulich zu fassen und einen Lärmschutz für hinterliegende Wohngebiete zu schaffen. Im Juni beschloss der Gemeinderat ein Einzelhandelskonzept, das helfen soll, die Geschäfte in der Mitte und in Nahversorgungslagen wie dem Jagdfeldzentrum zu stärken.

Beides aber - die im Rahmenplan formulierten Ziele wie die Stärkung des Jagdfeldzentrums - sieht die Verwaltung im Rathaus durch den Lidl-Vorstoß gefährdet. Der Discounter möchte seinen bestehenden, für das Jagdfeldzentrum als unverzichtbares Zugpferd geltenden Markt an die B 304 verlegen. Ein Norma-Markt könnte im Jagdfeldzentrum die Ladenfläche nutzen, solange der Mietvertrag läuft. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) warnte, die Investorenpläne wären "nicht folgenlos für das Jagdfeldzentrum". Auch sehe sie keine Weiterentwicklung des zentralen Areals, wie sie die Gemeinde im Rahmenplan skizziert habe. "Eine derart große, asphaltierte Fläche in der Mitte des Ortes entspricht nicht mehr den Anforderungen der Zeit", sagte sie zum Parkplatz. Die Gemeinde sei weiterhin offen für Gespräche, wenn Investoren und Grundstückseigentümer aufzeigen könnten, wie ihr Vorhaben als Schritt in Richtung der von der Gemeinde fixierten Ziele verstanden werden könne.

Dass bisher hinter den Kulissen schon ein Dreivierteljahr ohne greifbares Ergebnis verhandelt wurde, kreidete Dietrich Keymer (CSU) dem Rathaus an. Es drohe ein "Patt" und die Gemeinde könnte Ende 2019 mit leeren Händen dastehen, wenn der Baumarkt weg sei. Man könne die Eigentümer nicht zwingen, sagte er und warnte davor, den "sehr ambitionierten" Rahmenplan mit einem verbindlichen Bebauungsplan zu verwechseln. Die Gemeinde solle über eine "Zwischenlösung nachdenken". Er halte eine befristete Ansiedlung der Märkte für möglich.

Davor warnte Alexander Zill (SPD). Die neuen Märkte würden sich zur B 304 hin öffnen, weg vom Jagdfeldzentrum. Dieses würde geschwächt, womöglich mit Folgen für den Metzer, die Apotheke und den Bäcker dort. Weil schon mehrere Discounter an der B 304 lägen, würde damit kein neues Angebot geschaffen. Auch biete die Planung zu wenige Parkplätze an. Mike Seckinger (Grüne) rief zu weiteren Gesprächen auf. Würde die Gemeinde ihren Rahmenplan über Bord werfen, würde sie sich ihres "einzigen Instruments" berauben, die Entwicklung zu steuern.

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