Digitalfunk in München:Retter im Funkloch

Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste sollen sich in Zukunft digital verständigen - das klappt aber weder in U- und S-Bahn noch in der Allianz-Arena.

Susi Wimmer

Am kommenden Donnerstag wird Innenstaatssekretär Gerhard Eck den erweiterten Probebetrieb des Digitalfunks freigeben. Danach sollen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste auf digitaler Wellenlänge liegen.

Digitalfunk für Polizei und Rettungsdienste getestet

Als erste bayerische Region will München den Polizeifunk dauerhaft einsetzen.

(Foto: dpa)

Das neue Technikzeitalter wird sich allerdings recht schwierig gestalten: In der U- und S-Bahn, in größeren Gebäuden wie der Allianz-Arena oder auch der Messe Riem funktioniert der Digitalfunk nicht. Abgesehen davon ist die Feuerwehr noch nicht einmal mit den entsprechenden Geräten ausgestattet.

Wenn es darum geht, die Nase vorne zu haben, hebt man in München gerne den Finger: "Als erste bayerische Region" werde man hier den Digitalfunk-Probebetrieb dauerhaft einsetzen, teilt das Innenministerium mit. Die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, sprich Polizei, Feuerwehr und Rettungszweckverband, sollen sich künftig probehalber über Digitalfunk verständigen.

Im Gegensatz zur alten analogen Technik soll hier kein Buchstabensalat aus den Geräten kommen, sondern eine Sprachqualität ähnlich dem Handy erreicht werden. Der Funk ist bislang völlig abhörsicher, bei Großereignissen können sich beliebig viele Einsatzgruppen auf einer Welle zusammenschließen.

Bei einer bundesweiten Razzia etwa spricht der Einsatzleiter in Hamburg nur ein "Zugriff jetzt" in das Gerät, und deutschlandweit setzen sich alle Trupps zu Durchsuchungen in Bewegung. Bislang steckt der Digitalfunk aber in den Kinderschuhen fest, es hakt bei der Finanzierung. Rettungsdienste und die Feuerwehr sind teilweise nicht einmal mit den Geräten ausgestattet.

Und an manchen Orten herrscht ohnehin Funkstille: im kompletten U-Bahnbereich etwa. "Wir haben ein gut funktionierendes, analoges Funksystem", sagt MVG-Sprecher Christian Miehling. Eine Neuverkabelung des U-Bahnnetzes würde einen zweistelligen Millionenbetrag kosten, Insider sprechen von 25 Millionen. Deshalb sei entschieden worden, dass die Polizei im U-Bahnbereich weiterhin analog funken soll.

Das heißt, die Beamten laufen mit analogem wie digitalem Funkgerät und zusätzlich noch mit Handy durch München. Ein Umstand, der Jürgen Ascherl von der Deutschen Polizeigewerkschaft München nervt: "Jeder will, dass die Polizei bei ihm aktiv ist, aber keiner will zahlen." Wegen der Allianz-Arena und Messe Riem laufen die Gespräche.

"Wenn sich herausstellt, dass die Digitalfunk-Voraussetzungen nicht ausreichen, werden wir nachrüsten", sagt Dirk Sturny, Pressesprecher der Messe München. Man wolle fit sein für exponierte Veranstaltungen wie die internationale Schmuckmesse. Die Stahlbeton-Arena in Fröttmaning ist funktechnisch gesehen ohnehin problembehaftet. Hier hat man zur Verstärkung des alten Analogfunks extra Schlitzkabel installiert.

Nun arbeitet man an technischen Lösungen für das Digitalnetz. Bis nächstes Jahr März soll das komplette Münchner Präsidium auf Digitalfunk umgestellt sein und - nach einem High-End-Belastungstest - auch umgestellt bleiben. Die Beamten werden an der Neuerung allerdings schwer schleppen: Denn den alten, analogen Funkgeräte-"Knochen" werden sie so schnell nicht los.

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