Die nächste Amtsperiode wird spannend:Es gibt viel zu tun

Die Schwabinger Politik-Agenda ist eine Herausforderung.

Von Thomas Kronewiter

Abbrucharbeiten auf Großbaustelle "Schwabinger Tor" in München, 2013

Die Großbaustelle "Schwabinger Tor" soll die urbane Vergangenheit des Viertels wieder beschwören.

(Foto: Florian Peljak)

Es wird eine spannende Amtsperiode für die nach dem 16. März feststehenden, neuen Mitglieder des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann. Große Baugebiete gilt es mit der ehemaligen Funk- und der Bayernkaserne zu entwickeln, das neu entstehende Amateur- und Nachwuchszentrum des FC Bayern München im Nordteil der Fürst-Wrede-Kaserne gilt es zu begleiten. An der Leopoldstraße wird das Schwabinger Tor bald Gestalt annehmen und unter Beweis zu stellen versuchen, dass auch heute noch urbanes Bauen wie vor 100 Jahren möglich ist. Und zwischen den beiden Teilen des Englischen Gartens wird die Entscheidung fallen, ob der Isarring letztlich verbreitert wird, oder ob er - wie vom Bezirksausschuss vehement forciert - am Ende doch noch in einen Tunnel wandert.

Die Schwabinger Politik-Agenda auf fieberhaftes Bauen zu verengen, wäre aber zu kurz gesprungen - wiewohl diese Projekte im ohnehin dicht bebauten Stadtbezirk die Tagesordnung der Stadtteilpolitiker dominieren dürften. Die Frage muss vielmehr erweitert werden: Dass das Thema Lebensqualität in der Stadt erheblich emotionalisieren kann, hat sich beim Abriss der Kult-Kneipe "Schwabinger Sieben" ebenso gezeigt wie bei den fingierten Aktionen der "Goldgrund-Aktivisten", die provozierend vor einigen Monaten unter anderem einmal angekündigt hatten, ein Rendite-Objekt auf die Münchner Freiheit stellen zu wollen.

Nicht von ungefähr haben sich auch die Investoren des "Schwabinger Tors" beeilt, zu versichern, dass im neuen Quartier anstelle des Holiday-Inn-Hotels und des Metro-Markts nicht bloß Luxuswohnungen entstehen würden. In welche Richtung entwickelt sich die Stadt? Wie wollen die Münchner leben? Welche Steuerungsmöglichkeiten bleiben überhaupt der Politik angesichts dominierender Investoren? Diese die große Stadtpolitik derzeit beherrschende Frage spitzt sich in Schwabing idealtypisch zu - gerade in den teuren Spitzenlagen. Und das schließt Nachbarschaftskonflikte im dicht bebauten Kneipenviertel ausdrücklich ein.

Für Freimann bietet sich 15 Jahre nach der Perspektivenwerkstatt, dem aus dem Stadtbezirk heraus angestoßenen Dialog-Prozess zwischen Bürgern, Planern, Investoren und Eigentümern, eine ernsthafte Chance, damals auf dem Reißbrett konzipierte Wünsche in die Realität umzusetzen. So wird nicht nur der kaum genutzte Eisenbahn-Klotz, die alte Lokhalle, in Kürze durch eine Oldtimer-Welt und durch einen Baumarkt belebt. Es wird nicht nur die Freisinger Landstraße überplant und zum Teil auch schon bebaut. Vielmehr besteht mit dem gegenwärtig laufenden Ideenwettbewerb zur Bayernkaserne auch die Chance, weitere Infrastruktureinrichtungen zu bekommen.

Die dürften dem ganzen Stadtteil zugute kommen - bis hin zu einem neuen Gymnasium, das in diesem Teil des Münchner Nordens eine echte Lücke schließen könnte. Und die neue Durchlässigkeit anstelle des bis jetzt durch Mauern und Zäune gesicherten Kasernenareals wäre ein wichtiger Beitrag zur Überwindung der Freimanner Siedlungsinseln, die nach wie vor durch große Verkehrsachsen separiert sind. Nicht von ungefähr spricht der Bezirksausschuss-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD) im Falle Freimanns von einem "Stadtteil mit erheblichen Entwicklungspotenzialen".

Dass die ehrenamtlichen Politiker in einem derart dicht besiedelten Stadtbezirk immer wieder aufs Neue zwischenmenschliche Konflikte moderieren müssen, zeigen die nicht abreißenden Beschwerden über Gaststättenlärm in Altschwabing, zeigen Probleme mit dem immer größer werdenden Unterkunftszentrum an der Heidemannstraße, wo in der Bayernkaserne neben Flüchtlingen inzwischen auch in großem Stil Wohnungslose untergebracht werden. Gerade private Freimanner Initiativen zeigen aber auch, dass mit Engagement viel bewirkt werden kann: Kurse, Ausflüge, Begegnungen, Beratung - was Freiwillige dem steten Strom an Flüchtlingen zur Integration offerieren, ist aller Ehren wert.

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