Die Nachfolge von Johanna Rumschöttel bleibt erst einmal offen:Das erwartete Duell

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Christoph Göbel (CSU) geht mit einem deutlichen Vorsprung in die Stichwahl um den Posten des Landrats. SPD-Kandidatin Annette Ganssmüller-Maluche erreicht immerhin 28,4 Prozent. Grüne, Freie Wähler und die FDP sind abgeschlagen.

Von Günther Knoll und Martin Mühlfenzl

Sie müssen in die Stichwahl: Annette Ganssmüller-Maluche und Christoph Göbel. (Foto: Claus Schunk)

Das Werbematerial für die Stichwahl hatten sie schon am Freitag und am Samstag versandt, die Verantwortlichen der CSU und der SPD im Landkreis München hatten sich auch nicht geirrt: Im ersten Durchgang gab es am Sonntagabend keinen neuen Landrat oder Landrätin für den Landkreis München. Dass Christoph Göbel für die CSU das beste Ergebnis der insgesamt fünf Bewerber einfahren würde, war ebenso wenig überraschend wie die Tatsache, dass die SPD-Kandidatin Annette Ganssmüller-Maluche mit ihm in die Stichwahl kommen würde. Dass Göbel mit 42,7 Prozent aber dann doch deutlich unter der 50-Prozent-Hürde bleiben und dass Ganssmüller-Maluche auf 28,4 Prozent kommen würde, hatten auch Insider wohl so nicht erwartet. Über eine Achtungserfolg konnte sich Otto Bußjäger (10,3 Prozent) für die Freien Wähler freuen. Christoph Nadler (Grüne) hatte wohl insgeheim auf ein besseres Ergebnis als 13,2 Prozent erhofft und Tobias Thalhammer (FDP) blieb mit 5,4 Prozent der erwartete Außenseiter.

Gelassen nahm CSU-Landratskandidat Christoph Göbel das Ergebnis zur Kenntnis. "Ich habe immer mit einer Stichwahl gerechnet", sagte Gräfelfings noch amtierender Bürgermeister noch während der laufenden Auszählung. "Bei fünf Kandidaten ist es sehr wahrscheinlich, dass keiner im ersten Durchgang durchgeht." Allerdings war Göbel im Foyer des Landratsamtes auch ein wenig Nervosität anzumerken - als das Ergebnis aus Ismaning auf dem Bildschirm aufleuchtete, hielt er sich an seiner Frau Ochmaa fest. Im Laufe des Abends aber entspannten sich die Gesichtszüge des Kandidaten wieder; der Vorsprung vor seiner Konkurrentin Annette Ganssmüller-Maluche nahm kontinuierlich zu. Vor allem das Abschneiden in seiner Gemeinde freute Göbel: In Gräfelfing erzielte er mit 62,3 Prozent sein bestes Ergebnis. Annähernd so stark war er in Grünwald (61,4 Prozent). "Das ist eine sehr gute Ausgangsposition für die Stichwahl", sagte Göbel. Sorgen machte er sich nur wegen der geringen Wahlbeteiligung - diese sei meist zum Schaden der CSU.

Annette Ganssmüller-Maluche wollte das Ergebnis nicht kommentieren, ehe alle 29 Landkreiskommunen ausgezählt waren. Die ständigen Schwankungen zwischen 26 und 30 Prozent machten ihr sichtlich zu schaffen. Und auch die SPD-Unterbezirksvorsitzende Natascha Kohnen und der Landtagsabgeordnete Peter-Paul Gantzer wussten nicht so recht, ob sie sich freuen sollten oder nicht.

Nach der Auszählung kommentierte Ganssmüller-Maluche dann aber doch noch ihr Abschneiden. "Höchst zufrieden", sei sie. Schließlich habe sie der politische Gegner der CSU im Vorfeld der Wahl als "Zählkandidatin" abgetan. "Ich bin aber eine ernst zu nehmende Kandidatin", sagte Ganssmüller-Maluche. Dies unterstreicht ihr Ergebnis von 47,6 Prozent in ihrer Heimatgemeinde Ismaning. Die Geschichte, sagte sie, habe gezeigt, dass die SPD Stichwahl könne - zuletzt beim Sieg der scheidenden Landrätin Johanna Rumschöttel über den damaligen Amtsinhaber Heiner Janik.

Christoph Nadler (Grüne) konnte seinem Ergebnis vor allem eine positive Seite abgewinnen: In seinem Heimatort Taufkirchen habe ihn immerhin jeder Vierte gewählt. Insgesamt hätten die Grünen im Kreis das Ergebnis von 2008 wiederholt. Grund zum Jubeln hatten sie, als sie vom Abschneiden ihrer damaligen Bewerberin Susanna Tausendfreund bei der Bürgermeisterwahl in Pullach erfuhren. Ob die Grünen eine Empfehlung für die Stichwahl aussprechen werden, wollen sie laut Nadler an diesem Montag entscheiden.

Vor dieser Entscheidung stehen auch Otto Bußjäger und die Freien Wähler. "Das ist das beste Ergebnis für einen Kandidaten der Freien Wähler seit 1990." In Aying holte der Kandidat 28 Prozent. Ihm selbst sei der Erfolg auch Verpflichtung. Die Freien Wähler müssten gemeinsam entscheiden, ob sie eine Wahlempfehlung abgeben. "Wir werden uns in der kommenden Woche im Team zusammen setzen und entscheiden, ob und für wen wir eine Empfehlung abgeben", sagte Bußjäger. Tobias Thalhammer, Kandidat der FDP, strahlte durch das Foyer - und über sein Ergebnis von 5,4 Prozent. "Entgegen dem allgemeinen Trend meiner Partei", sagt er. "Geil" fand er Abschneiden in Neubiberg: mit 15,2 Prozent.

Ernst Weidenbusch, CSU-Landtagsabgeordneter und Kreisvorsitzender, sah das Duell in den nächsten 14 Tagen sportlich, seine Partei sei gewappnet: Das ist wie ein Elfmeterschießen bei der Fußball-WM." Natascha Kohnen versuchte es mit einer anderen Weisheit: "Stichwahlen haben ihre eigenen Gesetze."

© SZ vom 17.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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