Deutsch-polnischer Austausch:Dabei sein ist nicht mehr alles

Deutsch-polnischer Austausch: Ein Platz auf dem Treppchen ist bei der Europäischen Jugend-Olympiade (im Bild die Veranstaltung in Taufkirchen 2016) nicht mehr alles. Wichtiger: der Austausch mit den polnischen Partnerlandkreisen.

Ein Platz auf dem Treppchen ist bei der Europäischen Jugend-Olympiade (im Bild die Veranstaltung in Taufkirchen 2016) nicht mehr alles. Wichtiger: der Austausch mit den polnischen Partnerlandkreisen.

(Foto: Claus Schunk)

Nur 40 junge Sportler aus dem Landkreis reisen zur sechsten Jugend-Olympiade nach Wieliczka. Auch wenn alle den Austausch mit den polnischen Partnern loben, konkurriert die Veranstaltung zunehmend mit Wettkämpfen zuhause.

Von Pascal Grosch, Landkreis

Neue Runde, neues Glück: In diesem Jahr geht die "Europäische Jugend-Olympiade" zum sechsten Mal über die Bühne. Die Veranstaltung, bei der sich Kinder des Landkreises München mit Kindern der polnischen Partnerlandkreise Wieliczka und Krakau auf sportlicher Ebene messen, hatte ihren Anfang im Jahr 2000. Damals gab es die Veranstaltung jedoch nur im Landkreis München für die hiesigen Teenager. Erst 2004 bekamen die Wettkämpfe eine internationale Note, als zum ersten Mal Teilnehmer aus den polnischen Partnerlandkreisen mit an den Start gingen. Die gemeinsame Sportveranstaltung sollte damals die bereits etablierten Austauschtreffen der Kreisräte und Feuerwehren sowie den Austausch auf kultureller Ebene ergänzen.

Vor acht Jahren riefen die Verantwortlichen aus dem Nachbarland ein entsprechendes Pendant ins Leben. "Wir legen großen Wert auf die deutsch-polnische Freundschaft", betont Florian Ernstberger, der seit vielen Jahren Vorsitzender des Organisationskomitees ist. Bei den Wettkämpfen stehe nicht der Sport, sondern der internationale Austausch im Vordergrund. Obwohl sich vor zwei Jahren etwa 600 Jugendliche tolle Wettkämpfe lieferten, davon 70 aus Polen, denkt Ernstberger mit einem seltsamen Gefühl zurück. "Genau zu dieser Zeit war der Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum. Die Eltern waren da natürlich in großer Sorge", erinnert sich der Kreisrat der Freien Wähler (FW).

In diesem Jahr findet die Veranstaltung vom 28. Juni bis zum 2. Juli im Landkreis Wieliczka statt, genauer auf dem Campus Wielicki. "Das ist eine große, neue Schule mit tollen Sportmöglichkeiten. Die Kinder sind dort gut untergebracht", da ist sich Ernstberger sicher.

Aus dem Landkreis werden diesmal trotzdem nur an die 40 jugendliche Sportler die rund 900 Kilometer lange Busfahrt nach Wieliczka auf sich nehmen, um sich sportlich mit den polnischen Kindern zu duellieren. Die Reise wird vom Landkreis organisiert, der dafür 30 000 Euro ausgibt. Auf dem Programm stehen Wettkämpfe im Badminton, Fußball, Karate, Leichtathletik, Schach, Schwimmen, Tischtennis, Turnen und Volleyball. "Man kann sich das wie ein großes Sportfest vorstellen. Und es gibt wie bei einer richtigen Olympiade eine Eröffnungsfeier und auch Medaillen", erzählt Ernstberger und fügt an: "Es ist einfach eine tolle Sache. Alle Kinder sind begeistert. Die Veranstaltung ist gut organisiert und bietet ein buntes Rahmenprogramm."

Auch die Anforderungen der Schulen sind gewachsen

Dennoch ist die Teilnahmebereitschaft der Jugendlichen etwas zurückgegangen. "Dies liegt unter anderem auch daran, dass die schulischen Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler gewachsen sind", sagt Landratsamt-Sprecherin Franziska Herr. Außerdem seien zu dieser Zeit noch einige vereinseigene Wettkämpfe sowie regionale und auch überregionale Turniere, an denen sich die jungen Talente beteiligen.

Genau in diesem Dilemma steckt der SV Lohhof. 2010 beteiligte sich der Sportverein noch in den Disziplinen Beachvolleyball, Leichtathletik, Schwimmen und Streetball am internationalen Vergleich. 2014 gingen ebenfalls einige Schwimmer mit an den Start. Heuer steht die Teilnahme der Lohhofer allerdings auf der Kippe. Denn genau in diesem Zeitraum finden in Rosenheim die oberbayerischen Jahrgangsmeisterschaften im Schwimmen statt. Mitte Juli stehen dann bereits die bayerischen Jahrgangsmeisterschaften in Nürnberg an, für die sich die SV-Akteure noch qualifizieren wollen.

"Ich hoffe, dass sich noch einige Teilnehmer finden", sagt Vereinspräsidentin Brigitte Weinzierl, die auch im Ausschuss für Sport, Kultur und Partnerschaften des Kreistages sitzt. Auch für den Fall, dass den SV Lohhof in Polen sportlich niemand vertreten wird, reist Weinzierl als Organisatorin mit ins Nachbarland. "Ich empfinde es immer als Bereicherung. Die Leute sind wahnsinnig gastfreundlich und herzlich", lobt sie.

Eine ähnliche Stimmungslage herrscht im Lager des TSV Haar, der bereits zum dritten Mal Teilnehmer für die Leichtathletik-Wettkämpfe stellt. Die Turner des TSV sind zum zweiten Mal mit dabei. "Die Abteilungen finden es unglaublich belebend und positiv. Es geht nicht nur um den sportlichen Austausch, sondern auch darum, die persönlichen Kontakte zu pflegen", betont TSV-Geschäftsführer Ralf-Ulrich Machwirth. Darüber hinaus ist Andreas Syrowiecki als Trainer der Leichtathletik-Abteilung gebürtiger Pole. "Das erleichtert vieles. Er fungiert immer als Dolmetscher", sagt Machwirth.

Wenn im Sommer die sechste Auflage der "Europäischen Jugend-Olympiade" stattfindet, machen sich die Verantwortlichen bereits Gedanken über die Zukunft. Denn eines ist klar: "Die Veranstaltung hat Bestand und Tradition und wird es auch weiterhin geben", kündigt Florian Ernstberger an.

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