Damals in der Zeitung:13. Januar 1918

Die Mitarbeiter der Brauereien kämpfen um mehr Lohn. Arbeitgeber weisen auf Kriegsbelastungen hin

Es ist kalt in diesem Winter 1918. Dennoch lohnt "nachmittags" ein Spaziergang im Freien. Die Münchner Neusten Nachrichten empfehlen einen solchen am 13. Januar sogar explizit, und zwar in den Tierpark Hellabrunn. Denn dort biete sich derzeit ein "seltenes Bild" für die Besucher: "Löwen und Leoparden im Schnee." Wer es gerne ein bisschen wärmer hat, kann sich der "Liebe im Schnee" widmen. Die Operette von Ralph Benatzky wird an diesem Sonntag im Theater am Gärtnerplatz aufgeführt, während sich das Ensemble im Königlich Bayerischen Hof- und National-Theater dem Klassiker "Der Fliegende Holländer" widmet. Freilich ist nicht alles in diesem letzten Jahr des Ersten Weltkrieges vergnügungssteuerpflichtig. Die Angestellten der Münchner Brauerein etwa kämpfen um mehr Lohn. Nicht auf der Straße, sondern mit Vertretern der Arbeitgeber vor einem Schiedsgericht. Die Vertreter der Arbeitnehmer verweisen in den Verhandlungen auf die "steigende Teuerung der Lebenshaltung", während die Abgesandten der Brauereibesitzer aus Sicht der MNN "eingehend" darlegten, "dass die Lage der Brauereien im allgemeinen infolge der wirtschaftlichen Kriegsmaßnahmen und Kriegsbelastungserscheinungen durchaus nicht so günstig ist wie häufig angenommen werde". Dennoch können die Münchner Neuesten Nachrichten am 13. Januar den Durchbruch melden: Für das Jahr 1918 bekommen Männer von 1. Januar an in der Woche fünf Mark obendrauf, Frauen drei und Jugendliche zwei Mark. Von April an gibt es dann sechs Mark zusätzlich für die Männer, vier für die Frauen und drei für Jugendliche. müh

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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