Daimler kommt:"Wesentlich lieber als ein Schlachthof"

Daimler kommt: Wo ursprünglich Schweine und Rinder zerlegt werden sollten, werden in Zukunft Nutzfahrzeuge wie Lastwagen oder Unimogs gewartet und repariert.

Wo ursprünglich Schweine und Rinder zerlegt werden sollten, werden in Zukunft Nutzfahrzeuge wie Lastwagen oder Unimogs gewartet und repariert.

(Foto: Imago)

In Aschheim herrscht parteiübergreifend Erleichterung über die geplante Ansiedlung von Daimler. Mit dem Verkauf des Grundstücks an die Stuttgarter gelten die bisherigen Pläne endgültig als erledigt

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Mancher Aschheimer dürfte nun wieder ruhiger schlafen: Die latente Sorge, dass irgendwann doch noch ein Schlachthof am Rande der Gemeinde gebaut werden könnte, ist gebannt. Wie Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) vergangene Woche verkündete, wird der Stuttgarter Autobauer Daimler nach Aschheim kommen und sich auf dem Gelände ansiedeln, das einmal für den Schlachthof vorgesehen war. Daimler hat das Grundstück an der Klausnerstraße bereits gekauft und will dort sein neues Nutzfahrzeugzentrum für Südbayern errichten. In der Gemeinde zeigen sich viele darüber erleichtert. Sie hoffen, dass damit ein schwieriges Kapitel abgeschlossen ist.

Die hitzig geführte Debatte um eine mögliche Schlachthofansiedlung hat tiefe Gräben in Aschheim hinterlassen. Bis zuletzt hatten Anwohner geargwöhnt, die Investorengruppe um einen westfälischen Fleischhändler könne mit dem von ihr erworbenen Grundstück doch noch etwas vorhaben. Dass das Geschäft mit Daimler erfolgreich abgeschlossen ist, beruhigt viele; der Bauausschuss hat den Bebauungsplan einstimmig genehmigt. "Jetzt ist der Schlachthof nicht nur tot, sondern auch beerdigt", sagt Sabine Maier, die 2016 das Bürgerbegehren, das letztlich zum Bürgerentscheid gegen den Schlachthof führte, mitinitiiert hatte. So bleibe auch kein Hintertürchen mehr für ein solches Vorhaben.

Auch die Freien Wähler, die sich als einzige Partei im Aschheimer Gemeinderat vor dem Bürgerentscheid gegen den Schlachthofbau ausgesprochen und auf die Seite der protestierenden Bürger gestellt hatten, zeigen sich zufrieden mit der Entscheidung. "Das ist mir auf jeden Fall wesentlich lieber als ein Schlachthof", sagt Heinrich Broda, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Er sei zuversichtlich, dass die Gemeinde mit Daimler einen zuverlässigen Nutzer für die Zukunft gefunden hat. Das sieht sein CSU-Kollege Rolf Dettweiler, Fraktionssprecher seiner Partei im Gemeinderat, ähnlich. "Ich glaube, mit Daimler bekommen wir eine angesehene Firma in den Ort", sagt Dettweiler und äußert die Hoffnung, dass dies auch weitere Unternehmen motivieren könnte, nachzuziehen. Außerdem, sagt er, sei es wichtig gewesen, rasch jemanden für das Gelände zu finden, um in der Schlachthofdebatte geäußerten Vorwürfen entgegenzutreten.

Dem Vernehmen nach plant der Autobauer, in Aschheim sein Reparaturzentrum für die Sparte Nutzfahrzeuge für Südbayern neu aufzubauen. Dort könnten Lastwagen oder andere Nutzfahrzeuge repariert und dann wieder auf die Reise geschickt werden. Zu den näheren Bauplänen und deren zeitlichem Rahmen wollte sich Daimler am Dienstag noch nicht äußern. Es ist aber denkbar, dass auch Zulieferfirmen auf dem mehr als elf Hektar großen Gelände Platz finden.

Dass ein weiteres Unternehmen, zumal aus der Automobilbranche, auch zusätzlichen Verkehr rund um das Gewerbegebiet Südost mit sich bringen wird, ist unbestritten. Die Fläche, die sich bislang als freies Feld gegenüber den beiden großen Möbelhäusern erstreckt, ist von der Gemeinde als Gewerbegebiet ausgewiesen. "Um den Verkehr kommen wir nicht drumrum", sagt Broda. Durch Daimlers Nutzfahrzeugzentrum rechnen sich die Aschheimer Kommunalpolitiker aller Parteien jedoch weniger Verkehrsbelastung aus als durch andere Firmen, wie etwa Speditionen. Diese Überlegung teilt auch die Gruppe um Maier: "Ich denke, der Verkehr bei einem Reparaturbetrieb wird wesentlich geringer sein als er bei einem Schlachthof gewesen wäre."

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