Landkreis München:Gemeinsam für mehr Grün

Spaziergänger in der Fröttmaninger Heide in München, 2014

Ein wichtiger Erholungsraum ist die Fröttmaninger Heide, für deren Schutz sich die Kommunen im Heideflächenverein zusammengetan haben.

(Foto: Robert Haas)

Kommunalpolitiker und Planer wollen trotz des Wachstumsdrucks Erholungsflächen in der Region erhalten.

Von Christina Hertel, Dachau

Die Region München wächst und wächst. Die Folge: eigentlich bräuchte es von allem mehr: mehr Wohnraum, mehr Straßen, mehr Schulen, mehr Geschäfte. Aber auch: mehr Grün, mehr Parks, mehr Orte, an denen man durchschnaufen, zur Ruhe kommen kann. Ein Widerspruch - denn wo sollen grüne Oasen herkommen, wenn alles zubetoniert ist?

Bei einer Diskussion in der Technischen Universität München wollten Bürgermeister aus der Region, Landschaftsplaner und Architekten Antworten finden. Auch der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) war dabei.

Mit dem Thema Natur beschäftigen sich die Kommunen noch viel zu wenig. Das stellte zumindest der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) gleich zu Beginn fest. Stets gehe es um Wirtschaft, Wohnraum, Bildung und Verkehr. "Aber die Bürger fordern eben auch immer mehr Plätze ein, an denen sie sich erholen können." Auch in Kirchheim. So wollen die Bürger die Fläche rund um den Heimstettener See zum Naherholungsgebiet erklären und das auch offiziell in den Flächennutzungsplan hineinschreiben lassen.

Vorbildliche Vernetzung

Im Norden des Landkreises gibt es schon eine Vernetzung beim Thema Naherholung. Unter- und Oberschleißheim, Garching, Eching und Neufahrn haben sich zum Heideflächenverein zusammengeschlossen. Landschaftskonzepte entwickeln sie zusammen. Solche Initiativen hält Sören Schöbel-Rutschmann, Professor für Landschaftsarchitektur an der TU, für sinnvoll. Er betonte, dass einzelne Landkreise zu klein sind, um attraktive Landschaften zu schaffen - einzelne Kommunen sowieso. "Regionen sollten sich zusammentun, doch das wird noch zu wenig gemacht."

Dass die Grünflächen um Oberschleißheim herum so groß bleiben werden, wie sie jetzt sind, glaubt Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FW) allerdings nicht. Der Grund: Die Kommune will sich weiterentwickeln, weiterwachsen, denn sie braucht Geld. "Wir sind momentan die viertärmste Kommune im Landkreis", sagte Kuchlbauer. "Wir werden von den Gebieten etwas wegnehmen müssen."

Etwas drastischer drückte es der Dachaus Landrat Löwl aus. "Für Landschaft", sagte er, "kriege ich erst mal kein Geld." Nur, und darin waren sich beide Kommunalpolitiker einig, sollte das Wachstum in einem gemäßigten Rahmen ablaufen - nicht so wie in den vergangenen Jahrzehnten. Riesige Discounter, große Parkplätze - das könne sich keine Gemeinde mehr leisten. Außerdem betonte Löwl, dass keine Kommune ihr Grün gerne zubetoniere. "Gemeinden weisen Gewerbegebiete nicht aus, um reich zu werden, sondern um ihre Aufgaben erfüllen zu können."

Ein Kreislauf, den Böltl durchbrechen will. Er möchte keine neuen Gewerbegebiete ausweisen, sondern zunächst die leeren Flächen befüllen. Doch eigentlich, das wurde auf der Veranstaltung auch deutlich, sind gar nicht die Gewerbegebiete das Hauptproblem. Landrat Löwl betonte: "Für Infrastruktur und Gewerbe wurden in unserem Landkreis kaum Flächen verbraucht. Nur die Wohngebiete wachsen maßgeblich." Und dass immer mehr Wohnungen gebaut werden, liegt offenbar nicht nur daran, dass immer mehr Menschen in den Großraum München ziehen. "Der Einzelne braucht viel mehr Platz als vor 50 Jahren", stellte Christian Breu vom Regionalen Planungsverband München fest. Mehr als die Hälfte der Münchner würden alleine in einer Wohnung leben.

Landkreise sollen kooperieren

Was können die Kommunen also tun? Vor allem, so Breu, müssten die Grünflächen erhalten bleiben. "Verdichtung sollte mit Augenmaß erfolgen." Landschaftsarchitekt Sören Schöbel-Rutschmann schlug vor, dass das Wachstum einer Kommune sich an den natürlichen Strukturen der Landschaften und an den ursprünglichen Dorfkernen orientieren solle. Also: Nicht einfach historische Gebäude oder Flüsse zubauen. Außerdem sollten sich mehrere benachbarte Landkreise für die Erhaltung ihrer Landschaften zusammentun.

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