Dach des Eso-Planetariums:Der Sternenhimmel schwebt ein

Dach des Eso-Planetariums: Ein Spezialkran hebt das Dach des neuen Eso-Planetarium an seinen Platz.

Ein Spezialkran hebt das Dach des neuen Eso-Planetarium an seinen Platz.

(Foto: Frener & Reifer Fassaden)

Ein Kran hebt das Dach des neuen Garchinger Planetariums an seinen Platz. Es wird später die Sternbilder zeigen, die auf der Südhalbkugel zu sehen sind.

Von Gudrun Passarge

Die Stadt Garching ist seit Dienstag um einen Sternenhimmel reicher. Gleich einem 17 Meter großen Ufo schwebte eine 22-Tonnen-Stahlkonstruktion auf das Gebäude mit dem passenden Namen Supernova. Doch bis das Planetarium mit dem aufgesetzten Südsternhimmel die ersten Besucher einlässt, wird es bis Ende 2017 dauern, so die Angabe der Eso (European Southern Observatory).

Dann sollen Schülergruppen und alle, die sich für das Universum interessieren, viel zu sehen bekommen, unter anderem den Südhimmel, wie er über dem Observatorium in Chile zu sehen ist - mit Sternbildern wie dem Schiffskiel (Carina) oder dem Fliegenden Fisch (Volans) und natürlich auch mit dem Kreuz des Südens (Crux).

22 Tonnen Stahl warten auf den Höhenflug

Kurz nach 11 Uhr am Dienstagmorgen. Unter einem Dach am Gebäude der Eso steht eine kleine Gruppe von Menschen, gut geschützt vor dem Regen. Alle Blicke sind auf die Baustelle der Supernova gerichtet. Ein 500-Tonnen-Kran hat sich in Stellung gebracht. Acht Stahlseile verbinden ihn mit der Kuppel, die einen Teil des Südhimmels abbildet. 22 Tonnen Stahl warten auf ihren Höhenflug.

Michael Fischnaller ist ein wenig nervös. Der technische Objektleiter der Firma Frener und Reifer, die die Kuppel gebaut hat, wartet gespannt darauf, dass es los geht. Fabian Reckmann dagegen will lieber noch ein wenig warten, denn im Westen klart es auf und dann könnte die Drohne doch noch fliegen und alles aufnehmen.

Der Eso-Projektleiter für die Supernova hat viel Energie darauf verwendet, die Genehmigung für die Drohne einzuholen, denn der Garchinger Campus liegt wegen der Nähe zum Flughafen und der Nachbarschaft zum Forschungsreaktor im Flugbeschränkungsgebiet. "Normalerweise dauert es zwei Wochen, so eine Genehmigung zu bekommen", sagt Reckmann. Er hat es in zwei Tagen geschafft. Kurz vor 12 Uhr stoppt die Flut von oben und der Kran zieht an.

Vier Transporter haben die Einzelteile gebracht

Mit vier Transportern hat die Firma Frener und Reifer aus Brixen die Einzelteile angeliefert und auf der Baustelle zusammengesetzt. Sie hat Erfahrung mit solch außergewöhnlichen Baustellen, so hat sie beispielsweise auch an der Fassade der BMW-Welt mitgearbeitet. Das Glas, es kommt aus Baden-Württemberg, wird erst von Montag an eingesetzt. 204 Quadratmeter, 263 Einzelscheiben, "jede ist anders", sagt Fischnaller.

Zusammen mit seinem Kollegen und Projektleiter Stefan Gasser hat er jede Menge Zahlen parat. Die Konstruktion wurde aus 446 Einzelträgern zusammengeschweißt. Auch für die Entwässerung hat sich Frener-Reifer etwas einfallen lassen. "Sollte Wasser infiltrieren, läuft es kontrolliert ab", erklärt Gasser. Dafür habe man eine zweite Entwässerungsebene aus Edelstahl entwickelt. Insgesamt gibt es 148 Knotenpunkte, die als Kugeln ausgebildet sind. 95 von ihnen sind mit Licht belegt und symbolisieren Sterne des Südhimmels. Verbunden sind sie mit LED-Streifen, sodass im Planetarium die Sternbilder als Ganzes gezeigt werden können.

Die Drohne hebt doch noch ab

Der Kran leistet ganze Arbeit. Er hievt den Sternenhimmel fast 20 Meter hoch, setzt ihn dann auf 16 Metern Höhe ab. Er verschwindet von unten gesehen ganz hinter der geschwungenen Betonfassade, die Frener-Reifer später mit Aluminium-Elementen verkleiden wird. Für die Fassade hat eine Firma in Maisach 700 verschiedene Schalelemente aus Holz gefertigt, um den Beton in Form zubringen. Bisher verlief alles nach Plan, sagt Reckmann. Er strahlt, weil die zwei Studenten der TU die Drohne doch noch fliegen lassen konnten. Die Bilder werden bald ins Netz gestellt - unter www.sopernova.eso.org.

Supernova

Ein einzigartiges Himmelsspektakel stand Pate für den Entwurf der Architekten Bernhardt und Partner (Darmstadt). Ein Doppelsternsystem, bei dem ein weißer Zwerg, also ein extrem masseverdichteter Stern am Ende seines Lebens einem anderen Stern Masse abzieht. Bis es zur Explosion kommt, also zur Supernova. Diese Supernova wird die Heimat des Planetariums in Garching, das die Klaus-Tschira-Stiftung erbaut. Betreiber wird die Eso (European Southern Observatory) sein. Geplant ist ein Astronomie-Erlebniszentrum auf 2000 Quadratmetern mit interaktiver Wissensvermittlung. Hauptzielgruppe sind Kinder und Schulklassen. Ob es auch Teleskope geben wird, um den Garchinger Nachthimmel zu beobachten, ist noch nicht geklärt. pa

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: