Champions League in München:Die Ultras sind da

"High-Risk-Spiel": Schwarz gekleidet, mit Kapuzen und Sonnenbrillen - so sind etwa 600 gewaltbereite Fans aus Basel in München angekommen. Die Polizei weicht ihnen nicht von der Seite.

Susi Wimmer

Es ist ein "High-Risk-Fußballspiel", die Begegnung an diesem Mittwochabend in der Champions League zwischen dem FC Bayern München und dem FC Basel. Hunderte gewaltbereite Fans werden in München erwartet. Ihr Ziel: Rache an den Bayern-Fans.

FC Schalke 04 - FC Basel

Champions League in München: Die Polizei erwartet etwa 800 gewaltbereite Fans des FC Basel. (Archiv)

(Foto: ddp)

Die Polizei in der bayerischen Hauptstadt versucht derzeit alles, um aus dem "High-Risk-Spiel" eine "Low-Risk-Veranstaltung" zu machen. Pünktlich um 8:40 Uhr ist der erste Sonderzug mit den Ultras aus der Schweiz am Hauptbahnhof eingefahren. Das Aufgebot an Polizei lässt bereits erahnen, dass die Beamten an diesem Tag nichts dem Zufall überlassen wollen.

Bevor die schwarz gekleideten Fans, die Kapuzen und Sonnenbrillen tragen, in der Schweiz überhaupt in den Zug einsteigen durften, hatte die Bundespolizei aus Stuttgart zusammen mit den Schweizer Kollegen eine Vollkontrolle angeordnet: Kein Fan wurde ohne Durchsuchung in den Zug gelassen.

Dabei wurde nach Polizeiangaben ein Ultra in Gewahrsam genommen - wegen eines Flaschenwurfes auf die Polizei. Bei einem anderen wurden Drogen gefunden, auch für ihn war damit die Reise noch vor Beginn beendet. Auffallend bei der ersten Kontrolle war, dass keine Waffen oder Feuerwerkskörper gefunden wurden. Dafür sind die Ultras aus Basel eigentlich bekannt. Angeblich sei die Kontrolle in Basel auf einer Homepage angekündigt worden.

Bei der Ankunft in München wurde das Gleis 12 am Hauptbahnhof dann kurzerhand zur Sicherheitszone umfunktioniert. Die aussteigenden Fans wurden komplett eingekesselt von den Beamten. Der Bahnsteig wurde gesperrt und jeder Passagier musste einzeln durch die Kontrolle. Wer sich weigere, könne gleich wieder in den Zug einsteigen und zurückfahren, so die klare Ansage von Berti Habelt, dem Pressesprecher der Bundespolizei.

Frauen mussten sich ausziehen

Für die Frauen wurde ein extra Zelt aufgestellt, diese mussten sich teilweise komplett ausziehen. Die Polizei begründete das Vorgehen damit, dass vor allem die weibliche Szene bekannt dafür ist, Feuerwerkskörper oder Waffen am Körper zu verstecken. Bis 10 Uhr dauerte die Einzelkontrolle der etwa 600 Schweizer Ultras. Gefunden wurde auch hier nichts. Ein Fan wurde in München festgenommen, wegen Widerstandes gegen die Polizei. Laut Sabine Stein, der Leiterin Ermittlungsdienste bei der Bundespolizei, muss dieser nun eine Sicherheitsleistung hinterlegen, sonst wandert er vorläufig in eine Gefängniszelle.

Derzeit sind die Ultras unterwegs in Richtung Innenstadt. Dabei werden sie weiterhin streng von den rund 1100 Beamten, die im Einsatz sind, bewacht und eskortiert. Eines soll nämlich unbedingt verhindert werden, dass die laut Polizei international gefürchtete Schweizer Ultraszene mit Gruppierungen wie "Inferno Basel" oder "Nr. 12" auf die rund 300 Münchner Ultras von der "Schickeria" trifft, so lautet das Credo von Einsatzleiter Günter Süßbrich.

Dass sich die Ultra-Fans der beiden FCBs nicht grün sind, ist nicht neu: Zuletzt gingen die Schläger beim Hinspiel in Basel in der Innenstadt aufeinander los. Die Bayern-Fans sagen, sie seien von den Baselern angegriffen worden und hätten sich zur Wehr gesetzt. Als die Polizei eintraf, waren die Baseler weg - und etwa 60 Bayern wurden festgenommen. Beim Rückspiel habe man eine Rechnung zu begleichen, tönten damals schon die Fans.

Die Polizei will nun abwarten, wie sich die Fans weiter verhalten. Da bei den Kontrollen keine Waffen oder Feuerwerkskörper gefunden worden sind, gehen die Beamten davon aus, dass sich die Ultras woanders eindecken wollen. Gerüchten zufolge sei sogar ein Lkw aus der Schweiz unterwegs, der den Fans in München die Dinge nachbringen soll. Die Polizei konnte das bislang allerdings nicht bestätigen.

Fest steht, dass einige polizeibekannte Führungsköpfe der Szene nicht im Zug waren. Diese sind vermutlich mit dem Auto nach München unterwegs und wer weiß, was sie im Kofferraum haben.

Die Polizei bleibt den ganzen Tag über in Alarmbereitschaft. Im Vergleich zu einem "normalen" Risikospiel sind an diesem Champions-League-Tag ein Drittel mehr Beamte im Einsatz. Die Anspannung wird wohl erst weit nach dem Schlusspfiff abfallen.

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