Bundeswehruni Neubiberg:Rasender Phönix

Bundeswehruni Neubiberg: In einer Werkstatt im hintersten Winkel der Bundeswehruniversität arbeitet das Athene Racing Team an seinem Rennwagen.

In einer Werkstatt im hintersten Winkel der Bundeswehruniversität arbeitet das Athene Racing Team an seinem Rennwagen.

(Foto: Claus Schunk)

Das Bauen von Rennwagen hat an der Bundeswehruniversität Tradition. Mit ihrem neuesten Prototypen wollen die Studenten beim "Formula Student East"-Wettbewerb punkten - es geht aber nicht nur um Geschwindigkeit

Von Daniela Bode, Neubiberg

Der Weg führt einmal quer über das Gelände der Bundeswehruniversität in Neubiberg. Dort steht es dann in einer Werkstatt. 3,20 Meter lang, 1,50 Meter breit, schnittige Form, das Fahrzeuggestell liegt tief auf dem Boden, die Carbon-Hülle ist mit einer Folie aus Tarnfarben überzogen. Irgendwie sieht das spacige Gefährt aus wie ein Mittelding zwischen Formel-1-Wagen und Go-Kart. Nur, dass dieses Rennauto nicht professionelle Autobauer konstruiert haben, sondern Studenten der Bundeswehruni. Ein Team rund um Maximilian Euler, Leiter der Marketing-AG des Athene Racing Teams.

So nennt sich die Gruppe aus etwa 30 jungen Technikern, die damit im Juli am Konstruktions-Wettbewerb "Formula Student East" in Ungarn teilnimmt. Dort messen sich Studenten aus ganz Europa mit ihren selbstgebauten Rennfahrzeugen und werden von einer Fachjury beurteilt.

Dass Studenten eigene Rennwagen bauen, hat an der Bundeswehruniversität mittlerweile Tradition. Das Racing Team wurde 2011 gegründet und hat seitdem immer wieder an Wettbewerben teilgenommen, etwa am Hockenheimring. Phönix ist der neueste Prototyp - die Studenten benennen ihre Fahrzeuge stets nach Figuren der griechischen Mythologie. Sie entwickelten auch ein Auto mit Verbrennungsmotor und ein Elektro-Fahrzeug.

Einige studieren auch Sozialwissenschaften

"Es ist eine tolle Erfahrung", sagt Euler. Die Studenten schätzen es, die Theorie aus dem Studium beim Autobau anzuwenden. "Aerodynamik, Strömungsmechanik, Schweißen - das nehmen wir alles im Studium durch, hier können wir das Gelernte praktisch umsetzen", sagt Manuel Kalle, Leiter der AG Chassis, der wie die meisten im Athene Racing Team Maschinenbau studiert. Die zweite große Gruppe sind Luft- und Raumfahrttechniker, manche wie Euler studieren auch Medien und Management oder Staats- und Sozialwissenschaften. Ihnen gefallen auch die Teamarbeit und die internationalen Begegnungen auf den Wettbewerben.

"Es wird nur Englisch gesprochen", sagt Euler. Wichtig ist ihnen auch der Wissenstransfer, denn das Team besteht aus fünf AGs: Motor, Fahrwerk, Chassis, Sekundärantrieb sowie Marketing und Finanzen. "Da ist jede AG auf die Informationen der anderen angewiesen, damit alles funktioniert", sagt Euler.

Bei einem derart großen Projekt sind Ausdauer und Begeisterung gefragt. Zumal die Studierenden eigentlich nicht viel Zeit haben, da sie in Trimestern studieren, nur von Juli bis September vorlesungsfreie Zeit haben und sich nicht wie manch andere Studenten ein Jahr Auszeit nehmen und sich nur dem Renn-Team widmen können.

Seit etwa einem Jahr tüfteln die Nachwuchskonstrukteure an dem Rennwagen. Erst entwarfen sie das Fahrzeug am Rechner. "Das wichtigste waren die Fahrwerkspunkte", sagt Fahrzeugleiter Michell de la Torre. Von ihnen hängt ab, wie der Rahmen konstruiert wird. In diesem April starteten sie dann mit dem Bau. Da waren auch Nachtschichten angesagt. Es sei schon vorgekommen, dass er seinen Kommilitonen noch um halb zwölf in der Nacht Kaffee in die Werkstatt gebracht habe, sagt Euler.

Die Leistung soll bei 30 bis 40 PS liegen

Mittlerweile steht fast alles: der Stahlgitterrohrrahmen, die Hülle; Front- und Heckflügel sowie der Diffusor, die für die Aerodynamik des Fahrzeugs verantwortlich zeichnen. Letztere müssen nur noch montiert werden. Die Idee für das Design in digitalem Tarndruck der Bundeswehr stammt von Euler. "Wir wollten einfach mal was anderes machen, was Cooles", sagt er. Das Team hat auch mehrere Sponsoren gewonnen. Der Motor etwa stammt vom österreichischen Motorradhersteller KTM.

Klar, dass sich die Studenten bei so viel Engagement hohe Ziele gesetzt haben: Sie hoffen, bei der Leistung auf 30 bis 40 PS zu kommen. Auch bei der Beschleunigung von Null auf 100 Kilometer pro Stunde sind sie ehrgeizig. "Wir wollen unter fünf Sekunden sein", sagt de la Torre. Dabei wird es bei dem Wettbewerb gar nicht allein auf solche Faktoren ankommen. Vielmehr gibt es neben den dynamischen Disziplinen wie Beschleunigung und Fahrwerk auch die Kategorie Statics, bei der etwa der Businessplan und der Kostenbericht unter die Lupe genommen werden.

Die Studenten sind guter Dinge. Im Juli, wenn die vorlesungsfreie Zeit beginnt, steht noch eine heiße Phase an. Dann muss der Motor auf Vordermann gebracht werden. Er ist derzeit ausgebaut, weil das Einspritzen noch nicht so funktioniert, wie es sollte, sagt de la Torre. Zur Motivation hängt in der Werkstatt eine Auszeichnung eines früheren Athene-Racing-Teams der Bundeswehruniversität, das damals in der Kategorie Kosten den ersten Platz machte. "Da wollen wir auch hin", sagt Euler.

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