Bundesverdienstkreuz:Wem Ehre gebührt

Bundesverdienstkreuz: Für ihr ehrenamtliches Engagement bekamen drei Landkreisbürger das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Für ihr ehrenamtliches Engagement bekamen drei Landkreisbürger das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

(Foto: Imago/Stefan Hässler)

Einsatz für Menschen in Nöten und eine intakte Natur: Cornelia Fahrner, Erna Pletschacher und Walter Straub erhalten hohe Auszeichnung.

Von Vinzenz Neumaier

Die Liste der Ehrenträger war lang. Neun Auszeichnungen für besondere Verdienste in der kommunalen Selbstverwaltung standen auf dem Programm. Außerdem warteten 19 Ehrenzeichen für Leistungen um das Bayerischen Rote Kreuz (BRK) und ein Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten auf Empfänger. Ernst Weidenbusch, CSU-Landtagsabgeordneter und am Donnerstag in seiner Funktion als Stellvertreter des Landrats im Einsatz, hatte also viel zu tun.

Bundesverdienstkreuz: Cornelia Fahrner aus Unterschleißheim bekommt vom stellvertretenden Landrat Ernst Weidenbusch (rechts) das Bundesverdienstkreuz überreicht.

Cornelia Fahrner aus Unterschleißheim bekommt vom stellvertretenden Landrat Ernst Weidenbusch (rechts) das Bundesverdienstkreuz überreicht.

Am Ende der Veranstaltung, die im Festsaal des Landratsamts stattfand, überreichte Weidenbusch drei Bundesverdienstkreuze, die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik, an Ehrenamtliche aus dem Landkreis München. Unter den Empfängern: Cornelia Fahrner. Sie wohnt in Unterschleißheim und engagiert sich in der dortigen Bereitschaft des BRK. 1982 trat sie dem Roten Kreuz bei. Sie ist also seit mehr als 35 Jahren ehrenamtlich aktiv. Anfangs fuhr Fahrner Rettungsdienst. Unter der Woche von 18 Uhr bis Mitternacht. Am Wochenende schob sie dann noch mal acht Stunden Schichten im Krankenwagen. Nebenbei machte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester. Ihr Engagement beim Rettungsdienst sei eine "super Fortbildung" gewesen, sagte sie bei der Verleihung des Verdienstkreuzes.

Dann kam der Umzug an die Front aller Münchner Rettungssanitäter: das Oktoberfest. "Der erste Wiesn-Einsatz ist was Besonderes", so Fahrner. In den Achtzigerjahren arbeiteten Sanitäter auf der Wiesn noch in Containern und die amerikanische Militärpolizei verprügelte betrunkene Soldaten mit Schlagstöcken. Das hinterließ Wunden, um die sich Fahrner kümmern musste. Noch heute ist die 57-Jährige auf dem Oktoberfest aktiv. Verändert hat sich nicht viel. Verletzte gibt es immer noch. Jetzt treten Menschen aber eher in Scherben, anstatt mit einem Prügel malträtiert zu werden. Besonders oft versorgt das BRK Australier mit Flip-Flops oder junge Frauen mit leichten Ballerinas.

Die Einsätze sind kein Stress, sondern Freude

Bundesverdienstkreuz: Erna Pletschacher (2. v. links) und Walter Straub (2.v.rechts) aus Oberhaching bei der Ehrung im Landratsamt.

Erna Pletschacher (2. v. links) und Walter Straub (2.v.rechts) aus Oberhaching bei der Ehrung im Landratsamt.

Fahrner kümmert sich jetzt um die Organisation. Sie leitet den Behandlungsraum des Roten Kreuzes auf dem Oktoberfest und kontrolliert dort unter anderem betrunkene Patienten in der Ausnüchterungszelle. "Ich bin da, damit alles so läuft, wie es laufen soll", sagt sie. Bei Fahrners Einsätzen auf der Wiesn beginnt der Tag um 9 Uhr und endet irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr morgens. Trotzdem bereiteten ihr die Einsätze keinen Stress, sondern Freude. Denn: "Auf der Wiesn sieht man Sachen, die man sonst nicht sieht." Getroffen zeigt sich Fahrner, dass künftig die Kollegen der Aicher-Ambulanz das BRK auf der Wiesn ablösen sollen.

Erna Pletschacher trägt bei der Verleihung ihres Bundesverdienstkreuzes am Donnerstagabend Blumen am Revers. Mehr als 25 Jahre lenkte sie die Geschicke der Oberhachinger Ortsgruppe des Bundes Naturschutz. Sie kämpfte dort für den Umweltschutz. Schon in ihrer Kindheit lernte sie die Natur lieben. Zusammen mit ihren Eltern wanderte sie, mit dem Rucksack auf der Schulter, durch die Dolomiten. Ihr Vater erklärte ihr in den Isarauen die verschiedenen Vogelgesänge. Die geborene Münchnerin zog 1979 nach Oberhaching. Sie fühlte sich sofort wohl am Ort. Die Natur faszinierte sie. Besonders der Hachinger Bach hat es ihr angetan. Dort, so erzählt sie, siedelten Menschen seit 4500 Jahren, früher hätten Reiter ihre Pferde am Bach getränkt. 1990 übernahm sie den Vorsitz der Ortsgruppe Oberhaching, den die heute 76-Jährige auch bis 2015 innehatte. Pletschacher bewegte in ihrer Amtszeit viel in Sachen Umweltschutz. 2009 demonstrierte sie gegen einen Autobahnring Süd. Der Bund Naturschutz baute Informationsstände auf und organisierte Demonstrationen.

Die Ansichten an kommende Generationen vermitteln

Bei einer spontanen Demo kamen mehr als hundert Menschen. "Wir haben dann auf die schnelle Schilder gemalt", erinnert sich Pletschacher. Auch für eine bessere Mülltrennung in Oberhaching setzte sie sich ein. Politisch aktiv werden, etwa bei den Grünen, kam Pletschacher nie in den Sinn. Sie engagierte sich beim Bund Naturschutz, weil dieser überparteilich ist.

Mehrere Leitz-Ordner sind wohl schon zusammengekommen, schätzt Walter Straub. 30 Jahre lang war er in der Oberhachinger Ortsgruppe des Bundes Naturschutzes aktiv, viele Jahre als Schatzmeister, da sammelt sich Papierkram an. Bei der Verleihung am Donnerstag trägt er schlichten Trachtenjanker. Das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement hält er fast für "zu viel des Guten." Im Zweiten Weltkrieg zogen seine Eltern in ein kleines Dorf bei Würzburg. Dort spielte Straub auf Wiesen und Äckern. So lernte er die Umwelt kennen. Deshalb lautet sein Credo: "Die Natur ist allgegenwärtig und muss geschützt werden." Das brachte ihn zum Bund Naturschutz. Seine Ansichten wolle er den kommenden Generationen vermitteln. Straub bastelte mit Schulkindern Boote aus Müll, stellte Solarzellen und kleine Motoren hinein und lies sie schwimmen. Auch bei einer Ausstellung im Rathaus war er beteiligt. Was war das Thema? Straub kann sich nicht mehr erinnern. "Irgendwas mit Pflanzen, ist zu lange her."

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