Die Bundestagskandidaten:Offizier der alten Schule

Die Bundestagskandidaten: Gerold Otten hat Karriere bei der Bundeswehr gemacht. Der Putzbrunner will sicherheitspolitischer Sprecher seiner Partei im Bundestag werden.

Gerold Otten hat Karriere bei der Bundeswehr gemacht. Der Putzbrunner will sicherheitspolitischer Sprecher seiner Partei im Bundestag werden.

(Foto: Claus Schunk)

AfD-Direktkandidat Gerold Otten rechnet sich Chancen auf einen Sitz im Parlament in Berlin aus.

Von Bernhard Lohr, Putzbrunn

Gerold Otten schaute in Putzbrunn mal beim Fischessen der CSU vorbei. Es war das übliche Stelldichein des Ortsverbands. Auch der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn war angeblich da. Doch niemand nahm richtig Notiz von Otten und er kam auch nicht groß mit jemandem ins Gespräch. Sein Gesicht ist selbst in seinem Heimatort Putzbrunn vielen nicht bekannt. Das möchte der Mann von der AfD möglichst schnell ändern. Mit Platz acht auf der Landesliste Bayern der Rechtspopulisten rechnet sich Otten gute Chancen aus, im September in den Bundestag einzuziehen und künftig als sicherheitspolitischer Sprecher seiner Partei im Verteidigungsausschuss das Wort erheben zu können. Dort könnte er dann auf den Wehrexperten Florian Hahn treffen - den anderen Putzbrunner in Berlin.

Der 61-jährige Otten wuchs in einem sozialdemokratischen Elternhaus in Bremerhaven auf. Der Vater war Ingenieur an einer Werft und Gewerkschafter. Den Sohn zog es damals politisch zur Mitte. Er trat 1989 unter dem Eindruck des Mauerfalls in die FDP ein. Hans-Dietrich Genscher habe ihn als politische Figur angezogen, sagt Otten. Er machte Karriere bei der Bundeswehr und ging 1994 als Ausbilder nach England, um 1997 beim Rüstungskonzern MBB in Ottobrunn anzuheuern.

Der 61-jährige Oberst der Reserve spricht sich gegen Auslandseinsätze aus

Die Wandlungen des Unternehmens über Dasa bis zu Airbus machte er mit. Otten arbeitet heute im Vertrieb des Unternehmens und ist im Vertriebsteam für den Eurofighter viel unterwegs. Er ist international beschlagen, ist beruflich viel nach Asien gereist. Parallel ist er Oberst der Reserve an der Offiziersschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck. Bei der AfD engagierte sich Otten schon unter dem Parteigründer und Euro-Kritiker Bernd Lucke. Auch zu dessen Zeit formulierte der Putzbrunner verteidigungspolitische Eckpunkte der Partei. Er war Mitgründer des Kreisverbands München-Land, der heute 125 Mitglieder zählt und den er gemeinsam mit Torsten Probst führt.

Politisch setzt sich Otten für eine Stärkung der Bundeswehr als nationale Armee ein. Eine EU-Armee lehnt er ab, wie er überhaupt klare Grenzen bei der europäischen Zusammenarbeit zieht. Und der verteidigungspolitische Sprecher seiner Partei outet sich als Gegner von Auslandseinsätzen: "Ich war von Anfang an gegen den Einsatz in Afghanistan." Er glaube nicht, dass dieses Land von außen befriedet werden könne. Die Bundeswehr solle sich auf ihren grundgesetzlichen Auftrag konzentrieren: die Landesverteidigung. Otten gibt sich weltoffen und räsoniert gerne über die Rolle, die ein Land wie Deutschland mit einem Anteil von nur einem Prozent an der Weltbevölkerung international spielt.

Die Antworten des Kandidaten Otten lassen sich im Wahlprogramm nachlesen. Er fordert, Deutschland müsse sich gegen Flüchtlinge wappnen, Grenzen schließen und diese effektiv kontrollieren. Otten sieht die EU so wie sie in den frühen Jahren sich darstellte als Ideal an, preist das "Europa der Vaterländer" und das Prinzip der Subsidiarität, das eine stärkere Rolle der Nationalstaaten mit sich bringen würde. Bei Otten heißt das: die Vielfalt in Europa bewahren.

Vom umstrittenen US-Präsidenten Donald Trump distanziert sich Otten nur vage. Zu diesem habe er "kein besonderes Verhältnis". Den Atomausstieg hält Otten für überstürzt. Mit diesem sei "für die Menschen hier im Land nichts erreicht worden". Dass der Mensch "einen Anteil" am Klimawandel hat, hält Otten aber für "unbestreitbar".

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