Bürgermeisterwahl in Baierbrunn:Kompetenz versus Visionen

Bürgermeisterwahl in Baierbrunn: Vorstellungsrunde in Baierbrunn: die Kandidat der Bürgermeisterwahl (v.l.): Peter Tilmann, Wolfgang Jirschik, Moderatorin Maria Karl-Bourdillon und Felix Maiwald.

Vorstellungsrunde in Baierbrunn: die Kandidat der Bürgermeisterwahl (v.l.): Peter Tilmann, Wolfgang Jirschik, Moderatorin Maria Karl-Bourdillon und Felix Maiwald.

(Foto: Claus Schunk)

Vor der Abstimmung am kommenden Sonntag schärfen die Kandidaten bei einer Podiumsdiskussion ihr Profil.

Von Udo Watter, Baierbrunn

Den Showdown zu dritt hat niemand so packend inszeniert wie der Regisseur Sergio Leone in seinem Italowestern-Klassiker "The Good, the Bad and the Ugly". Wolfgang Jirschik, Felix Maiwald und Peter Tilmann waren im Pfarrsaal St. Peter und Paul aber zunächst mal der Alte, der Blaue und der Rote.

Die drei Baierbrunner Bürgermeisterkandidaten, die natürlich nichts gemein haben mit rauchenden Pistoleros von ethisch fragwürdiger Eignung, zogen zu Beginn der Veranstaltung via "bayerischem Zufallsgenerator" die drei höchsten Schafkopf-Karten aus der Hand von Moderatorin Maria Karl-Bourdillon: der Zweite und amtierende Bürgermeister Wolfgang Jirschik von der Überparteilichen Wählergruppe Baierbrunn (ÜWG) startete die erste Vorstellungsrunde als Eichel-Ober, Maiwald (CSU) folgte als Gras-Ober und Tilmann (Grüne) machte als Herz-Ober den Abschluss.

Die Baierbrunner Bürger hatten am vergangenen Sonntag die Möglichkeit, sich ein genaueres Bild von den Kandidaten zu machen - die Wahl ist kommenden Sonntag, 11. März. Sie nutzten sie weidlich.

Der Pfarrsaal war voll, etliche Besucher mussten stehen. Und auch wenn die von der BIG (Baierbrunner und Buchenhainer Interessengemeinschaft) organisierte Veranstaltung vielleicht nicht ganz so viel Spannung atmete wie das Leone-Triell - sie war informativ und unterhaltsam, geprägt von Leidenschaft, Kampfgeist und Sachlichkeit der Protagonisten, mit kleinen subtilen Sticheleien, aber generell fair und höflich.

Im Fokus stand der Grundschulneubau

Jirschik, ehemaliger Realschullehrer, und Institutsrektor und mit 68 Jahren der älteste der Kandidaten, gab sich entsprechend als Elder Statesman, der pragmatisch, gelassen und kompetent das Machbare umzusetzen weiß: "Ich bin kommunalpolitisch erfahren, mir macht's Spaß. Und ob Sie's glauben oder nicht: Mir macht sogar Verwaltung Spaß. Ich habe die letzten drei letzten Monate mit einem guten Team im Rathaus genossen. Ich möchte das, was wir in dieser Übergangsphase aufgebaut haben, aufs Gleis bringen." Maiwald, 39 Jahre, Berufsmusiker, Orchestermanager und Initiator der Baierbrunner Kammerkonzerte, war der Wille anzumerken, sich und seine Ziele mit rhetorischer Leidenschaft zu präsentieren, speziell seine Lieblings-Idee, "einen zukunftsfähigen Kultursaal, einen Bürgersaal für alle, in die neue Schule zu integrieren."

Tilmann, 48-jähriger Heilpraktiker, neigte eher zu kurzen Sätzen ohne Schnörkel: "Ich möchte mich möglichst für das Gemeinwohl einbringen." Ihm liegen - wenig überraschend - besonders ökologische Themen am Herzen, speziell die Forcierung der Energiewende in seiner Heimatgemeinde.

Die drei Kandidaten waren gefordert, ihre Positionen zu den prägenden Baierbrunner Themen der Gegenwart und Zukunft zu erklären, und sich den Fragen der Besucher zu stellen. Unter anderem im Fokus: der Grundschulneubau, der mit Kosten von mutmaßlich mehr als 20 Millionen Euro die finanziell eher bescheiden aufgestellte Gemeinde vor große Herausforderung stellen wird. Weitere Themen: die Erstellung eines Ortsentwicklungsplan, und damit zusammenhängend Fragen der Bürgerbeteiligung. Die Ansiedlung von Gewerbe respektive der Generierung höherer Einnahmen bei der Gewerbesteuer, allgemeine Umweltfragen, der Status der Vereine die Zukunft der Alten Schule.

In vielen dieser Punkte ließen die Kandidaten tendenziell ähnliche, das soziale und ökologische Interesse berücksichtigende Anschauungen erkennen. Freilich musste sich Maiwald, der sich mit seinen Visionen zu Finanzierung und Zeitrahmen des Schulneubaus, Bürgersaal oder Ortsentwicklung etwas weiter aus dem Fenster lehnte als seine Konkurrenten, und dabei etwas unkonkret blieb, etliche kritische Nachfragen gefallen lassen. Auch sein umweltpolitisches Engagement - das sich nicht so dokumentieren lässt wie bei Tilmann oder Jirschik, der aktives Mitglied des Bundes Naturschutz ist - nahm ihm der ein oder andere nicht so ab. Maiwald entgegnete, nur zu sagen, man sei für den Schutz des Isartales, sei aus seiner Sicht lediglich "Populismus, das versteht sich doch von selbst". Er setze sich aber generell für "moderates, ökologisches Wachstum" ein und brachte eine Senkung des Gewerbesteuerhebesatzes ins Spiel.

Ein paar ironische Seitenhiebe

Davon wiederum hält Wolfgang Jirschik nichts, der das auch zu begründen wusste. Dem amtierenden Bürgermeister gelang es überhaupt recht gut, durch seine strukturierten und so souverän wie sachlich vorgetragenen Beiträge das auszustrahlen, worauf es eventuell besonders ankommt: Kompetenz. "Ich halte nicht so sehr viel von Visionen, sondern eher von klaren Zielvorstellungen." Eine Spitze Richtung Maiwald. Der wiederum gab sich als frischen Ideengeber und Macher, der genau diese Dynamik einzubringen verspricht, die der Gemeinde aus seiner Sicht in den vergangenen Jahren gefehlt hat. Tilmann hielt sich eher zurück, zeigte sich aber mit erhellenden Sätzen und manch ironischem Seitenhieb durchaus bühnengewandt. Seine Vision: "Ein florierendes Dorf", in dem man gemeinschaftlich und nachhaltig lebt. Maiwald verlieh zum Abschluss seiner Hoffnung Ausdruck, dass "Vision Realität werden" könne. Und Jirschiks finaler Spruch war zwar kein lakonisches Western-Bonmot, aber bezeichnend: "Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann."

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