Bürgermeisterwahl:Auf dem Weg zur Mitmach-Gemeinde

Bürgermeisterwahl: Walter Hois von der Gemeinschaft pro Putzbrunn hat sich fest vorgenommen, Bürgermeister von Putzbrunn zu werden. Er hat aber auch einen Plan B.

Walter Hois von der Gemeinschaft pro Putzbrunn hat sich fest vorgenommen, Bürgermeister von Putzbrunn zu werden. Er hat aber auch einen Plan B.

(Foto: Claus Schunk)

Walter Hois von der Gemeinschaft pro Putzbrunn setzt im Wahlkampf auf das Wir-Gefühl im Ort und verspricht eine stärkere Bürgerbeteiligung. Amtsinhaber Edwin Klostermeier wirft der gelernte Fachkaufmann Intransparenz vor

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Wenn Walter Hois entspannen will, geht er in seine Werkstatt. Das Refugium nutzt der Putzbrunner Bürgermeisterkandidat zu allen möglichen Arbeiten, vor allem mit Holz beschäftigt sich der 52-Jährige. "Ich bin kein Profi, aber es macht mir unheimlich viel Spaß, handwerklich zu arbeiten." Auf diesen 40 Quadratmetern kann Hois abschalten und seine Gedanken ordnen. Denn in diesen Wochen treiben den gelernten Fachkaufmann für Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik viele Ideen um. Er möchte nicht nur Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Putzbrunn werden, sondern das Amt ganz anders anpacken, als man das bisher von Verwaltungschefs in Kommunen kennt. Das Schlüsselmotto für Hois lautet: verstärkte Bürgerbeteiligung.

Bisher laufe die Interaktion eindimensional, findet er. Gemeinderat und Bürgermeister entschieden, die Bürger müssten die Konsequenzen tragen. Das will Hois ändern: "Dialog und konstruktive Diskussion finden bisher nicht statt. Dabei werden die Aufgaben für die Kommunen immer mehr, die Ansprüche immer höher", sagt der Kandidat der Gemeinschaft pro Putzbrunn (GPP), die mit fünf Vertretern im Gemeinderat nach der CSU die zweitstärkste Fraktion stellt.

Das zentrale Motto in Hois' Wahlflyer lautet "Hand in Hand". Es gehe darum, "ein neues Wir-Gefühl" zu entwickeln und verloren gegangenes Vertrauen der Bürger in die Kommunalpolitik zurückzugewinnen. Das will er hinbekommen, indem er die Menschen mehr beteiligt, und zwar nach Möglichkeit an allen richtungsweisenden Entscheidungen, die in Putzbrunn getroffen werden. "Ich will herausfinden, was die Bürger wirklich wollen und den Gemeinderat mitnehmen, um mögliche Lösungen mit den Menschen zu diskutieren", sagt Hois, dem durchaus bewusst ist, dass dieser Ansatz "viel Idealismus" bei allen Beteiligten voraussetzt. "Aber solange ich nicht eines Besseren belehrt werde, höre ich nicht auf." Er sehe in seiner Funktion als Mitorganisator des Dorffestes, wie sehr sich die Leute zum Mitmachen motivieren lassen: "Man muss die Bürger abholen, damit sie sich respektiert und gut aufgehoben fühlen."

Walter Hois ist, wie er betont, "gebürtiger Putzbrunner". Die Familie seines Vaters war nach dem Krieg aus dem Böhmerwald, die seiner Mutter aus Karlsbad nach Deutschland vertrieben worden. Sein Großvater hat sich in Putzbrunn angesiedelt, zuerst habe die Familie in einer Baracke an der Kiefernstraße "gehaust", erzählt er. Dann sei sein Elternhaus an der Ottobrunner Straße entstanden. Dort lebt Hois heute wieder, und zwar mit Vater, Mutter, seiner Frau und dem 19 Jahre alten Sohn, der vor kurzem sein Abitur gemacht hat. Seine Tätigkeit bei der Firma Gore wird der 52-Jährige im Mai beenden, ganz unabhängig davon, wie die Wahl ausgeht. "Ich habe 26 Jahre in den verschiedensten, auch internationalen Funktionen, für das Unternehmen gearbeitet." Er wolle sich nun voll auf die mögliche Aufgabe als Bürgermeister konzentrieren, es gebe aber auch "einen Plan B", sagt Hois. "Ich wäre enttäuscht, wenn ich die Wahl nicht gewinne, aber eine Welt würde deshalb nicht untergehen." Er stehe in Kontakt mit zahlreichen Firmen, habe zuletzt auch einige Weiterbildungen absolviert. "Ich weiß, wohin es beruflich gehen könnte, falls mein Plan A nicht wahr werden würde."

Denn so viel ist dem Quereinsteiger auch klar: Er kann die Wahl nur gewinnen, wenn sich ausreichend Bürger finden, die mit dem Kurs von Amtsinhaber Edwin Klostermeier (SPD) nicht einverstanden sind und die er von seinem Programm und seinen Zielen überzeugen kann. "Da mache ich mir keine Illusionen. Die Frage ist ja auch, wie motiviert die Leute sind, überhaupt zur Wahl zu gehen." Aus seiner Abneigung gegen Klostermeiers Führungsstil macht Hois kein Hehl: "Es wäre besser gewesen, er hätte nicht mehr kandidiert", sagt der Herausforderer, der dem Rathauschef fehlende Transparenz vorwirft: "Es sind oft Halbwahrheiten, die er verbreitet. Den ersten Satz sagt er, den zweiten lässt er weg." Das gilt laut Hois für viele Themen, etwa im Bereich der Gemeindefinanzen oder auch für die Debatte um die mittlerweile ad acta gelegte Umgehungsstraße, die innerhalb des Autobahnrings östlich um Putzbrunn Ort herumführen hätte sollen.

Für seine GPP-Fraktion gebe es mit Klostermeier bei bestimmten Themen "keine sachliche gemeinsame Grundlage mehr", sagt Hois, der seit 15 Jahren kommunalpolitisch engagiert ist und seit 2014 im Gemeinderat sitzt. Falls Klostermeier wiedergewählt wird, prophezeit er dem Rivalen: "Er wird sich in den nächsten zwei Jahren bis zur nächsten Kommunalwahl schwer tun, im Gemeinderat Mehrheiten für seine Ideen und Visionen zu finden."

Denn Streitpunkte gibt es genügend: So ist Hois der Meinung, dass in der Gemeindeverwaltung einfachere Strukturen geschaffen werden müssten, die gleichzeitig das Servicelevel nicht reduzieren, schließlich habe man in Putzbrunn "mit hohen Personalkosten" zu kämpfen. Er plädiert dafür, den Bau neuer Wohnungen zu forcieren, auch um Singles, jungen Familien und alleinstehenden Senioren und Bürgern mit geringerem Einkommen einen Verbleib in Putzbrunn zu ermöglichen. Er ist wie der CSU-Kandidat Eduard Boger der Meinung, dass eine Umfahrung von Putzbrunn-Ort nur in Kooperation mit der Nachbargemeinde Hohenbrunn realisierbar ist und steht weiterhin voll hinter dem interkommunalen Verkehrskonzept. Der GPP-Kandidat schaut auch über die unmittelbare Umgebung hinaus: "Selbst wenn es unpopulär ist, man muss sich mit dem Autobahnringschluss im Süden auseinandersetzen und mit einer Alternative zur A 99, was den Verkehr angeht, der vom Flughafen nach Süden fließt." Hois warnt vor finanziellen Engpässen in der Gemeinde in den nächsten Jahren, schließlich seien die liquiden Mittel seit 2010 um 75 Prozent zurückgegangen und die Pro-Kopf-Verschuldung erheblich angestiegen. Und er plädiert für neue Park-and-Ride-Plätze am Rand der neuen Zonengrenzen, damit Putzbrunn, das nach der MVV-Tarifreform dem Innenraum angehören wird, nicht mit Pendlerautos zugepflastert wird.

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