Bürgermeisterwahl:Amtsinhaber fährt Erdrutschsieg ein

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Landrat Christoph Göbel (links) gratuliert Baierbrunns neuem Bürgermeister Wolfgang Jirschik. (Foto: Claus Schunk)

Übergangs-Bürgermeister Wolfgang Jirschik gewinnt die Wahl in Baierbrunn haushoch mit 67,9 Prozent der Stimmen.

Von Iris Hilberth und Martin Mühlfenzl, Baierbrunn

Um kurz vor sieben standen Wolfgang Jirschik die Tränen in den Augen. Vorbei war es mit der Gelassenheit, die er nach Schließung der Wahllokale noch demonstriert hatte. In der einen Hand hielt der soeben gewählte neue Erste Bürgermeister von Baierbrunn einen noch zu pflanzenden Baum, die Bürgermeisterbirne, mit der ihm die Angestellten des Rathauses gratulierten, in der anderen Hand das Mikrofon: "Jetzt ist doch der Alte Bürgermeister geworden. Jetzt habt's den Dreck im Schachterl", sagte er.

Daran hätte er im Traum nicht gedacht, als er vor vier Jahren in den Gemeinderat gewählt worden war, gibt er zu. Und mit einem solch deutlichen Votum hatte der 68-Jährige auch nicht gerechnet - obwohl er als Favorit ins Rennen um den Chefsessel im Rathaus gegangen war. Der blaue Balken, der auf der Leinwand im Sitzungssaal für ihn nach oben schnellte, machte seine Überlegenheit bei dieser Abstimmung deutlich: Wolfgang Jirschik von der Überparteilichen Wählergruppe Baierbrunn (ÜWG) erhielt 67,9 Prozent der Stimmen. Für Felix Maiwald von der CSU entschieden sich 18,7 Prozent der Wähler, Peter Tilmann (Grüne) hätten gerne 13,4 Prozent als neuen Bürgermeister gehabt. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,7 Prozent.

Bei der Kommunalwahl 2014 hatte es mit Barbara Angermaier von der Baierbrunner Interessengemeinschaft (BIG) nur eine einzige Bewerberin um das Amt der Rathauschefin gegeben. Ihr Gastspiel auf diesen Posten endete bekanntlich abrupt im November nach gut dreieinhalb Jahren, die Bürgermeisterin war überraschend zurückgetreten.

Wer also bringt diese Amtszeit zu Ende? So lautete die Frage bei dieser Abstimmung, die man zurecht als eine kleine Bürgermeisterwahl bezeichnen kann, denn Jirschik wurde nun für zwei Jahre gewählt. Man hatte sich in Baierbrunn für diese Variante entschieden, um gleichzeitig mit der Gemeinderatswahl 2020 einen Bürgermeister bestimmen zu können.

Damit bleibt das Amt zumindest in den nächsten zwei Jahren in ehrenamtlichen Händen, auch ermöglichte es eine Kandidatur des bislang Zweiten Bürgermeisters Jirschik, der für eine hauptamtliche Tätigkeit im Rathaus bereits zu alt gewesen wäre.

Jirschik hatte die Amtsgeschäfte noch am selben Tag, als Angermaier hinschmiss, übernommen und führt das Rathaus seither kommissarisch. Offenbar funktioniert dies recht gut, denn schon bald wurde er von vielen Seiten gebeten weiterzumachen. Ein solch entspannter Wahlkampf wie damals bei Angermaier sollte es dennoch nicht werden, denn schließlich fanden sich noch zwei Kandidaten, die den auf befristeten Ehrenamts-Job attraktiv fanden.

Jirschik verspricht "eine Politik des Machbaren"

Mit einer Stichwahl hatte Jirschik nicht wirklich gerechnet. 55 Prozent könnten es schon werden, hatte er gehofft, nachdem die Stimmung im Ort andeutete, dass die Mehrheit ihn gerne weiter auf dem Chefposten im Rathaus sehen würde. "Aber jetzt haben wir eine gute Basis, auf der wir weitermachen können", sagte er und versprach eine "Politik des Machbaren", dann werde man sehen, "wo wir in zwei Jahren stehen." Auch Landrat Christoph Göbel (CSU) kam zum Gratulieren nach Baierbrunn: "Er hat in einer schwierigen Situation Verantwortung für Baierbrunn übernommen. Die Bürger möchten, dass hier Ruhe einkehrt."

CSU-Kandidat Felix Maiwald, der vor allem mit großen Visionen für die 3000-Einwohner-Gemeinde im Wahlkampf punkten wollte, beglückwünschte Jirschik zum Wahlsieg - und war mit seinem Ergebnis auch einigermaßen zufrieden: "Der Amtsbonus hat für Wolfgang Jirschik voll gezogen. Aber wir als CSU sind auf Platz zwei, und das ist okay." Mit Blick auf die Kommunalwahl 2020 schließt Maiwald eine erneute Kandidatur nicht aus: "Das kann schon sein. Wir werden jetzt aber erst einmal beobachten, was unter Jirschik vorangeht, und dann entscheiden." Tilmann, der schon früh zugegeben hatte, gerne Jirschik das Feld zu überlassen, sagte, er wäre "sehr gerne" vor Maiwald gelandet. Warum das nicht funktioniert hat? "Ich weiß es nicht. Wir sind hier als Grüne in Baierbrunn sehr gut aufgestellt", sagt er. Nicht gut genug offensichtlich, um gegen Jirschik bestehen zu können.

© SZ vom 12.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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