Bürgermeister:"Man erfährt so viel"

Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder trifft den französischen Verteidigungsminister Jean-Yves le Drian

Minister Jean-Yves le Drian (v. li.) im Gespräch mit Bürgermeister Klaus Korneder, dessen Amtskollegen Jean-Luc Chenut - und Übersetzerin Wagner.

(Foto: privat)

Klaus Korneder hat die Partnergemeinde Le Rheu besucht und den Verteidigungsminister getroffen

Interview von Bernhard Lohr, Grasbrunn

Klaus Korneder hat keine Berührungsängste mit hochgestellten Persönlichkeiten. Zum einen ist er selbst als Bürgermeister der oberste Repräsentant einer aufstrebenden Gemeinde im Münchner Umland. Vor allem aber hat der Sozialdemokrat aus dem Münchner Osten Jahr für Jahr beim Keferloher Montag politische Alphatiere zu Gast. Er stieß schon mit Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem obligatorischen Steinkrug an und tauschte sich mit diversen Ministerpräsidenten im Festzelt beim Smalltalk aus. Jetzt traf Korneder beim Besuch einer Grasbrunner Delegation in der Partnergemeinde Le Rheu in der Bretagne einen veritablen Repräsentanten der Atommacht Frankreich. Korneder unterhielt sich auf Französisch über die "Force de frappe" mit Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian. Die SZ fragte nach, worüber die beiden so unterschiedlichen Politiker gesprochen haben - über die Ukraine-Krise oder doch eher über bayerisches Bier.

SZ: Herr Korneder, gehören Kenntnisse in der französischen Sprache zum Anforderungsprofil eines Grasbrunner Bürgermeisters?

Klaus Korneder: Ganz sicherlich nicht. Aber sie sind auch nicht schädlich, wenn man eine französische Partnergemeinde hat.

Und vor allem dann nicht, wenn man plötzlich dem französischen Verteidigungsminister gegenüber steht. Sie haben in Le Rheu ein Gespräch mit Minister Jean-Yves Le Drian geführt.

Zunächst einmal war ich sehr überrascht, wie der französische Bürgermeisterkollege Jean-Luc Chenut mit dem Verteidigungsminister in der Tür stand. Der Minister ist ein sehr sympathischer Mensch. Ich habe ihn gefragt, wie er es zeitlich überhaupt einrichten kann, nach Le Rheu zu kommen. Und er meinte, dass es gerade vor dem Hintergrund der Krise in der Ukraine schwer zu vereinbaren gewesen sei. Aber für einen Wahlkampfbesuch bei seinem Parteifreund habe er schon noch Zeit gefunden. Es lief gerade der Wahlkampf auf Departement-Ebene.

Und Sie haben dann mal einfach so auf Französisch parliert.

Wir haben auf Französisch geredet. Teilweise mit Unterstützung von Frau Wagner, die beim Dolmetschen geholfen hat.

Und worüber spricht man mit einem Ministre de la Defense? Über Rüstungsfragen und Landesverteidigung?

Das sind ja keine Themen für einen kleinen Bürgermeister. Was ein netter Gesprächsinhalt war: Es war ja gerade Wahlkampf in Frankreich. Und Jean-Yves Le Drian hat genau gewusst, dass Bayern eher konservativ geprägt ist, und dass wir eine konservative Bundeskanzlerin haben, die er auch kennt. Er hat sie zuletzt erst bei der Sicherheitskonferenz in München getroffen. Der Ausnahmezustand in und um München während der Sicherheitskonferenz war dann ein Thema. Und er war überrascht, dass nicht nur die kleine Gemeinde Grasbrunn im konservativen Bayern einen sozialdemokratischen Bürgermeister hat, sondern auch die meisten großen deutschen Städte.

Er ist ja selbst Sozialist, gehört also demselben politischen Lager an wie Sie.

Ja, wenn Sie französische Sozialisten mit bayerischen Sozialdemokraten gleichsetzen. Im Vergleich zu den Franzosen sind bayerische Sozis doch eher konservativ.

Ihr Französischlehrer wäre sicher stolz auf Sie, wenn er Sie so im politischen Gespräch erleben würde.

(muss lachen) Ich glaube, er würde nicht mehr so enttäuscht sein, wie er es noch zu meiner Schulzeit war. Weil sich mein Französisch sicherlich ein wenig verbessert hat. Ich war in Französisch definitiv kein guter Schüler.

Man trifft interessante Gesprächspartner. Eine Partnergemeinde ist also eine Bereicherung.

Auf jeden Fall. Man erfährt so viel. So eine französische Kommune ist organisatorisch ganz anders aufgestellt, dort verfolgt man andere Ziele, beschäftigt sich mit anderen Themen. Für eine bayerische Gemeinde sind zum Beispiel die eigenen Feuerwehren wichtig. In Frankreich ist die Feuerwehr überregional organisiert. Interessant ist auch die Arbeitsverteilung zwischen Bürgermeister und Gemeinderäten. In Frankreich haben einige Gemeinderäte sogar die Aufgabe, Eheschließungen durchzuführen.

Es war also eine lohnende und lehrreiche Fahrt nach Le Rheu . . .

Ich denke: Für die Gemeinderäte aus Grasbrunn, insbesondere für die, die zum ersten Mal mit dabei waren, war das eine interessante Erfahrung. Sie sahen, dass man vieles von einem ganz anderen Blickwinkel betrachten kann.

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