Gasthöfe in Brunnthal und Hofolding:Vergiftetes Lob

Gasthöfe in Brunnthal und Hofolding: Der neue Landgasthof in Hofolding soll sich ins Ortsbild einfügen - und die Gemeinde keinen Cent kosten.

Der neue Landgasthof in Hofolding soll sich ins Ortsbild einfügen - und die Gemeinde keinen Cent kosten.

Gemeinderäte begrüßen die Gasthofpläne in Hofolding - und streiten über die eigenen Gasthofpläne in Brunnthal.

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Es könnte ein mächtiger Bauernhof sein, ein Einfirsthof wie aus dem Bilderbuch. Unten der Sockel gemauert, das Geschoss drüber in Holz. Das Bild runden die Sprossenfenster und die grünen Fensterläden entlang dem Gebäude ab, das die Kreuzung der Faistenhaarer Straße mit der Brunnthaler Straße dominieren soll.

Die Absicht der Familie Schmuck und des Pullacher Architekten Christian Lechner ist unverkennbar, sich mit dem Neubau des zentralen Gasthofs der Ortsmitte von Hofolding dem Umfeld anzupassen. Wer den neuen Schnitzelwirt sieht, soll wissen, wo er ist: im Voralpenland.

Diese Bemühungen stießen im Bauausschuss des Gemeinderats kürzlich auf breite Zustimmung. "Sehr gelungen", sagte Peter Sachs zu dem Entwurf. "Sehr gelungen", sagte genauso Ulla Gocke (beide CSU). Und ähnlich äußerten sich die anderen, wobei der Teufel wie so oft im Detail stecken könnte. Über die zur Verfügung zu stellenden Parkplätze und darüber, wie bei einem Biergarten mit 250 Plätzen, von denen die Rede war, nebenan die Friedhofsruhe gewahrt werden kann, ist zu reden.

Die Diskussion wurde dann doch noch gallig

Bei all den freundlichen Worten zeigte sich aber, dass das mit dem Lob manchmal so eine Sache ist. Denn als Sylvester Schuster (UBW) sagte, dass ihm der "Plan besonders gut" gefalle, wurde die Diskussion dann doch noch gallig. Schuster ist einer der schärfsten Kritiker der Absicht der Gemeinde, in Brunnthal-Ort als Bauherr einen Gasthof zu errichten. Das Vorhaben nun im nur wenige Kilometer entfernten Hofolding gefalle ihm, sagte Schuster, weil ein Investor etwas hinstelle, ohne dass es die Gemeinde einen Cent koste.

So hätte man auch in Brunnthal zu einem Gasthof kommen können, sagte er, und warnte kurz drauf angesichts gestiegener Kosten für den Abriss des alten Wirtssaals in Brunnthal vor einem Millionengrab. Inklusive Grunderwerb stünden der Gemeinde jetzt Ausgaben in Höhe von 14,5 Millionen ins Haus. "Ich finde, dass man das dem Steuerzahler nicht zumuten darf." Schuster rief die Kollegen zur Kehrtwende auf. Am besten wäre es, das Gasthof-Projekt in Brunnthal abzublasen, im alten Saal eine Wirtschaft zu eröffnen und davor einen Teich anzulegen.

In scharfen Worten wies Zweiter Bürgermeister Thomas Mayer (CSU) Schusters Vorwürfe zurück, die Gemeinde habe die Grundsteuer, den Wasserpreis und die Kindergartengebühren angehoben, weil ihr das eigene Gasthaus-Projekt über den Kopf wachse. Mayer sagte, es würden Dinge vermengt, die nichts miteinander zu tun hätten. Die Gemeinde hätte künftig sogar draufgezahlt, wenn sie ihren niedrigen Grundsteuer-Hebesatz nicht angehoben hätte.

Neuerung bei der Berechnung der Grundsteuer

Hintergrund ist tatsächlich eine Reform des bayerischen Finanzausgleichsgesetzes, derzufolge von 2016 an alle Gemeinden finanziell im Nachteil sind, deren Hebesätze unter 310 Prozentpunkten liegen. Neuerdings wird die Finanzkraft einer Gemeinde bayernweit pauschal mit einen Einheitshebesatz von 310 Prozentpunkten - statt bisher 250 Punkten - kalkuliert. Auf dieser Basis zahlen alle Gemeinden die Kreisumlage an den Landkreis, unabhängig vom tatsächlichen Steuersatz am Ort. Mit der Konsequenz: Wer weniger Grund- oder Gewerbesteuer berechnet, muss dennoch mehr bezahlen. Beim Wasserpreis, sagt Mayer, sei die Gemeinde gezwungen, kostendeckend zu arbeiten. Ausgaben an anderer Stelle schlügen sich dort nicht nieder. Und bei den Ausgaben für Kinderbetreuung sei die Gemeinde seit Jahren finanziell stark gefordert.

In der Ortsmitte in Brunnthal werde etwas Gutes geschaffen, sagte Mayer. Und er verweist im SZ-Gespräch unter anderem darauf, dass außer Gasthof und Hotel acht Wohnungen gebaut würden und zwei Gewerbeeinheiten entstünden.

Die Gemeinde profitiere bei diesem Projekt, das über das Gasthaus und das Hotel hinausweise, von Zuschüssen aus der Wohnungsbauförderung mit einem hohen sechsstelligen Betrag. Siegfried Hauser (PWB) warnte jedenfalls davor, die Gasthaus-Pläne in Hofolding und in Brunnthal als Konkurrenz zueinander zu sehen. Jedes Gasthaus samt Hotel spreche ein anderes Publikum an. Und zu Brunnthal sagte er: "Es gibt kein Zurück mehr. Jetzt muss das gebaut werden."

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