Brunnthal:Unwissende Jugendliche

Brunnthal, Hofolding, D-I-E Elektro AG, Thomas Weber

Thomas Weber glaubt, "die Schüler wissen gar nicht mehr, was der Markt bereit hält". Er sucht Auszubildende, die fit in Mathe sind.

(Foto: Angelika Bardehle)

Lehrstelle zu vergeben im wenig bekannten Beruf des Elektro- und Gerätemechanikers

Wer keinen Führerschein hat, tut sich schwer, in die Fichtenstraße in Hofolding zu gelangen. Dort liegt das Gewerbegebiet, in dem die D-I-E Elektro AG eine Niederlassung hat, mit Thomas Weber als Chef und 40 Mitarbeitern, die ihm unterstehen. "Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist nicht gerade gut", sagt Weber, der 2001 nach Bayern kam. Doch die fehlende Anbindung ans S-Bahnnetz ist nur eines der Probleme, die ein Betrieb wie dieser heute hat. Die Schulabgänger zieht es an die Universitäten. "Die jungen Leute", sagt Weber, "streben nach der großen Karriere. Selbst wenn sie später nicht einmal eine Anstellung finden."

Weber selbst hat Karriere gemacht - in der Elektronikbranche. Seine Lehre hat er 1978 abgeschlossen, damals hieß der Beruf noch Elektromonteur. 2007 dann übernahm er die Niederlassungsleitung in Hofolding. Es gefällt ihm dort. Weber spricht von der Vielfalt des Berufs, den Perspektiven, die er bietet, und seinen Vorteilen. "In dem Beruf sieht man sich an, was hinter den Dingen steckt", sagt er. Seine Begeisterung aber scheinen nicht alle zu teilen. In diesem Jahr hat sich nur ein Auszubildender für den Betrieb gefunden. Niemand hat sich auf die freie Stelle als zum Kaufmann für Büromanagement beworben. Und nur einer hatte Interesse an der Lehrstelle des Elektro- und Gerätemechanikers, von denen Niederlassungsleiter Weber allerdings insgesamt drei zu vergeben hat. "Der wusste leider nicht, was man in dem Beruf so macht", erzählt Weber.

Die Schuld gibt der Betriebsleiter nicht den jungen Menschen: "Die Schule müsste die Leute wieder besser vorbereiten." Mit obligatorischen Praktika in Betrieben und entsprechenden Unterrichtsangeboten. "Früher haben die Menschen noch gebastelt, heute können viele nur noch auf ihrem Tablet herumwischen", sagt Weber. "Die Schüler wissen gar nicht mehr, was der Markt bereithält." Um im Beruf arbeiten zu können, sind Schulnoten zweitrangig. "Englisch", sagt er, "ist nicht so wichtig. Einigermaßen fit in Mathe aber sollten die Lehrlinge sein."

Derzeit hat der Elektromonteur zwei Praktikanten aus einem Flüchtlingsheim in Rosenheim. Er würde sie sehr gerne danach im Betrieb übernehmen. Zunächst aber müssten sie Deutsch lernen, sagt Weber: "In unserem Beruf gibt es ein hohes Sicherheitsrisiko." Danach stehe einer Ausbildung hoffentlich nichts im Weg. Solange aber wird Weber weiter nach Auszubildenden in den verschiedenen Bereichen suchen, mit Inseraten oder bei der Arbeitsagentur.

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