Brunnthal:Lektion in Unabhängigkeit

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Die Gemeinde Brunnthal entscheidet sich überraschend gegen einen Beitritt zur Volkshochschule Südost und schließt sich stattdessen der näheren und kleineren Erwachsenenbildung in Sauerlach an

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Es kommt nicht jeden Tag vor, dass der Brunnthaler Rathauschef Stefan Kern (CSU) eine Entscheidung in seinem Gemeinderat vor zwei Bürgermeisterkollegen rechtfertigen muss. Stefan Straßmair (CSU) aus Hohenbrunn und Edwin Klostermeier (SPD) aus Putzbrunn kümmern sich sonst auch rein um ihre Angelegenheit. Da werden die Grenzen genau beachtet. Was die Brunnthaler machen und beschließen, das ist schließlich deren Sache. Doch am Mittwoch war das anders. Denn es stand Spitz auf Knopf, ob sich die Gemeinde Brunnthal, wie lange gedacht, doch noch der Volkshochschule Südost anschließen würde. Straßmair und Klostermeier fürchteten, einen sicher geglaubten Partner zu verlieren. Und sie verloren ihn.

Denn anders als noch im April gedacht, als sich der Kulturausschuss des Gemeinderats in Brunnthal klar dafür ausgesprochen hatte, sich der relativ großen VHS Südost anzuschließen, wendete sich die Mehrheit des Gemeinderats dem kleinen Partner aus Sauerlach zu. Die VHS dort hatte sich erst nach dem Apriltermin, bei dem sich VHS-Südost-Leiter Christof Schulz mit seiner Einrichtung im Gemeinderat vorgestellt hatte, ins Spiel gebracht und ebenfalls noch die Gelegenheit erhalten, sich im Kulturausschuss in Brunnthal zu präsentieren.

Am Ende votierten jetzt die Gemeinderäte mit zehn zu fünf Stimmen dafür, mit Sauerlach zu kooperieren, um ein Angebot der Erwachsenenbildung in Brunnthal aufzubauen. Rathauschef Kern blickte nach dem Beschluss in Richtung seiner Bürgermeisterkollegen und bekannte: "Ich habe wirklich schon fast schlecht geschlafen heute Nacht wegen der Entscheidung."

Die VHS Südost mit ihrem Sitz in Ottobrunn wurde jedenfalls in ihren Expansionsbestrebungen gebremst. Sie bleibt bei fünf Mitgliedsgemeinden; außer Putzbrunn und Hohenbrunn sind das noch Ottobrunn, Neubiberg sowie Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Kern sagte, man habe nicht die VHS Südost vor den Kopf stoßen wollen. Diese wäre ein guter Partner gewesen. Herrn Schulz habe er als "sehr kompetenten" Geschäftsleiter kennen gelernt, sagte Kern und bat, die Entscheidung "nicht persönlich zu nehmen". Doch er glaube, dass Brunnthal mit dem kleineren, näher gelegenen Partner mehr geholfen sei.

Die Entscheidung, die die Geschäftsführerin der Sauerlacher VHS, Angelika Rettenbeck, mit einem gelösten "Ich freue mich sehr, dass Sie nach Sauerlach kommen" kommentierte, fand vor dem Hintergrund statt, dass in Brunnthal die Erwachsenenbildung von Grund auf aufgebaut werden muss.

Die Frage war, mit wem das besser gelingen könnte in der mit ihren kleinen Ortsteilen zersplitterten Gemeinde. So spielte etwa eine Rolle, ob eher ein Sauerlacher oder ein Neubiberger den Weg finden würde rüber in die Nachbarkommune, um dort ein Seminar zu besuchen. Schließlich sollen Kurse nicht an fehlenden Teilnehmern scheitern. Das sprach aus Sicht von Peter Sachs (CSU) klar für Sauerlach. Thomas Mayer (CSU) erinnerte an die traditionell engen Verbindungen zu Sauerlach, und Siegfried Hauser (PWB) fand, Brunnthal solle die Sauerlacher VHS unterstützen, weil diese auch Partner brauche.

Als eine derer, die die andere Lösung vorgezogen hätten, sprach Ulla Gocke (CSU). Die VHS Südost habe gezeigt, wie ein gestaffelter Ausbau der Erwachsenenbildung funktionieren könne. "Das hat mir gut gefallen." Von der großen VHS mit größeren Ressourcen wäre "die meiste Unterstützung" zu erwarten. Das zog nicht bei allen. Auch die kurzen, aber eindringlichen Plädoyers der Bürgermeister aus Putzbrunn und Hohenbrunn verhallten. Dabei könnte eine Rolle gespielt haben, was am Mittwoch nicht angesprochen wurde: das Geld. 20 000 Euro würde Brunnthal im Jahr als Partner der VHS Südost an Beiträgen zahlen. Das Modell Sauerlach soll deutlich günstiger sein. Im Rathaus wird erwartet, dass die Kurse in Brunnthal frühestens im Herbst-/Wintersemester anlaufen. Angebote in den Nachbarkommunen stehen ihnen freilich weiterhin offen.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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