Brunnthal:Kostspieliges Gut

Trinkwasser ist in Brunnthal bereits teuer. Investitionen in Speicher und Brunnen dürften den Preis weiter hochtreiben

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Wo man auch hinschaute am Mittwochabend: Ob in die Gesichter der CSU-Gemeinderäte, in die der SPDler oder der Parteifreien. Überall waren die Sorgenfalten zu sehen, die auch bei Bürgermeister Stefan Kern (CSU) in die Stirn geschrieben waren. Unverkennbar ging es um eine ernste Angelegenheit und auch nach einer Stunde, in der die Planer vom Ingenieurbüro Hausmann und Rieger ihren Vortrag beendet hatten und politisch alles gesagt war, blieb die Stimmung angespannt. Die Gemeinde hat mittelfristig ein Problem mit der Wasserversorgung und eine Lösung scheint nur möglich, wenn sie bereit ist, zunächst viel Geld in die Hand zu nehmen - und dann auch den Bürgern etwas zuzumuten. "Wir haben ohnehin schon den höchsten Wasserpreis", sagte Bürgermeister Kern. Der werde noch raufgehen, und zwar "krass".

Hoch ist der Wasserpreis in Brunnthal, aber der höchste ist er mit 1,52 Euro inklusive Umsatzsteuer pro Kubikmeter tatsächlich noch nicht. Wo die Stadtwerke München in Ottobrunn Haushalte versorgen, sind derzeit 1,53 Euro fällig. Hoch sind die Kosten im Vergleich allerdings für eine Landgemeinde, die umgeben ist von viel Wald und freien Flächen, und in der man auf den ersten Blick annehmen könnte, dass sauberes Wasser leicht überall im Untergrund zu finden sein müsste.

Tatsächlich ist es angesichts gestiegener Anforderungen bei Wasserschutzzonen auch in Brunnthal nicht mehr so leicht, geeignete Orte für Brunnen zu finden. Die Autobahn ist ein Problem, dazu reicht die Schutzzone für einen der beiden Brunnen, den in Otterloh, bis hinein ins Sauerlacher Siedlungsgebiet. Probebohrungen für einen neuen Brunnen laufen bereits, weil die wasserrechtliche Genehmigung für den Brunnen ausläuft. Zu diesen Kosten kommen jetzt noch die für eine Sanierung oder einen Neubau eines Wasserspeichers. Denn der bestehende nahe Otterloh, mit zwei Behältern mit je 500 Kubikmetern Fassungsvermögen, aus dem ein Großteil der Gemeinde seit 1973 sein Wasser bezieht, ist samt Rohren stark sanierungsbedürftig. Beton ist abgeplatzt, an der Decke im Gebäude rostet an Stellen die Eisenarmierung. Die Beckenbeschichtung müsste erneuert werden und die Gebäudebelüftung entspricht nicht den Standards. Das Gebäude insgesamt ist in die Jahre gekommen, das Pumpwerk allerdings wurde erst 1999 erneuert. Auf 710 000 Euro bezifferte Bernhard Wernthaler vom Büro Hausmann und Rieger die Sanierungskosten, einen Neubau auf etwa 1,3 Millionen Euro.

Angesichts dieser Größenordnung stand gleich die Frage im Raum, ob ein Neubau nicht besser wäre, und ob nicht - der neue Brunnen in Otterloh ist ja auch noch zu bohren - die gesamte Wasserversorgung auf den Prüfstand gestellt werden sollte. Bürgermeister Kern plädierte für ein radikales Denken ohne Tabus; sprich: Es kam auf den Tisch, ob nicht ein Brunnen in Faistenhaar reichen würde und ob dort nicht der zweite Brunnen auch platziert werden sollte. Kern fragte sogar, ob nicht Teile Brunnthals an die Taufkirchener Versorgung angeschlossen werden sollte. Mit Taufkirchen und Sauerlach besteht bereits ein Notverbund.

Daniel Brenner (CSU) freilich sprach sich deutlich dafür aus, beim Trinkwasser die "Autonomie" zu behalten. Siegfried Hauser (PWB) forderte, aus Sicherheitsgründen auch bei zwei Brunnen zu bleiben, die sich aus unterschiedlichen Grundwasserströmen speisten, um einen Komplettausfall der Brunnen im Raum Faistenhaar auszuschließen. Würde dort ein zweiter Brunnen gebohrt, müsste laut Rathausverwaltung der momentan 1300 Kubikmeter fassende Wasserspeicher kostspielig erweitert werden. An Spitzentagen liege der Tagesverbrauch im Gesamstort bei bis zu 1800 Kubikmetern, hieß es. Und: Man müsse mit mehr in Zukunft rechnen.

Auch wenn laut Harald Kienlein vom Büro Hausmann und Rieger kein akuter Handlungsbedarf besteht und ihm zufolge die Trinkwasserqualität derzeit keineswegs gefährdet ist: Die Gemeinderäte waren sich einig, dass eine Gesamtanalyse der Wasserversorgung notwendig ist, trotz bitterer Folgen für den Wasserpreis. Bis Mitte kommenden Jahres könnte diese vorliegen. Hauser: "Es wird uns gar nichts anderes übrig bleiben."

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