Brunnthal:Klassiker: Provokation

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Die Ausstellung "AvantgArt" zeigt moderne Objektkunst

Von gestern sein: In unserer Zeit, die wie keine andere zuvor ständig nach Neuem dürstet, die in hohem Tempo von Innovation zu Innovation jagt, gibt es wohl kaum ein Urteil, das mehr persönlichen Imageschaden anrichtet. Old School? Das heißt quasi: Weg vom Fenster. Aber ist neu immer gleich gut? Darüber lässt sich streiten, und gerade in der Geschichte der bildenden Kunst sind hierbei die Fronten oft heftig aufeinander geprallt. Tradition versus Avantgarde. Alte Schule gegen provokative Vorhut.

Kunsthistoriker verbinden mit dem Terminus Avantgarde jedenfalls kreative Menschen, die mit ihren Ideen und Kunstwerken ihrer Zeit vorausgreifen. Von Bedeutung ist dabei nicht nur die Neuartigkeit der Arbeiten, sondern auch die bewusst radikale und provokative Abgrenzung zur vorherrschenden Situation. Als avantgardistisch wird kein einzelner Stil bezeichnet, sondern vielmehr eine künstlerische oder intellektuelle Haltung.

Die Weihnachtsausstellung der Galerie Kersten in Brunnthal trägt den Titel "AvantgArt" und steht im Zeichen der modernen Objektkunst. Von Freitag, 24. November, bis zum Freitag, 5. Januar, werden dort zahlreiche Objekte und Installationen international renommierter, aber auch nicht so etablierter, viel versprechender Künstler gezeigt. Es sind Arbeiten, die in Größe und inhaltlicher Aussage vielfältig ausfallen. Darunter Werke von Joseph Beuys, Christo, Hanns Joachim Goedecke, Regina Schumann, Beate Sillescu, Jacinto Moros, Otto Piene, Barbara Storck-Brundrett oder Ben Muthofer. Die Werkschau ermöglicht es den Besuchern, einen Querschnitt zeitgenössischer Entwicklungen von Objekten, Skulpturen und Installationen zu bestaunen. Bei vielen der ausgestellten Werke sind die Gattungsgrenzen zwischen Malerei, Grafik, Fotografie und Plastik aufgelöst.

Freilich werden Avantgardisten mitunter schneller zu Klassikern, als man denkt. Auch ist so manche Innovation keine wirkliche Neuerung, sondern nur geschickte Variation oder postmodern verkleideter Eklektizismus. Künstler, die echt avantgardistisch denken, muten dem Betrachter einiges zu, und schaffen oft Werke, die unverständlich erscheinen. Hauptsache, irritierend und so noch nicht gesehen. Alles andere ist traditionell. Eben: Old School.

Die Ausstellung "AvantgArt" in der Galerie Kersten, Brunnthal, Otterloher Straße 6, dauert von 24. November bis 5 Januar.

© SZ vom 24.11.2017 / wat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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