Brunnthal:Kinderbetreuung im Bankgebäude

Notgruppe der Villa Kunterbunt am Dorfplatz in Faistenhaar geplant

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Wenn ein Bürgermeister und seine Gemeinderäte aufkreuzen, dann öffnen sich in einer Gemeinde die Türen. Das möchte man meinen. Doch der Respekt hat seine Grenzen. Das haben auf überraschende Weise die Brunnthaler kürzlich erlebt, als sie sich ein Bild von ihrer jüngsten Neuerwerbung in Faistenhaar machen wollten. Die Gemeinde hat dort von der Raiffeisenbank Höhenkirchen und Umgebung das alte Bankgebäude erstanden. Doch weil der Kauf noch nicht endgültig abgewickelt war, durften sie beim Ortstermin in Faistenhaar den sanierungsbedürftigen Bau nicht einmal inspizieren.

Eine Entscheidung trauten sie sich kürzlich in der Sitzung des Kulturausschusses trotzdem zu. Und zwar beschloss das Gremium gegen die Stimme von Daniel Brenner (CSU), in das Gebäude eine Notgruppe der Großtagespflegeeinrichtung Villa Kunterbunt einzuquartieren. Denn Brunnthal hat Probleme, den Betreuungswünschen aller Familien in der Gemeinde gerecht zu werden. 24 Kinder stehen laut Bürgermeister Stefan Kern (CSU) auf der Warteliste. Wobei nicht alle auch einen Anspruch auf Betreuung haben, und einige Kinder auch in Sauerlach oder Aying einen Platz bekommen könnten. Doch den Handlungsbedarf bestritt im Kulturausschuss niemand. Im Gegenteil: Kurzfristig soll in Faistenhaar Entlastung geschaffen werden. Langfristig aber, sagte Bürgermeister Kern, werde angestrebt, in Brunnthal-Ort eine Kindertageseinrichtung zu schaffen. Als möglicher Standort wurde die Strohmeier-Wiese erwähnt. Kern: "Wir brauchen in Brunnthal eine Kleinkindbetreuung."

Den Bedarf stellte Daniel Brenner nicht infrage. Doch er hatte kürzlich mit einem Konzept zur dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen in der Gemeinde vorgelegt und sprach sich damals schon dafür aus zu prüfen, ob in dem alten Bankgebäude auf dem Dorfplatz in Faistenhaar Flüchtlinge unterkommen könnten. Er wehrte sich gegen eine voreilige Festlegung, wie das Gebäude zu nutzen sei. Freilich scheint der Landkreis derzeit angesichts der hohen Zahl an Flüchtlingen andere Prioritäten zu setzen. Große Unterkünfte, in denen 200 Personen ein Dach über dem Kopf bekommen, stehen im Fokus. Wobei: Anschauen wollte sich ein Team des Landratsamts auch die alte Bank in Faistenhaar; wie in der Sitzung bekannt wurde, durften auch diese nicht hinein.

Die Mehrheit der Gemeinderäte war jedoch der Meinung, dass vorerst in Faistenhaar Kinderbetreuung Vorrang haben sollte. Auf lange Sicht sieht diese Nutzung dort keiner. Denn als ideal wird das Gebäude nicht empfunden. So will keiner das Areal um das Gebäude einzäunen lassen, um dort vielleicht einen Spielplatz zu schaffen. Die Wiese bildet das Ortszentrum in Faistenhaar, mit Maibaum und Brunnen. Das "ist ein Dorfplatz, kein Spielplatz", sagte Robert Huber (PWB). Ulla Gocke (CSU) sprach von einer "Übergangslösung", weil ihrer Meinung nach in dem beengten Gebäude ein Mehrzweckraum fehlt. Peter Sachs (CSU) riet dazu, das Gebäude gleich so zu sanieren und umzubauen, dass es für eine spätere Nutzung taugt. So sollten im Untergeschoss öffentlich zugängliche Toiletten geschaffen werden, die Besuchern der auf der Dorfwiese geplanten Feste offen stehen sollten.

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