Brunnthal:Hilferuf aus dem Rathaus

Brunnthal, Rathaus, Gasthof Lutterschmid

Die Arbeitsbelastung im Brunnthaler Rathaus ist hoch.

Ein Mitarbeiter der Brunnthaler Gemeindeverwaltung klagt in einem dreiseitigen Schreiben über massive Arbeitsbelastung. Tatsächlich gibt es vakante Stellen, die sich nur schwer besetzen lassen. Eine Arbeitsmarktzulage soll helfen, geeignetes Personal zu finden.

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Irgendwann war für den Mitarbeiter der Punkt erreicht, an dem er einen Hilferuf loswerden musste. Er schrieb in einem dreiseitigen Papier nieder, warum die hohe Arbeitsbelastung im Brunnthaler Rathaus für ihn nicht mehr tragbar ist. Er mache seine Arbeit für sein Leben gern, schrieb er, und ließ in eindringlichen Worten folgen, was ihm diese dennoch vergällt. CSU-Gemeinderätin Ulla Gocke zeigte sich in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats betroffen von der in dem ihr vorliegenden Brief beschriebenen Lage. Und sie nahm es zum Anlass, die Personalsituation in der Amtsstube zu hinterfragen.

Wer das Schreiben verfasst hat, ist nicht bekannt

Wer das Schreiben verfasst hat, ist öffentlich nicht bekannt. Personalangelegenheiten sind diskret zu behandeln und deshalb wurden Details in der öffentlichen Sitzung nicht mehr besprochen. Bekannt ist, dass im Hauptamt derzeit eine Stelle unbesetzt ist, für die die Gemeinde jetzt auch auf ihrer Homepage einen geeigneten Kandidaten sucht. Ansonsten gibt es Doppelbelastungen im Rathaus, die auch Bürgermeister Stefan Kern (CSU) nicht in Abrede stellte. Er sagte, in der Kämmerei sei die Personallage in Ordnung. Im Hauptamt und im Bauamt könnte man Leute brauchen. Es werde neues Personal eingearbeitet, was seine Zeit dauere. Doch insgesamt wehrte sich Kern dagegen, die Situation zu dramatisieren. Von der Forderung Gockes, die Lage im Rathaus extern durchleuchten zu lassen, hielt er wenig.

Gocke selbst wählte deutliche Worte. Sie sei "erschrocken" über das, was sie in dem Schreiben des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin gelesen habe. Es müsse geklärt werden, wie viele Leute im Rathaus benötigt würden, um die anfallende Arbeit mit einer vertretbaren Belastung zu schaffen. Man brauche Fakten, um zu wissen, was überhaupt "Realität" sei. Wer die Menge an Aufgaben nicht mehr bewältige, der arbeite auch nicht mehr effizient. Daniel Brenner (CSU) rief auch dazu auf, die Signale, die von den Mitarbeitern ausgesendet würden, ernst zu nehmen. Gockes Antrag fiel dennoch mit vier zu neun Stimmen durch. Die Mehrheit hielt sich an das Wort von Siegfried Hauser (Parteifreie Wählergruppe Brunnthal), der dazu aufrief, Vertrauen in die Verwaltung zu haben. Die melde Personalbedarf an, wenn er bestehe.

Andere Gemeinden spendieren den Beschäftigten Tankgutscheine

Dass alleine damit das Problem nicht gelöst ist, haben sie in Brunnthal allerdings schmerzlich feststellen müssen. Bisherige Versuche, eine vakante Stelle im Hauptamt zu besetzen, scheiterten daran, dass die Gemeinde im Vergleich zu anderen bei der Bezahlung nicht mithalten konnte. Wer Arbeit sucht, hat derzeit die Wahl. Und geht dorthin, wo eine Arbeitsmarktzulage bezahlt wird oder andere Vergünstigungen in Aussicht stehen. So gibt es offenkundig Gemeinden im Landkreis, die sich zunutze machen, dass das Einkommensteuergesetz steuerfreie Sachzuwendungen an Mitarbeiter in Höhe von bis zu 44 Euro pro Monat ermöglicht. Das Rathaus gebe dann, wie es hieß, Tankgutscheine an die Beschäftigten aus.

Die Idee fanden einige Gemeinderäte geradezu bestechend. Helmut Vorleitner jun. (CSU) forderte rundheraus: "Wenn es das gibt, dann sollte man das machen." Bürgermeister Kern scheute freilich davor zurück, eine rechtliche Grauzone zu betreten. Was etwa mache man mit Mitarbeitern, fragte er, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Arbeit kämen? Kern favorisierte eine andere Lösung. Der Gemeinderat sollte sich an den Kreistag halten, der im September für die Beschäftigten des Landratsamts eine Arbeitsmarktzulage beschlossen hat, um vor allem dem Konkurrenzdruck durch die Landeshauptstadt begegnen zu können. In der Münchner Stadtverwaltung erhält ein Großteil der mehr als 32 000 Mitarbeiter der Verwaltung die sogenannte München-Zulage - eine Bonuszahlung in Höhe von etwa 125 Euro monatlich. Solch eine Bonuszahlung fand im Gemeinderat die volle Unterstützung. Damit nutzt auch Brunnthal eine Ausnahmeregelung des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Bayern, der über die Tarifhoheit in den Kommunen wacht. Dieser hat im Juli beschlossen, dass seine Mitglieder zur Deckung des Personalbedarfs im Einzelfall befristete Arbeitsmarktzulagen einführen dürfen. Vom 1. Januar 2016 an erhalten in Brunnthal Mitarbeiter der Entgeltgruppen 1 bis 13 pauschal 85 Euro monatlich. Das gilt, wie für die Beschäftigten im Landratsamt, befristet bis Ende 2019.

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