Brunnthal:Das Rathaus setzt Prioritäten

Bienen in Malvenblüten

Brunnthaler Bienen sollen künftig mehr Nahrung auf Gemeindeflächen finden, fordert ein Antrag.

(Foto: Manfred Neubauer)

Radwege sind wichtiger als Bienen, deswegen wird ein Antrag erst 2017 umgesetzt

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Große Brocken werden dieser Tage im Brunnthaler Rathaus nicht weggearbeitet. Kein Wunder. Es ist Ferienzeit, und Erholung ist angesagt. Bürgermeister Stefan Kern (CSU) postet Urlaubsbilder aus Italien. Und auch Verwaltungsleiter Siegfried Hofmann habe man in den Urlaub geschickt, heißt es aus dem Rathaus. Man muss nicht viel hineininterpretieren, um aus dem Satz herauszulesen, dass da jemand sanft gedrängt wurde, eine Auszeit aus dem Rathaus-Geschäft zu nehmen. Die Verwaltung muss wegen fehlender Mitarbeiter seit Monaten mit erschwerten Bedingungen klarkommen. Die Suche nach Personal gestaltet sich schwierig. Und manches bleibt dann auch länger liegen.

Die Begeisterung darüber hält sich freilich in Grenzen. Das zeigte sich kürzlich, als Siegfried Hauser (PWB) im Gemeinderat seinem Unmut Luft machte. Er äußerte sein Unverständnis darüber, dass eine von einer Bürgerin eingebrachte und von der CSU unterstützte Initiative nicht weiterverfolgt wurde. Bettina Sprenzel hatte sich dafür stark gemacht, im Gemeindegebiet auf ausgesuchten Flächen die Ausbreitung von sogenannten Bienenweiden zu unterstützen. Es handelt sich dabei um Pflanzen, die Bienen Nahrung bieten. Die Klagen von Imkern werden seit Jahren lauter, dass gerade im ländlichen Raum Bienen regelrecht verhungern.

Eine Schuld wird der intensiv betriebenen Landwirtschaft zugeschrieben, die auf Monokulturen setzt. Ackerränder werden untergepflügt. Büsche, Wildkräuter, blühfreudige Pflanzen haben kaum noch eine Chance. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) etwa erklärt, dass viele Wildbienenarten bedroht seien. Jeder sei zu ermutigen, seinen Garten oder Balkon, seine Straße oder Gemeinde bienenfreundlich zu machen und für die Wildbienen aktiv zu werden.

In Brunnthal jedenfalls fand der Vorstoß von Bettina Sprenzel im Gemeinderat Gefallen. Ein Versuch, ihn dahin gehend abzuschwächen, dass sich die Gemeinde darauf beschränken könnte, außerhalb des besiedelten Raums solche naturnahen Flächen zu schaffen, wurde sogar abgewehrt. Ulla Gocke (CSU) pochte darauf, dass Sprenzels Idee sich voll durchsetzte. Doch dann geschah - wie Siegfried Hauser beklagte - bis heute nichts. "Warum werden solche Anträge nicht umgesetzt?", fragte er. Er habe sich Grundstücke, die dafür geeignet wären, angesehen. Dort herrsche Wildwuchs, sonst nichts. Er habe eigentlich gedacht, bis Mai sei das erledigt. Das könne doch nicht so schwer sein.

Doch Bürgermeister Kern stellte sich zuletzt im Gemeinderat vor seine Verwaltung. Erstens sei es nicht damit getan, schnell mit dem Traktor wo drüberzugehen und irgendwo Samen auszubringen. Und zum zweiten habe man im Rathaus angesichts der schwierigen Personallage Prioritäten setzen müssen. So habe man alles dafür getan, kurzfristig den Bau des Radwegs von Faistenhaar nach HöhenkirchenSiegertsbrunn noch hinzubekommen. Um die Bienenweiden werde man sich kommendes Jahr kümmern, sagte Kern zu. Die Aktion sei im Haushalt 2017 eingeplant, und auch an einer besseren Personalausstattung sei man dran.

Die Untätigkeit der Gemeinde, die Hauser beklagte, fand Bürgermeister Kern gerade im Fall der Bienenweiden gar nicht so schlimm. Schließlich gehe es ja darum, der Natur freien Lauf und auch mal was verwildern zu lassen. Dann blühten die Pflanzen und die Bienen fänden Nahrung. Insofern erledige sich das Problem zum Teil auch von selbst. Der Radweg, so ist im übrigen aus dem Rathaus zu vernehmen, ist nahezu fertig gestellt. Womöglich kann der zum neuen Schuljahr genutzt werden. Er stellt eine wichtige Verbindung zwischen Brunnthal und den Schulen in Höhenkirchen-Siegertsbrunn her.

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