Brunnthal:Alternativen zum Auto

Brunnthal fordert den Ausbau des öffentlichen Verkehrs

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Brunnthal pocht auf den schnellen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. Der Gemeinderat verabschiedete jüngst einstimmig einen Appell, in dem die Verantwortlichen aufgefordert werden, eine Verlängerung der U 5 als Stadtbahn bis in das Gewerbegebiet Taufkirchen zu unterstützen. Das Landratsamt soll Planungsschritte einleiten, solange mögliche Trassen noch offen sind. Außerdem setzt sich der Gemeinderat dafür ein, an der Autobahnausfahrt Taufkirchen-Ost einen Park-and-ride-Platz einzurichten, um München-Pendler zum Umsteigen zu bewegen. Der Ausbau von Tangentialverbindungen im Landkreis wird begrüßt, wie die Buslinie, die von Dezember 2018 an als Ringlinie Brunnthaler Ortsteile mit den S-Bahnhöfen in Sauerlach und Höhenkirchen verbinden soll.

Für Autofahrer liegt Brunnthal günstig. Je nachdem, in welchem Ortsteil man wohnt, kann man die passende Autobahnauffahrt wählen. Und manchmal hat man glatt die Qual der Wahl. Die Gemeinde ist von A 99 und A 8 nahezu umzingelt. Doch lange schon sehen viele das mehr als Nachteil denn als Vorteil. Denn in den Berufsverkehrszeiten sind die Autobahnen dicht und immer öfter quält sich Schleichverkehr durch die Orte. Bürgermeister Stefan Kern (CSU) hielt deshalb jüngst im Gemeinderat eine engagierte Rede, in der er dringend einforderte, "Alternativen zum Auto" zu schaffen. "Wir sind ja überall schon staugeplagt", sagte er. Freilich sind die Mittel der Gemeinde begrenzt, um Abhilfe zu schaffen. Vor dem Hintergrund der auf Kreisebene geführten Diskussion, ob nun nach Ottobrunn und an das EADS-Gelände heran eine Stadtbahn oder eine U-Bahn gebaut werden könnte, sollte nun zumindest ein Zeichen gesetzt werden, wie viel den Brunnthalern an einem solchen Ausbau der Schienenwege liegen würde.

Denn anders als etwa der Ottobrunner Bürgermeister Thomas Loderer (CSU), der den Nutzen einer solchen Bahnanbindung in Frage stellt, hat sich Bürgermeister Kern aus Brunnthal zu einem vehementen Fürsprecher dieses Projekts entwickelt. Es solle ein "sichtbares Zeichen an den Landkreis" gesendet werden, sagte er im Gemeinderat. Und die Brunnthaler Gemeinderäte machten mit deutlichen Worten klar, dass ihnen das nicht weniger wichtig ist als ihrem Bürgermeister. Hilde Miner (Grüne) beklagte das spärliche Zugangebot auf der eingleisigen S-7-Trasse. "Das kannst du in der Pfeife rauchen", sagte sie. Verspätungen und Zugausfälle seien an der Tagesordnung. Anouchka Andres (SPD) sagte, das ÖPNV-Angebot sei eines derart reichen Landkreises "nicht würdig". Daniel Brenner (CSU) griff Kerns Kritik am Tarifsystem auf und bezeichnete es als "Armutszeugnis", dass MVV-Kunden selbst innerhalb der Gemeinde Brunnthal, je nach dem Ortsteil, in dem sie wohnten, verschiedene Tarife für eine Fahrt nach München zahlten. Ulla Gocke (CSU) widersprach nicht, was die Stauprobleme auf den Autobahnen angeht. Dennoch ist aus ihrer Sicht der MVV nicht konkurrenzfähig zum Auto. Sie fahre früh am Morgen, wenn der Verkehr noch fließe, mit dem Auto in die Arbeit. Das sei noch das Beste.

Dass je nach Ortsteil die Wünsche noch einmal andere sind, brachte Christian Schleich (Parteifreie Wählergruppe Brunnthal) zur Sprache. Er berichtete davon, dass im Norden der Gemeinde, also etwa in Kirchstockach, derzeit Unterschriften gesammelt werden, um eine bessere Anbindung an den ÖPNV einzufordern. Auf Vorschlag von Kern wurde deshalb diese Forderung gleich noch in den Appell mit aufgenommen. Das "dringliche Anliegen", wie Kern es ausdrückte, fand die Zustimmung aller 14 Gemeinderäte.

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