Bildung:Platz zum Lernen

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Die Stadt Garching plant eine Grundschule mit extragroßen Klassenzimmern - und lässt sich das drei Millionen Euro kosten

Von Gudrun Passarge, Garching

Die geplante Garchinger Grundschule Nord ist den Stadträten viel Geld und Platz wert. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) sprach von einer "wirklich großzügigen Planung". Unter anderem bezieht er sich dabei auf eine Klassenraumgröße von 75 Quadratmetern und darauf, dass sie mehr als 1000 Quadratmeter über der förderfähigen Summe durch den Freistaat liegt. Stimmt der Stadtrat noch zu, lässt sich Garching die Extras drei Millionen Euro mehr kosten.

Der Bürgermeister war es auch, der im Bauausschuss auf andere Gemeinden hinwies, die sich bei ihren Schulneubauten oder Erweiterungen mit bis zu 66 Quadratmetern pro Klassenraum begnügten, und nannte als Beispiele Haar und Taufkirchen. Schulberaterin Andrea Lehner, die das Garchinger Konzept erarbeitet hat, brachte gute Gründe für die Extra-Quadratmeter vor. Zum einen seien sie dem Inklusionsgedanken geschuldet, denn Kinder mit Beeinträchtigungen bräuchten mehr Platz. Zum andern folge sie mit dem Konzept der gesellschaftlichen Entwicklung und den modernen Lehrmethoden. "Man sitzt ja nicht mehr in Zweierreihen und schaut nach vorn", erklärte sie der SZ. Kooperatives und freies Lernen erforderten eben auch Raum. Auch Städte wie Unterschleißheim und Freising hätten dieses neue Konzept schon angewandt.

Großen Wert hat die ehemalige Schulrätin auch darauf gelegt, dem pädagogischen Personal gute Räumlichkeiten zu verschaffen und die Ganztagsschule optimal auszustatten. Die Stadt geht davon aus, mit den vorgesehenen Räumen in der fünfzügigen Schule eine Betreuungsquote von 80 Prozent der Kinder zu erreichen. Ein späterer Anbau soll möglich sein.

Die Stadträte im Bauausschuss sahen die Planung positiv. Von sozialer Verantwortung war die Rede, von gut eingesetztem Geld für die Kinder. "Da ist das drin, was wir uns gewünscht haben", sagte etwa Zweiter Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching). Trotz seiner Zustimmung gab Albert Biersack (CSU) jedoch zu bedenken, dass wegen der Mehrkosten das Geld in anderen Bereichen wie Freizeitsport oder Kultur "dann nicht mehr so üppig zur Verfügung" stehe.

Obwohl er die Investition auch begrüßte, brachte Grünen-Fraktionschef Hans-Peter Adolf zwei Kritikpunkte an. Einmal forderte er, Maßnahmen zu treffen, damit die Eltern ihre Kinder nicht bis vor die Schule fahren könnten. Das sahen die anderen Stadträte als schwierig an. Gruchmann plädierte für einen Platz etwa 50 Meter vom Schulhaus entfernt, an dem die Kinder gefahrlos aussteigen könnten.

Außerdem erinnerte Adolf an das von den Grünen geforderte Lehrschwimmbecken und forderte, es explizit im Raumprogramm zu nennen. Der Bürgermeister bat die Grünen hier um Vertrauen. In Kürze soll laut Gruchmann eine Arbeitsgruppe zum Thema Schwimmbad gebildet werden. Sie soll entscheiden, ob es ein Spaßbad eines Investors oder ein Lehrschwimmbecken der Schule geben wird. Die beiden Grünen stimmten im Bauausschuss wegen des nicht genannten Schwimmbads trotzdem gegen den Empfehlungsbeschluss.

© SZ vom 07.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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