Bildung:Keine Angst vor großen Schuhen

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Hildegard Höhn freut sich, dass ihre neue Schule so bunt ist. (Foto: Angelika Bardehle)

Hildegard Höhn ist die neue Rektorin der Grundschule "Am Wald" in Taufkirchen. Sie muss sich an Vorgängerin Betty Pauker messen lassen, die aus der einstigen Problemschule eine Vorzeigeschule gemacht hat.

Von Ljubo Herceg, Taufkirchen

Ihr Name ist für den Beruf zwar nicht so treffend wie der ihrer Vorgängerin, dafür muss sie sich aber auch keine Scherze dazu anhören: Seit Schuljahresbeginn ist Hildegard Höhn neue Rektorin der Grundschule "Am Wald". Kein leichtes Unterfangen. Denn die 51-Jährige hat die Nachfolge von Betty Pauker angetreten. Und deren Fußstapfen sind nicht gerade klein.

Pauker war "eine Rektorin zum Anfassen und zum Reden", wie sie über sich selbst sagte. Eine, die man auch mal umarmen durfte. Die die Namen all ihrer 396 Schüler kannte und zudem deren Sorgen und Nöte. Und die sich für Kinder und Eltern Zeit nahm. Mehr als 20 Jahre prägte Betty Pauker die Grundschule "Am Wald". Das Lehrerkollegium sprach zu ihrem Abschied von "einer Ära, die zu Ende geht."

"Die Welt der Kinder ist schön bunt"

Höhn weiß um das Erbe, das sie antritt. Doch die vierfache Mutter, die in Riemerling aufwuchs, sieht sich gut gewappnet und nimmt die Herausforderung mit Schülern aus 20 Nationen gerne an: "Das Bunte, die vielen Nationen und die offenen Schüler hier, das ist genau mein Ding", sagt sie voller Tatendrang. "Die Welt der Kinder ist schön bunt. Sie sehen nicht die Unterschiede der Hautfarbe oder der Nationalität. Das ist toll und zugleich herausfordernd."

Vor ihrem Karriereschritt nach Taufkirchen leitete Hildegard Höhn eine Grundschule in der Gemeinde Feilnbach (Kreis Rosenheim). Zudem ist sie im Kreisverband Bad Aibling stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Führungsqualitäten, Engagement, Enthusiasmus und viel Herz bringt die sportliche Bayerin, die gerne Bergsteigen geht und Golf spielt, um mal abzuschalten, also auf jeden Fall mit.

Allerdings wird sich Höhn etwas umstellen müssen, denn in Taufkirchen gibt es derzeit 19 Klassen und 30 Lehrkräfte. An ihrer bisherigen Wirkungsstätte waren es dagegen nur zwölf Lehrer für sieben Klassen. "Meine alte Schule war wirklich paradiesisch", schwärmt die neue Rektorin, die fortan täglich von Bad Aibling an den Münchner Stadtrand pendelt.

Aber auch in Taufkirchen sieht sie viel Gutes: So freut sie sich vor allem auf das Modell der flexiblen Grundschule. "Das war für mich ein ganz wichtiges Kriterium bei meiner Bewerbung." Denn dieses Modell, das ihrer Meinung nach am geeignetsten für Grundschüler ist, hat ihre alte mit der neuen Schule gemeinsam. Es sieht vor, dass die Kinder je nach Lerntempo die Jahrgangsstufen eins und zwei in einem, zwei oder drei Jahren durchlaufen können. Unter Höhns Vorgängerin Betty Pauker war die Taufkirchner Schule eine der ersten in Bayern, die das Modell einführten. Mit Erfolg.

"Die Vorarbeit, die Betty Pauker geleistet hat, ist mehr als beeindruckend", sagt Höhn. Sie selbst gibt als Ziel aus, vor allem die Selbstständigkeit der Schüler zu fordern und zu fördern. "Lernen ist nicht nur Lehrer- oder Elternsache, sondern vor allem Schülersache. Die Kinder müssen von sich aus lernen wollen und wissen, dass sie ausschließlich für sich und ihr Leben lernen."

Im Neubau ist künftig Platz für noch mehr Kinder

Die neue Unterrichtsform hat auch dazu beigetragen, dass sich der Ruf der Schule in den vergangenen Jahren gebessert hat: Während es bei Paukers Amtsantritt noch Eltern gab, die ihre Kinder nicht auf die Grundschule "Am Wald" gehen lassen wollten, weil dort viele Kinder mit Migrationshintergrund lernen, trifft heute das Gegenteil zu. Über die Sprengelgrenze hinweg wollen immer mehr Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Grundschule an der Dorfstraße einschulen, sondern lieber in der "Am Wald". Wenn erst der Neubau steht, der auf dem heutigen Sportgelände zwischen Lindenring und Pappelstraße entsteht, dürfen es noch mehr werden.

"Die sechszügige Grundschule mit Ganztagesangebot ist für Kinder sehr wichtig, da sie im Alltag einen ordentlichen Rhythmus brauchen. Sie müssen sich aufgehoben fühlen", sagt Höhn. "Gleichzeitig bringt das Ganztagesangebot aber für die Lehrer mehr Verantwortung und Mehraufwand mit sich." Neuland betritt die 51-Jährige allerdings nicht, denn ihre alte Grundschule soll 2018 saniert werden. "Da hatten wir das Thema - Neubau oder Sanierung - auch schon, sodass ich mich ganz gut mit den Prozessen und Regularien auskenne", erzählt Hildegard Höhn.

In Taufkirchen nahm sie bereits an einer Gemeinderatssitzung teil und traf sich mit Verantwortlichen und Architekten, sodass sie bestens informiert ist. "Der Austausch untereinander ist grandios, denn wir Lehrer dürfen uns sehr gut bei der Planung einbringen. Bei der Gestaltung hat unser Wort sogar viel Gewicht, was keineswegs selbstverständlich ist", erzählt die Rektorin.

© SZ vom 18.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Taufkirchen
:Eine Rektorin zum Anfassen

Als Betty Pauker vor 20 Jahren die Leitung der Grundschule am Wald übernahm, wollten viele Eltern aus dem Sprengel ihre Kinder dort nicht unterrichten lassen. Zuletzt lagen sogar Gastschulanträge auf ihrem Schreibtisch. An diesem Donnerstag wird die Pädagogin verabschiedet.

Von Iris Hilberth

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