Bildung:Der Landkreis plant den nächsten Schulcampus

Bildung: SZ-Grafik: Hanna Eiden; Recherche: Martin Mühlfenzl; Foto: Robert Haas

SZ-Grafik: Hanna Eiden; Recherche: Martin Mühlfenzl; Foto: Robert Haas

Im Süden des Landkreises sollen eine Realschule und eine FOS/BOS entstehen. Die besten Chancen auf den Zuschlag hat derzeit Oberhaching, aber auch Sauerlach ist als Standort noch im Rennen.

Von Stefan Galler und Martin Mühlfenzl, Oberhaching/Sauerlach

Der Landkreis München treibt im Eiltempo den Ausbau seiner Bildungslandschaft voran. In der Sitzung des Kreistagsausschusses für Bauen und Schulen am kommenden Montag soll die Errichtung von insgesamt vier Schulen auf den Weg gebracht werden: Neben dem bereits beschlossenen Gymnasium Aschheim handelt es sich dabei um eine Realschule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn sowie um einen Schulcampus mit Realschule und Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS), der entweder in Oberhaching oder in Sauerlach entstehen soll. Aktuell hat offenbar Oberhaching die Nase vorn.

Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) äußert sich zuversichtlich, dass die Kreispolitiker am Montag der Empfehlung der Verwaltung folgen werden und Oberhaching tatsächlich den Zuschlag geben. "Ich kann sagen, dass die Oberhachinger Kinder auch nach Sauerlach zur Schule fahren würden, genauso wie sie das momentan in Richtung Taufkirchen und Holzkirchen tun. Aber der Gemeinderat ist natürlich sehr erfreut über die aktuelle Entwicklung."

Ausschlaggebend sei laut Landkreisverwaltung die zu erwartende Zahl an Realschülern, die in Oberhaching deutlich höher anzusiedeln ist als bei einer Lösung in Sauerlach. "Wir haben uns schon vor zehn Jahren erstmals um eine Realschule bemüht", sagt Schelle. Zunächst hätten aber Studien ergeben, dass eine solche Lehranstalt nicht ausgelastet sein würde. Mittlerweile haben sich die Voraussetzungen jedoch geändert; so platze die Taufkirchner Walter-Klingenbeck-Realschule aus allen Nähten. "Es wäre für Oberhaching, aber auch für Pullach, Grünwald und Straßlach-Dingharting gut, wenn diese Schule zu uns käme", sagt Schelle. Was die FOS/BOS angeht, so wirbt die Gemeinde seit geraumer Zeit mit einer möglichen Ausrichtung dieser Schule auf IT und Digitalisierung.

Der Verkehr ist nicht das Problem

Auch in Sachen Standort ist man in Oberhaching schon bemerkenswert weit: In unmittelbarer Nähe zum S-Bahnhof Deisenhofen soll der Campus entstehen. "Die Fläche dort ist für Wohnungsbau ausgewiesen, es würde wohl kaum eine zusätzliche Verkehrsbelastung geben, wenn dort die Schulen gebaut werden", sagt Schelle. Vielmehr erwartet der Bürgermeister, dass der Verkehr dadurch, dass die Oberhachinger Schüler die Kommune nicht mehr verlassen müssen, eher weniger wird.

Was die entstehenden Kosten angeht, so bleibt der CSU-Politiker trotz angespannter Gemeindefinanzen gelassen: "Es ist die ureigenste Aufgabe der Kommunen und Landkreise, für die Bildung Sorge zu tragen. Und wenn wir immer mehr Arbeitsplätze im Landkreis schaffen, müssen wir eben auch die benötigte Infrastruktur schaffen, in erster Linie Bildungseinrichtungen vom Kindergarten bis zur FOS."

Dass das kleine Sauerlach einen Schulcampus alleine schultern könnte, schließt Klaus Zimmermann aus. Sauerlachs Zweiter Bürgermeister von der Unabhängigen Bürgervereinigung (UBV) sagt, dass dies natürlich nur der Zweckverband als Einheit leisten könne. "Da müssen schon alle mitspielen. Aber wir wären als Standort super geeignet." Die Gemeinde hat hierfür bereits eine Fläche direkt östlich des S-Bahnhofs zur Verfügung gestellt. "Klar ist, dass es im Süden definitiv eine neue Realschule braucht", sagt Zimmermann.

Momentan gehen laut Zimmermann die meisten Sauerlacher Realschüler - wie die Oberhachinger - nach Holzkirchen und Taufkirchen. "Alleine mit unseren Schülern könnten wir den Bedarf für eine Realschule aber nie abdecken", sagt der stellvertretende Rathauschef. "Aber wir haben mit Blick auf den Süden und den Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen Potenzial und durch die S-Bahn eine perfekte Anbindung." Aus seiner Sicht würde eine Realschule mit etwa 500 bis 600 Schülern in Sauerlach Sinn ergeben, "wenn die Möglichkeit einer späteren Erweiterung eingeplant wird". Die Chancen auf den Zuschlag für einen neuen Schulcampus schätzt Zimmermann indes eher gering ein: "Die Tendenz ist schon klar erkennbar. Aber wir müssen es als Gemeinde probieren." Denn ein Schulcampus könnte einen schönen Nebeneffekt haben: "Eine neue Turnhalle, die wir dringend brauchen."

Höhenkirchen gilt für eine neue Realschule als gesetzt

Während also Sauerlach und Oberhaching in der Frage einer neuen Realschule in Konkurrenz zueinander treten, gilt Höhenkirchen-Siegertsbrunn als Standort bereits als sicher. Und das, obwohl sich die Gemeinde - namentlich Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) - zu Beginn der Debatte noch gegen die Ansiedlung einer Realschule ausgesprochen hatte. Das klingt jetzt ganz anders: "Ich bin eine Anhängerin dieser Idee", sagt Mayer und liefert die Begründung für ihren Meinungsumschwung: "Egal, wo im Südosten eine Realschule hinkommt, wir haben immer viel zu zahlen. Dann sollen meine Bürger auch am meisten davon haben."

Die Bürgermeisterin spielt darauf an, dass sich die Schüler aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn in diesem Falle zum Beispiel teure S-Bahnfahrkarten sparen könnten. Auch wenn sie betont, erst einmal die detaillierte Vorstellung des Schulbedarfsplanes am Montag abwarten zu wollen, stellt Mayer doch klar, dass ihre Gemeinde bereit wäre: "Wir sind die einzige Gemeinde im Südosten, die überhaupt Platz für eine solche Schule hat, passenderweise direkt neben dem Gymnasium. Hier könnten wir Synergieeffekte nutzen, etwa bei den Sportstätten."

Noch konkreter sind mittlerweile die Pläne für ein neues Gymnasium in Aschheim. Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) sagt, dass derzeit noch Grundstücksverhandlungen laufen, um die notwendige Fläche neben der bestehenden Realschule für das Gymnasium zu gewinnen: "Aber wir stehen jederzeit bereit." Das Gymnasium sei aber nicht ohne eine Erweiterung der Realschule zu sehen: "Mir ist die Idee vom Schulcampus sehr wichtig. Wie auch die Zusammenarbeit mit Feldkirchen und Kirchheim im Zweckverband", sagt Glashauser. "Wir können nur gemeinsam Lösungen finden."

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