Bezahlbarer Wohnraum:Umstrittene Entwürfe

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Der Katholische Männerfürsorgeverein hat die Absicht, in Mittenheim eine große Wohnsiedlung zu errichten. Um die Planungshoheit nicht zu verlieren, beauftragt Oberschleißheim ein Fachbüro mit einer Expertise

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Ein Wohngebiet in der Dimension eines völlig neuen Ortsteils mit circa 1500 Einwohnern will der Katholische Männerfürsorgeverein auf seinen weitläufigen Flächen um Mittenheim errichten. Aber was will die Gemeinde Oberschleißheim? Bislang hat nur der Grundeigentümer aufwendige Planungen vorgelegt und in einem selbst gewählten Diskussionsprozess Meinungen abgefragt und eingeholt. Jetzt will die Kommune in der Sache selbst das Heft in die Hand nehmen. Einmütig hat der Gemeinderat beschlossen, selbst ein Planungsbüro einzuschalten: Das soll nun im Auftrag der Gemeinde die Vorarbeiten liefern, um zunächst die Grundsatzfrage zu klären, ob dort überhaupt eine Wohnbebauung entstehen soll und wenn ja, in welchem Umfang.

Der Auftrag an das Büro wird freilich als grundlegendes Bekenntnis zu einem neuen Wohnquartier Mittenheim verstanden. Bei der Debatte im Gemeinderat ließen alle Gruppierungen grundsätzliche Sympathie erkennen, freilich noch ohne Festlegung auf die Dimension und abhängig von je unterschiedlichen Parametern. Grundsätzliche Gegenstimmen gab es lediglich von Hans Negele (FW) und Peter Lebmair (CSU). "An dieser Stelle ist das nicht sinnvoll für den Ort", sagte Lebmair.

Zwischen den Oberschleißheimer Gewerbegebieten am Bruckmannring und entlang der Mittenheimer Straße einerseits und dem Unterschleißheimer Business-Campus mit seinem wachsenden Gewerbeumfeld andererseits ein Wohngebiet reinzuquetschen, sei "nicht sehr weitsichtig", mahnte Negele. Direkt an dem neuen Quartier soll dann auch noch die gewünschte Umgehungsstraße vorbeiführen.

SPD, Grüne, FDP und die jeweils überwiegenden Teile von CSU und FW signalisierten ihre grundsätzliche Aufgeschlossenheit - allerdings auch keine überbordende Begeisterung für die Visionen des Männerfürsorgevereins. Die eingeleiteten Neubaugebiete im Ortskern am Schäferanger und dem Kreuzacker "gehen vor", sagte FW-Sprecher Hans Hirschfeld, zudem sei die Situierung der Umgehungsstraße "das Wichtigste überhaupt", eventuell konkurrierende Belange des Neubauquartiers müssten da immer zurückstehen.

Florian Spirkl erwartete für die SPD eine deutliche Reduzierung der bisher diskutierten Bauvolumen. Gisela Kranz bezeichnete für die CSU die Lösung der Verkehrserschließung des Quartiers als Grundbedingung für eine Zustimmung. Ingrid Lindbüchl (Grüne) forderte eine Gesamtbetrachtung aller jüngst parallel eingeleiteten Siedlungsentwicklungen, deren Folgelasten insgesamt in den Blick genommen werden müssten. Arbeitsauftrag ist nun, "eine Bebauung der Flächen im Ortsteil Mittenheim und die damit verbundenen städtebaulichen und sonstigen Auswirkungen ergebnisoffen zu prüfen" und dabei auch "die bisherigen Planungsvorschläge des Eigentümers zu hinterfragen und gegebenenfalls Optimierungs- oder Ergänzungsvorschläge oder auch alternative Planungsmöglichkeiten aufzuzeigen". Dass ein Grundbesitzer das Verfahren in dieser Dimension wie bisher eigenverantwortlich durchführe, sei "ein wenig ungewöhnlich", sagte Christian Weigl vom Stadtplanungsbüro Goergens & Miklautz, das die Gemeinde eingeschaltet hat. Dass Oberschleißheim seine Planungshoheit wahrnehmen wolle, sei "mindestens nicht unüblich".

Peter Benthues (CSU) äußerte Bedenken, dass mit diesem Arbeitsauftrag "eine gut gemeinte Planung totgeprüft wird". Gegen die Stimmen von Benthues, Lebmair und Negele vergab der Gemeinderat mehrheitlich den Planungsauftrag.

© SZ vom 23.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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