Vor dem Volksentscheid:Eine Raucherin kämpft für Rauchverbot

Privat raucht sie, für die ÖDP aber kämpft sie in Bayern gegen die Raucher: Johanna Weigl-Mühlfeld über Interessenkonflikte.

Barbara Mooser

Johanna Weigl-Mühlfeld kämpft gegen verqualmte Gaststätten und Bierzelte. An den Infoständen im Landkreis Ebersberg wirbt die ÖDP-Kreisvorsitzende dafür, beim Volksentscheid für ein striktes Rauchverbot zu stimmen. Was ihre Gegenüber meist nicht wissen: Auch in Weigl-Mühlfelds Tasche ist immer ein Päckchen Zigaretten - wie viele sie davon pro Tag raucht, wollte sie im Gespräch mit Barbara Mooser allerdings nicht zugeben.

ÖDP startet Rauchverbots-Volksbegehren

Die ÖDP hat die Bürger im Freistaat im vergangenen Jahr mit ihrem Volksbegehren erfolgreich mobilisiert - am Sonntag steht der Volksentscheid in Bayern an. Eine, die für die ÖDP an Infoständen steht, ist die Ebersbergerin Johanna Weigl-Mühlfeld.

(Foto: dpa)

SZ: Schon mal am Infostand beim Rauchen erwischt worden?

Johanna Weigl-Mühlfeld: Nein, da rauche ich nicht. Das halte ich durchaus eine Weile aus.

SZ: Wie reagieren Raucher denn darauf, dass eine der ihren so vehement für das Rauchverbot wirbt? Werden Sie beschimpft?

Weigl-Mühlfeld: Gar nicht. Von den Rauchern höre ich überhaupt ganz wenig Kritik. Kurioserweise kommen eher die Nichtraucher und sagen: Lasst sie doch, wenn sie rauchen wollen.

SZ: Wäre es für Sie zumindest bei Wirtshausbesuchen im Winter nicht schöner, drinnen zu qualmen?

Weigl-Mühlfeld: Ich rauche schon sehr lange draußen, mindestens 20 Jahre. Bei mir im persönlichen Umfeld gibt es kaum Raucher, da ist es selbstverständlich, dass man nicht drinnen raucht. Und wenn man in einen Raum geht, der nach kaltem Rauch riecht, ist das auch für Raucher unangenehm.

SZ: War für Sie gleich klar, dass Sie das Volksbegehren und den Volksentscheid unterstützen würden?

Weigl-Mühlfeld: Na ja, die ÖDP hat das Volksbegehren schließlich initiiert und ich bin ÖDP-Kreisvorsitzende. Sonst hat auch niemand Hurra geschrien bei der Frage, wer Sprecher oder Sprecherin des Aktionsbündnisses im Landkreis werden sollte. Selbstverständlich stehe ich auch dahinter - doch selbst, wenn es nicht so wäre: Ich bin Sachpolitikerin und kümmere mich nicht nur um Themen, die mir selbst wichtig sind.

SZ: War es schwierig, Mitstreiter zu finden?

Weigl-Mühlfeld: Nein, es gibt sehr viele Leute, die sich engagieren, die Flugblätter verteilen oder an Infoständen stehen. Es unterstützten uns auch viele Ärzte und Apotheker. Das war interessanterweise anders, als die ÖDP 2005 ein Volksbegehren zum Mobilfunk initiiert hat - obwohl es auch damals um Gesundheitsschutz ging.

SZ: Woran liegt das wohl?

Weigl-Mühlfeld: Vielleicht waren wir damals unserer Zeit voraus, Mobilfunk war weit weniger ein Thema als heute. Aber vielleicht ist andererseits die Zeit auch reif für den Volksentscheid zum Rauchverbot, denn überall in den Nachbarländern macht man damit positive Erfahrungen.

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