Bauvorhaben:Genossenschaft auf der Kippe

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Dass günstige Wohnungen gebaut werden, wollen die Gemeinde und die Initiatoren der Genossenschaft Wogenis. Doch über die Rahmenbedingungen werden sie sich nicht einig. (Foto: Johannes Simon)

Eine Initiative aus Bürgern will in Ismaning günstige Wohnungen bauen. Die Gemeinde sagt Unterstützung zu, beharrt aber auf der Einhaltung ihres Einheimischenmodells. Nun droht das Projekt zu scheitern

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Dass es jedem unabhängig von Einkommen und Vermögen möglich ist, auch in einer teuren Region wie dem Landkreis eine angemessene Wohnung zu finden, ist das erklärte Ziel von Politik und Sozialverbänden. Die Gemeinde Ismaning hat ein Drei-Säulen-Modell, um dies zu fördern. Sie hat neue Wohnbaugebiete ausgeschrieben, in welchen sich die Bürger um Grundstücke für den Bau ihres Eigenheims bewerben konnten, zum Teil nach den Kriterien eines Einheimischenmodells. Sie wird selbst beim Bau von Mietwohnungen aktiv. Und sie will genossenschaftlichen Wohnbau fördern, das hat die Kommune in einem Grundsatzbeschluss bekräftigt. Wann und inwieweit das Realität wird, muss sich nun allerdings erst zeigen. Ein Genossenschaftsprojekt steht jetzt vor der Aufgabe.

Die Ismaninger Wohngenossenschaft (Wogenis) habe kurz vor der Gründung gestanden, sagt deren Initiator Mike Koschalka. Seit Anfang 2016 hat sich der Ingenieur mit den Gründungsmodalitäten befasst, Businesspläne gewälzt und Gespräche mit der Gemeinde geführt. Das Interesse sei da gewesen, er habe insgesamt etwa 80 Anfragen von Interessierten aus Ismaning bekommen, sagt er. Nach den Erfahrungen der vergangenen Monate sieht er jetzt allerdings nur noch geringe Erfolgschancen für das Projekt.

Knackpunkt bei den Verhandlungen ist die Forderung der Gemeinde, dass in der Satzung der künftigen Wohnbaugenossenschaft die grundsätzlichen gemeindlichen Vorgaben hinsichtlich der Wohnungsvergaben berücksichtigt sind; diese richten sich nach dem Einheimischenmodell und beinhalten als zentrale Punkte die Ortszugehörigkeit sowie eine Begrenzung beim Eigenkapital auf 200 000 Euro. "Das Verankern des Einheimischenmodells in der Satzung würde uns zu stark einengen, gerade die Auswahl der Genossenschaftsmitglieder darf nicht von Punkten abhängen, sie müssen auch zusammenpassen", sagt Koschalka. "Außerdem würden wir Genossen uns so einem hohen wirtschaftlichen Risiko aussetzen." Durch größere Flexibilität zum Beispiel beim Kriterium des Eigenkapitals sei eine gute soziale Durchmischung von Menschen mit mehr und weniger Kapital möglich, argumentiert Koschalka, außerdem könne Wogenis sich selbst tragen und sei nicht auf Fremdkapital angewiesen. Statt eines Eintrags in die Satzung der Genossenschaft, wie es ein Gemeinderatsbeschluss vorsieht, schlägt Koschalka eine auf das Grundstück, das die Gemeinde der Genossenschaft günstig überlassen will, bezogene Lösung vor. Ein Grundbucheintrag mit Dienstbarkeit würde die Wünsche der Gemeinde aus seiner Sicht ebenso rechtssicher berücksichtigen. Er wolle einen Kompromiss finden, sagt Koschalka: "Eine Win-win-Situation." Auf Seiten der Gemeinde habe er jedoch zuletzt nicht die ernsthafte Bereitschaft gespürt, einen solchen Kompromiss zu erarbeiten.

Dem tritt Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) entgegen. "Ich bin der Ansicht, dass es nicht unmöglich wäre, die Bedingungen zu erfüllen", sagt er. Allerdings brauche die Gemeinde eine rechtliche Handhabe, um das Grundstück unter Wert abzugeben, stellt Greulich klar. Daher habe man alle Bewerber - neben Koschalkas Wogenis will auch die Arbeiterwohlfahrt mit ihrer Genossenschaft Awohnbau in Ismaning aktiv werden - aufgefordert, ihr dementsprechendes Konzept schriftlich an den Gemeinderat zu richten. "Wenn ein Modell vorgezeigt wird, das garantiert, dass unsere Bedingungen rechtssicher verankert sind, muss aus meiner Sicht das Einheimischenmodell nicht sklavisch in der Satzung stehen", sagt Greulich. Die endgültige Entscheidung über vorgelegte Genossenschafts-Konzepte treffe aber der Gemeinderat.

© SZ vom 18.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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