Baustelle:In Neubiberg schrillen Alarmglocken

Baustelle: Sollte eigentlich schon lange fertig sein - das Feuerwehrgerätehaus im Ortsteil Unterbiberg, hier noch im Rohbau.

Sollte eigentlich schon lange fertig sein - das Feuerwehrgerätehaus im Ortsteil Unterbiberg, hier noch im Rohbau.

(Foto: Claus Schunk)

Neubau des Feuerwehrgerätehauses wird deutlich teurer und später fertig

Von Daniela Bode, Neubiberg

Beim Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses An der Schönswetterstraße im Neubiberger Ortsteil Unterbiberg ist offenbar nicht alles glatt gelaufen. Nicht nur, dass die Unterbiberger Feuerwehr schon 2016 hätte einziehen sollen. Nun ist der Bau aus mehreren Gründen auch noch teurer geworden als geplant. Nach der jetzigen Kostenprognose wird das Projekt 4,2 Millionen Euro verschlingen statt 3,8 Millionen, wie es noch im Januar 2016 geheißen hatte. Der Gemeinderat hat mit einigem Murren in seiner Sitzung am Montag mit 20 zu 2 Stimmen die Kostenmehrung abgenickt. Um festzustellen, dass keine Mängel vorliegen, soll zudem bei der Abnahme jedes Gewerks ein Gutachter eingesetzt werden.

Es kamen mehrere Umstände zusammen, die die Kosten um 370 000 Euro nach oben klettern ließen. So ist laut Bauamtsleiter Christian Einzmann ein beauftragtes Unternehmen insolvent geworden. Außerdem mussten Gewerke mehrmals ausgeschrieben werden, weil keine Angebote eingingen. Eine Erhöhung um rund 40 000 Euro bringen nötige Änderungen am Übungsturm, weil neue Regeln der Unfallverhütungsvorschrift gelten. Rund 160 000 Euro Steigerung resultieren aus einer unvorhersehbaren Entwicklung: Es stellte sich heraus, dass die ausgehobene Erde, die an anderer Stelle wiederverwendet werden sollte, mit Blei und Quecksilber belastet war.

Das Erdreich musste in eine besondere Deponie abtransportiert werden. Rund 35 000 Euro machen nachträgliche Anregungen der Feuerwehr aus. Sie wünschte sich unter anderem eine Tür vor der Treppe, über die man die Wohnungen im Obergeschoss erreicht, damit Unbefugte die oben liegende Terrasse nicht betreten. Auch hätte man gerne ein Vordach über dem Haupteingang an der Nordseite.

Zahlreiche Gemeinderäte waren wenig begeistert von der Entwicklung. Sie waren sich aber einig, dass das Feuerwehrgerätehaus wie geplant fertig gebaut werden soll. Hartmut Lilge (CSU) prangerte in seiner Funktion als Finanzreferent an, dass es sich in Wirklichkeit um eine Steigerung von 740 000 Euro handle, wenn man auf die Schätzung von 2014 in Höhe von knapp 3,5 Millionen Euro blicke. Hier seien der Gemeinde die "Kosten aus der Hand geglitten". Es hätte ein Projektsteuerer eingesetzt werden sollen, monierte Lilge. Andrea Bernatowicz (Grüne) äußerte in Richtung Architekt ihr Unverständnis über die Vorschläge der Feuerwehr. "Warum hat man da nicht vorher dran gedacht?", fragte sie. Norbert Strama (Neubibergs Freie Wähler) plädierte eindringlich dafür, einen Gutachter einzusetzen, vor allem für den Bau und die Technik. "So was hab' ich noch nie gesehen. Irgendwas ist da schiefgelaufen."

Gregor Röslmaier (SPD) sprach von fehlenden Jalousien und wackelnden Treppen. Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) verwahrte sich gegen die Vorwürfe, die Verwaltung oder der Architekt hätten nicht ordentlich gearbeitet. Er teilte aber die Ansicht, dass bei der Baustelle nicht alles glatt gelaufen sei. Der Bauamtsleiter betonte, dass eine Kostenschätzung immer auf Annahmen beruhe und eine Punktlandung schwer sei. Der beauftragte Architekt mühte sich um Antworten. So sei etwa das Vordach für die Funktion der Feuerwehr nicht nötig und daher bisher nicht eingeplant gewesen. Dinge wie die Tür zur Treppe seien nicht vorgesehen gewesen, weil man stets auf die Kosten geachtet habe. Anderes wie Sonnenschutz und Bodenbeschichtung fehle schlicht noch. "Wir sind aber auf der Zielgeraden", versicherte der Architekt. Der Gemeinderat will aus dem Fall für die Zukunft lernen und bei ähnlichen Vorhaben einen Projektsteuerer einsetzen.

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