Barfuß:Auf zarten Sohlen

Barfuß: Gras ist ein deutlich angenehmerer Untergrund als Kies - das haben die Teilnehmer von "Barfuß im Park" schnell herausgefunden.

Gras ist ein deutlich angenehmerer Untergrund als Kies - das haben die Teilnehmer von "Barfuß im Park" schnell herausgefunden.

(Foto: Robert Haas)

Mit Anke Schuster hält die Barfußbewegung im Oberschleißheimer Schlosspark Einzug

Von Trang Dang, Oberschleißheim

- Die Füße vom einengenden Schuhwerk befreien - nichts lieber als das, denken sich angesichts der drückenden Hitze acht Erwachsene und zwei Kinder. Mit hochgekrempelten Hosen stehen sie unter den schattigen Bäumen im Park des Neuen Schlosses in Schleißheim. "Barfuß im Park - die Entdeckung der Langsamkeit" heißt die Veranstaltung von Anke Schuster, Ortsvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Oberschleißheim (Awo).

"Laufen wir auch auf Kies?", fragt eine Teilnehmerin neugierig. Ja, sagt Schuster, nur abrollen dürfe man darauf nicht. Mit dem Gewicht an der Ferse tue man sich auf dem eckigen Kies leichter. Bei jedem Wetter erkundet Schuster einmal im Monat mit Interessierten unten ohne intensiv den Boden im Schlosspark. Die Awo-Vorsitzende läuft sogar alleine durch schlammige Pfützen - die überzeugte Barfußläuferin steht damit allerdings nicht allein da.

Die Barfußbewegung befindet sich auf dem Vormarsch. Bundesweit werden zunehmend Barfußparks angelegt, etwa im Kurort Bad Wörishofen, der Heimat von Pfarrer Sebastian Kneipp, der das Barfußlaufen als Naturarznei empfohlen haben soll. Der Führer "Barfußwandern: Münchner Berge und Alpenvorland" ist bereits in zweiter Auflage erschienen. Der Schlosspark in Oberschleißheim ist in dem Wanderbuch zwar nicht verzeichnet, eignet sich wegen des abwechslungsreichen Untergrundes aber sehr gut als Barfußparcours: gemähtes und ungemähtes Gras, herabgefallene Zweige, nasse Erde, runder und eckiger Kies, glatte Oberflächen wie Marmor.

Was aber hat der Verzicht auf Schuhe und Strümpfe mit der Entdeckung der Langsamkeit zu tun? "Durch das Barfußlaufen muss man mehr darauf schauen, wo man hintritt, und das dauert eben länger", sagt Schuster. Vorsichtig sollte man beim Tritt auf Klee sein, um Insektenstiche zu vermeiden. Allergikern und Diabetikern raten Ärzte aufgrund der Verletzungsgefahr, achtsam barfuß zu laufen.

Auf einer Wanderung vor drei Jahren mit ihrer Tochter ist Schuster zur Frei-Fuß-Kultur gekommen, wie Barfußläufer ihre Bewegung in Anlehnung an die Frei-Körper-Kultur auch nennen. Aber mehrstündig in den Alpen auf kalten Steinen, wie soll das gehen? Kein Problem, die glatte Oberfläche der Steine sei sehr gut geeignet, erklärt Schuster. Beeindruckt zeigt sich auch Teilnehmerin Elisabeth Krell. Die Unterschleißheimerin schwärmt von einer Barfußerfahrung in Dänemark: "Der Wald fühlte sich dabei an wie ein Teppich."

Die ersten Kieselsteine zwischen der Grasfläche und dem "Schönen Stall" meistern alle ohne Murren, dafür schwerfällig balancierend - den Blick auf den Boden gerichtet.

Die Kinder von Romy Weinert haben dagegen sichtlich kein Problem mit dem Kies. Simon, 9, und Toni, 12, kennen den Schlosspark sehr gut, so die Mutter. Auf dem Rückweg nehmen einige Teilnehmer den bequemsten Weg über Gras, um nicht auf Kies laufen zu müssen. Dabei wird doch, wie Schuster sagt, die Fußmuskulatur desto besser gestärkt, je unterschiedlicher der Untergrund ist - wie bei einer Fußreflexzonenmassage. "Für mich ist es so, als würden die Fußsohlen mit mir reden", sagt Schuster.

Ein brennendes Gefühl verspürt hingegen Teilnehmerin Jutta Gumz, als sie nach einer Stunde die Füße wieder in den Schuhen spürt. Mehr als Massage ist das Barfußlaufen für einige ältere Teilnehmer. Sie fühlen sich an ihre Kindheit in der Nachkriegszeit erinnert. Zurückblickend sagen sie nach der Tour durch den Park: "Wir hatten ja nach dem Krieg nichts außer das Barfußlaufen."

Nächster Termin von "Barfuß im Park" mit Anke Schuster ist am Freitag, 22. Juli. Treffpunkt ist um 17 Uhr am Neuen Schloss bei den Fahrradständern am nördlichen Haupteingang zum Schlosspark.

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