Baierbrunn:Sorge um das Isarhochufer

Naturschützer sehen in den Plänen der Gemeinde Baierbrunn zur Erweiterung der Grundschule eine Gefahr für das Landschaftsschutzgebiet und wollen diese mit einem Bürgerbegehren stoppen. Als Alternative schlagen sie einen Neubau am Sport- und Bürgerzentrum vor

Von Christina Jackson, Baierbrunn

Steigende Schülerzahlen führen in der Baierbrunner Grundschule zu Platznot. Davon ist auch die Mittagsbetreuung betroffen, die 80 Prozent der Kinder nutzen. Grund genug für eine Erweiterung des Schulgebäudes aus dem Jahr 1958. So jedenfalls hat es der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Doch durch die Planungen am Standort auf dem Isarhochufer sehen Naturschützer das dortige Landschaftsschutzgebiet in Gefahr. Die Bürgerinitiative Naturschätze Baierbrunn hat deshalb, unterstützt vom Bund Naturschutz (BN), dem Landesbund für Vogelschutz, dem Isartalverein und den Grünen, ein Bürgerbegehren initiiert, mit dem sie die Planungen der Gemeinde stoppen wollen.

"Wir sehen ein, dass die Schule dringend mehr Platz benötigt", sagt Stefan Zenz, von der Bürgerinitiative, der zugleich auch Vorsitzender der BN-Ortsgruppe in Baierbrunn ist. Aber: "Flora und Fauna wären damit massiv in Gefahr." Zenz und seine Mitstreiterin Beate Burkhart verweisen unter anderem auf die großen Bruterfolge des Uhus. Der Vogel benötige weiträumige Flächen zur Jagd, die ihm nur durch das Landschaftsschutzgebiet zur Verfügung stünden. Daneben bedeute das Bauvorhaben am jetzigen Standort wegen der Abstützung des Hanges bei einer Straßenverlegung an die Hangkante einen "massiven Eingriff" in das Naturwaldreservat Geuderleite.

Nach Ansicht von Bürgerinitiative und Bund Naturschutz gibt es Alternativen zur Planung, die "ökonomisch und ökologisch" sinnvoll seien und bei denen das sensible Landschaftsschutzgebiet am Isarhochufer erhalten bleibe, etwa ein Neubau an anderer Stelle, zum Beispiel am Sport- und Bürgerzentrum, wo bereits ein Kindergarten und die Sportanlagen sind. Beide Varianten könnten auf gemeindeeigenem Grund und schneller realisiert werden, da langwierige Genehmigungsverfahren mit den zuständigen Behörden entfielen", argumentieren die beiden Verantwortlichen der Initiative, Zenz und Burkhart.

Damit die Baierbrunner in einem Bürgerentscheid über die Alternative abstimmen können, müssen sich in dem etwa 3200 Einwohner zählenden Ort zuvor beim Bürgerbegehren zehn Prozent der Stimmberechtigten eingetragen haben. Nach Angaben der Initiatoren haben das bis Freitag 275 Baierbrunner getan - unter ihnen auch sechs Gemeinderäte. Damit wäre das Quorum voraussichtlich erfüllt. Nachdem der Gemeinderat im Oktober per Grundsatzbeschluss entschieden hat, die weiteren Planungen auf den alten Standort am Isarhochufer zu fokussieren, sehe man sich "gezwungen, diese Unterschriften einzureichen und offiziell die Durchführung eines Bürgerentscheids zu beantragen", so die Initiatoren am Freitag.

Die Gemeindeverwaltung muss nun prüfen, ob der Antrag die rechtlichen Anforderungen erfüllt. Einen Monat nach der Einreichung muss der Gemeinderat über die Zulässigkeit entscheiden. Weitere drei Monate später würde die Abstimmung erfolgen. In dieser Zeit wäre die Umsetzung des vom Gemeinderat beschlossenen Projekts zumindest verzögert. Bürgermeisterin Barbara Angermaier (Baierbrunner Interessengemeinschaft, BIG) reagiert gelassen: "Das ist die Beteiligung der Bürger und gelebte Demokratie". Sie sieht in der Verzögerung auch keinen wirklichen Nachteil. "Wir setzen unsere Bedarfsplanungen in dieser Zeit fort. Aufgaben, die ohnehin noch anstehen."

Seit 70 Jahren sei die Gemeinde mit der Weiterentwicklung des Schulhauses befasst. Erst 2004 erfolgte die jüngste Erweiterung des Gebäudes. "Sollten die demografischen Prognosen für die Einrichtung einer dreizügigen Grundschule sprechen, wäre ein Neubau sinnvoll", stimmt Angermaier der Bürgerinitiative zu. Bislang stand der Gemeinderat dieser teuren Variante eher ablehnend gegenüber. Im Vergleich zur Erweiterung kostet ein Neubau etwa fünf Millionen Euro mehr.

Zu den Varianten, die der Gemeinderat für eine Erweiterung des Gebäudes in Betracht zieht, gehört eine Norderweiterung. Sie betrifft zwar nicht direkt das Landschaftsschutzgebiet; dort befindliche Flächen sollten diesem allerdings zugesprochen werden. Bei zwei der Erweiterungsvarianten östlich der Hermann-Roth-Straße sind jeweils Teile des Landschaftsschutzgebietes betroffen. Zu den Nachteilen eines Neubaus, beispielsweise auf dem Wirthsfeld, zählen viele Gemeinderäte neben den erhöhten Kosten die fehlende Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Antragsteller des Bürgerentscheids hoffen trotzdem, mit ihrem Vorstoß die Neuerrichtung der Grundschule an anderer Stelle zu erreichen, etwa am Sport- und Bürgerzentrum.

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