Baierbrunn:Geothermieanschluss lohnt sich derzeit nicht

Wegen des günstigen Preises für Öl und Gas sind Großkunden nicht an Fernwärme aus Pullach interessiert

Von Christina Jackson, Baierbrunn

Ein Anschluss Baierbrunns an die Pullacher Geothermie ist möglich, aufgrund der niedrigen Erdöl- und Gaspreise für Großkunden derzeit aber wenig attraktiv. Diese ernüchternde Bilanz zog Helmut Mangold von der Innovative Energie für Pullach GmbH (IEP) zu seiner Machbarkeitsstudie. Im Baierbrunner Gemeinderat zeigte er am Dienstag trotzdem Strategien auf, die auf lange Sicht die Geothermie in den Ort bringen könnten. Dazu zählt etwa ein Nahwärmenetz auf Grundlage einer Hackschnitzelheizung, das zu einem späteren Zeitpunkt als Grundlage für die Anbindung an die Fernwärme verwendet werden kann. "Ich möchte Sie ermuntern, diesen Weg einzuschlagen", sagte Mangold an die Adresse der Gemeinderäte. "Ich weiß, dass in Baierbrunn Biomasse-Wälder entstehen. Das ist eine gute Voraussetzung für den Ausbau."

Im Zuge der Machbarkeitsstudie hat das Team um Mangold mit vier möglichen Großkunden in Baierbrunn Kontakt aufgenommen. Dazu gehören der Verlag Wort & Bild, die Parfum-Firma Drom, gemeindliche Objekte sowie der krisengeplagte Kühlgeräte-Hersteller Kelvion. Sie ließen sich angesichts der niedrigen Erdöl- und Erdgaspreise, die sich im Verlauf der Machbarkeitsstudie von einem ohnehin niedrigen Niveau noch einmal halbierten, nicht auf eine Neuorientierung in ihrer Energieversorgung umstimmen. Mangold: "Die ökologischen, regional- und weltpolitischen Vorteile der Geothermie reichen unter diesen Vorzeichen allein nicht aus".

Die 2002 gegründete IEP versorgt in Pullach derzeit 30 Prozent der ortsansässigen Haushalte über das Netz mit regenerativer Wärme. Dabei produziert sie sogar mehr Leistung als für den Ort benötigt wird. Ein Grund, warum die Versorgung der Nachbarn kein Problem wäre. 1400 Verbraucher sind in Pullach an das 30 Kilometer lange Netz angeschlossen. Hinzu kommen dort Großkunden wie die Firma Linde. Im südlichen Bereich Pullachs endet das bestehende Fernwärmenetz. Um eine Zubringertrasse nach Baierbrunn zu ermöglichen, müsste der Druck erhöht werden. Außerdem wären spezielle Baumaßnahmen notwendig, die störende Fließgeräusche in den Rohren der Verbraucher verhindern.

Eine mögliche Trasse nach Baierbrunn verläuft über Buchenhain, an der Bundesstraße 11 entlang bis zur Grundschule und wieder zurück zur B 11. Den Bedarf der Privathaushalte hat die IEP auf Grundlage der Erfahrungen in Pullach geschätzt. Mangolds Bilanz: "Die Anbindung ist bei gegebener Kundenstruktur und einem Trassenlängen-Arbeitsverhältnis von 1,1 Megawattstunden je Trassenmeter und Jahr erst bei einem durchschnittlichen Heizölpreis von 80 Euro pro 100 Liter konkurrenzfähig." Derzeit liegt der Heizölpreis bei 50 Euro pro 100 Liter.

Mangold empfahl den Baierbrunner Gemeinderäten jetzt "groß zu denken" und im Fall einer Umsetzung des Nahwärmenetzes auch die Nutzung der Leitung für die Geothermie im Blick zu haben. "In Pullach haben wir damals auch nur für die kommunalen Liegenschaften geplant. Hätte man zu diesem Zeitpunkt mehr in die Zukunft geblickt, wäre Ihnen das möglicherweise zugutegekommen", sagt er. Grundsätzlich habe er im Zuge der Befragung ansässiger Firmen deren Bereitschaft zur Nutzung regenerativer Energien bemerkt. Sollte ein Nahwärmenetz in Baierbrunn entstehen, habe die Gemeinde künftig auch bei der Geothermie-Anbindung eine redundante Versorgung, falls es Ausfälle geben sollte.

Die Gemeinde Baierbrunn will ansässige Firmen nochmals über das Projekt des Fernwärmebezugs sowie des Netzausbaus informieren. Sie hat das Vorhaben damit nicht beerdigt, sondern will sich "zu gegebener Zeit" erneut damit befassen und den Ausbau prüfen.

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