Baierbrunn:Geordneter Übergang

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Amtierender Rathauschef: Wolfgang Jirschik. (Foto: Claus Schunk)

Die Bürgerversammlung nach der Ära Angermaier

Von Udo Watter, Baierbrunn

Die Anzahl der Sittlichkeitsdelikte in Baierbrunn ist heuer gegenüber 2016 gestiegen. Aktenkundig wurde allerdings auch nur ein einziger Fall - voriges Jahr gab es gar keinen. Dabei handelte es sich um einen Exhibitionisten, welcher sich vor der S-Bahn entblößte. Er trug unterm Mantel erstaunlicherweise eine Aktentasche. "Ein Exhibitionist mit Stil", wie Andreas Aigner auf der Bürgerversammlung schmunzelnd anmerkte. Der Leiter der Polizeiinspektion Grünwald hatte auch sonst wenig zu berichten, was Sorge hätte bereiten können. Die Zahl der Delikte, zumal schwerer, ist im Gemeindegebiet Baierbrunn konstant niedrig, sie liegt heuer bisher mit 33,15 Straftaten pro tausend Einwohner unter dem Landkreisdurchschnitt (38,26) und deutlich unter dem von München (79,09).

Gleichwohl ist natürlich auch die kleine Isartalgemeinde keine Heile-Welt-Idylle. Der überraschende Rücktritt der Bürgermeisterin Barbara Angermaier, die "massive persönliche Angriffe" beklagt hatte, hat dies Anfang der Woche bestätigt. Die Bürgerversammlung leitete daher der zweite Bürgermeister Wolfgang Jirschik (Überparteiliche Wählergruppe Baierbrunn), der nun das Amt bis zu den Neuwahlen in spätestens drei Monaten übernommen hat. "Ihr Rücktritt hat mich schon irgendwie betroffen gemacht", sagte er. Jirschik würdigte noch mal etliche Verdienste Angermaiers, wie das Einheimischenmodell "Beim Schweigerweg", die Containeranlage der Mittagsbetreuung, die mühevollen Weichenstellungen in puncto Grundschulneubau. "Sie hat hohe Erwartungen an sich gehabt und auch einiges umgesetzt", sagte der amtierende Bürgermeister.

Kommenden Dienstag entscheidet der Gemeinderat in einer Sondersitzung, ob das Bürgermeisteramt künftig hauptamtlich oder wie bisher ehrenamtlich geführt wird. Falls letzteres beschlossen wird, wäre Jirschik ein möglicher Kandidat. Der bald 68-Jährige schränkt zwar ein, dass es gesundheitliche Bedenken gebe, er würde sich aber im Ernstfall einer Kandidatur nicht verschließen. Zu tun gibt es in der Gemeinde, die derzeit 3287 Einwohner gemeldet hat, genügend. Dauerthemen sind die Grundschule und die Mittagbetreuung: Vom Schuljahr 2018/19 an ist etwa mit einer weiteren Steigerung der Belegungszahlen für die Mittagsbetreuung zu rechnen und so sind wohl zwei zusätzliche Gruppenräume sowie Sanitärräume notwendig, wie Jirschik darlegte. Der Schulneubau am Wirthsfeld wird in den kommenden Tagen ebenfalls auf den Weg gebracht. Landrat Christoph Göbel (CSU), der in seiner Begrüßung den geordneten Übergang in Baierbrunn nach Angermaiers Rücktritt lobte, gab Jirschik zudem eine Anregung mit: "Baierbrunn wäre ein Standort für eine Realschule im Isartal."

Finanziell steht die Gemeinde eher mittelprächtig da: Seit 2012 ist man schuldenfrei, und die Rücklagen belaufen sich derzeit auf gut 9,5 Millionen Euro. "Aber wenn wir den Schulneubau in Angriff nehmen, sind die sofort weg." Auch die Einnahmen bei der Gewerbesteuer haben im vergangenen Jahr nicht den Erwartungen entsprochen. Ein Antrag, eine klare Senkung des Gewerbesteuersatzes zu prüfen, um Investoren anzulocken, wurde auf der Versammlung indes abgelehnt.

Ansonsten wurde etwa noch die Seismikkampagne der IEP (Innovative Energie für Pullach) vorgestellt, die zweiwöchigen Messungen starten Mitte Januar. Zu bestaunen war auch noch ein Vermächtnis der Ära Angermaier, die sich besonders um die Vereine gekümmert hat. Nicht zuletzt auf ihren ursprünglichen Wunsch hin stellte Joachim Maiwald den Verein "Krieger- und Soldatenkameradschaft Baierbrunn" vor.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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