Bahnhof Deisenhofen:Überrollt von Pendlern

Bahnhof Deisenhofen: 6000 Fahrgäste nutzen täglich den Bahnhof in Deisenhofen. Und die wenigsten kommen aus dem Ort. Nun will die Gemeinde auf einer Wiese vorübergehend legale Parkmöglichkeiten schaffen. Später soll dort der Schulcampus entstehen.

6000 Fahrgäste nutzen täglich den Bahnhof in Deisenhofen. Und die wenigsten kommen aus dem Ort. Nun will die Gemeinde auf einer Wiese vorübergehend legale Parkmöglichkeiten schaffen. Später soll dort der Schulcampus entstehen.

(Foto: Claus Schunk)

Die angespannte Situation an der Haltestelle ist ein großes Thema auf der Bürgerversammlung. Oberhachings Bürgermeister Schelle kündigt zusätzliche Parkplätze an und will eine inklusive Gaststätte schaffen

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Park und Ride ist für Pendler, die abseits der S-Bahn-Äste wohnen, eine praktische Sache. Allerdings zahlt sich das Umsteigen vom Auto auf den Zug nur aus, wenn man sein Fahrzeug auch ordnungsgemäß am Bahnhof abstellen kann. Weil das in den vergangenen Jahren aber immer mehr Fahrgäste der S 3 - viele auch aus dem Oberland - in Oberhaching wollen, ist der Parkplatz am Bahnhof Deisenhofen jeden Tag überfüllt. Daher stellen viele ihr Auto irgendwo ab, oft auch in der Wiese und im Halteverbot.

Das kann richtig teuer werden und nervt zudem die Oberhachinger, die sich über ihre zugeparkte Sauerlacher Straße ärgern, auf der mitunter kein Durchkommen mehr ist, wenn auch noch Gegenverkehr mit ins Spiel kommt. In der Bürgerversammlung am Dienstagabend versprach Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) nun eine Lösung: Auf einem nahen Grundstück soll ein zusätzlicher Parkplatz eingerichtet werden - allerdings nicht sofort und auch nur vorübergehend.

"Es gibt einfach zu wenig Parkplätze", hat Michael Eichlinger festgestellt. Er wohnt nahe dem Bahnhof und beobachtet täglich, dass Strafzettel verteilt werden - in einer Woche 40 Stück, will Eichlinger von der kommunalen Verkehrsüberwachung erfahren haben. Die Autofahrer zur Kasse zu bitten löst das Problem aber nicht. Die Autos stehen trotzdem kreuz und quer, wo sie nicht parken dürfen.

6000 Leute nutzen täglich den Bahnhof Deisenhofen. Dass die nicht alle aus Oberhaching kommen und somit mit dem Rad oder dem Ortsbus zur Bahn fahren könnten, weiß Bürgermeister Schelle auch. Eine Zählung hat ergeben, dass von den Oberhachinger Fahrgästen gerade mal ein Prozent am Bahnhof parkt. "Die Leute kommen von bis Königsdorf zu uns, um von hier aus die S-Bahn zu nutzen", sagte Schelle. Viele Einsteiger pendeln auch mit dem Auto von Sauerlach nach Deisenhofen, denn hier fahren die Züge der S 3 öfter, auch hält der Meridian an dieser Station. Zusätzliche Attraktivität wird der Halt bekommen, wenn die neue Tarifreform des MVV umgesetzt wird, dann soll Deisenhofen nämlich zum Innenraum zählen. Für Schelle ist das aber kein Grund, immer mehr Parkplätze zu schaffen. "Selbst wenn wir 500 anböten, wären die voll. Und dann hätten wir doppelt so viele Autos auf der Sauerlacher Straße", befürchtet der Bürgermeister.

Doch will die Gemeinde zumindest temporär das Parken auf der Wiese legalisieren, die derzeit noch als Lagerplatz für die Geothermiebauarbeiten dient. "Wir brauchen das Grundstück dafür aber noch etwas länger", so Schelle. Ganz so schnell geht es also nicht. Auch wird das keine Dauerlösung sein, denn das gesamte Areal wird überplant, weil dort der neue Schulcampus mit Realschule und Fachoberschule entstehen soll. Dann ist am Bahnhof Deisenhofen mit zusätzlichem Verkehr zu rechnen. Die Gemeinde arbeitet daher an einem Mobilitätskonzept, das einen Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs vorsieht. Dazu zählt der Bürgermeister die Erweiterung der Bushaltestellen am Bahnhof für zusätzliche Linienbusse und engere Takte. Schließlich hält in Sauerlach noch immer nur alle 40 Minuten eine S-Bahn. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass mehr Züge Richtung Sauerlach durchfahren", versprach Schelle.

Ihm ist aber auch klar, dass sich die Gemeinde zudem um den ruhenden Verkehr kümmern muss. An der Sauerlacher Straße, die im Zuge der Schulbauten saniert und ausgebaut werden soll, sieht er aber weiterhin nur eine Lösung: "Da parken auch viele Anlieger, und das können wir nur über Parkverbote lösen."

In ein paar Jahren soll sich durch den Schulcampus das gesamte Gebiet um den Bahnhof wandeln, aber auch dem Bahnhofsgebäude selbst stehen Veränderungen ins Haus. Die Gemeinde hatte das unter Denkmalschutz stehende 120 Jahre alte Gebäude 2014 gekauft. Jetzt wurden erste Planungen in Auftrag gegeben, dort einen inklusiven Gaststättenbetrieb unterzubringen. Bei der Bürgerversammlung stellte Schelle erste Entwürfe vor, die einen Gastraum im Erdgeschoss des Bahnhofs vorsehen. Zudem soll der historisch vorhandene Vorbau überdacht werden und als Wintergarten zusätzlich Platz für Gäste bieten. Den Gaststättenbetrieb soll das Kolping-Bildungswerk übernehmen. "Das inklusive Konzept ist gut, es wird ein Ausbildungsplatz und ein Arbeitsplatz entstehen", sagte Schelle, so könne Oberhaching diese Menschen in der Gemeinde ganz normal in die Ausbildung geben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: