Ayinger Allerlei:Die neue soziale Boutique

Ayinger Allerlei: Schicker Laden: Das Minikaufhaus hat sich von einer Anlaufstelle für Flüchtlinge zu einer ansehnlichen Boutique entwickelt, die allen finanziell etwas schlechter Gestellten offen steht.

Schicker Laden: Das Minikaufhaus hat sich von einer Anlaufstelle für Flüchtlinge zu einer ansehnlichen Boutique entwickelt, die allen finanziell etwas schlechter Gestellten offen steht.

(Foto: Privat)

Die Mitarbeiterinnen des Ayinger "Allerlei" freuen sich über die räumliche Erweiterung ihres ganz besonderen Kaufhauses. Beim Ausbau hat so ziemlich die ganze Handwerkergilde der Gemeinde mitgeholfen.

Von Michael Morosow, Aying

"Das ist doch was anderes", schwärmt Christiane Welz mit einem breiten Lächeln im Gesicht und führt den Besucher durch ihr neues Reich.

Es mag ja eine Zeitlang ganz nett gewesen sein, das wahrscheinlich kleinste Sozialkaufhaus im ganzen Lande zu führen, in einem ehemaligen Bahnhofsklo mit gerade einmal 20 Quadratmetern. Aber diesen inoffiziellen Titel haben die Betreiber des "Allerlei" am Ayinger Bahnhof am Ende doch gerne eingetauscht gegen einen zusätzlichen Raum. Gleich neben dem alten Klohäusl, das ihnen Franz Inselkammer überlassen hatte, hat die Vereinsinitiative "Dorfleben und Soziales in der Gemeinde Aying" ihre neue Verkaufsstätte eingerichtet.

Wer sie betritt, wähnt sich in einer Modeboutique. Das "Verkaufspersonal", an diesem Tag neben Christine Welz noch Jutta Bremer und Petra Feldhusen, berät in Kleiderfragen. Die Auswahl ist reichlich, die von Bürgern gestifteten Kleidungsstücke sind, wenn nicht neu, dann zumindest in sehr gut erhaltenem Zustand. Markenware ist darunter, in vielen Größen auf Lager, für Frauen und Männer, Mädchen und Buben. Wie etwa eine kurze Sporthose mit dem FC-Bayern-Wappen, die aber offenbar nicht der sportlichen Präferenz der vielen Kinder entspricht, die gleich nebenan mit ihren Eltern in einer Flüchtlingsunterkunft wohnen. Vielleicht sind sie Sechziger-Fans, oder sie drücken dem Fußballteam der Sportfreunde Aying die Daumen.

Kleiderständer aus Wasserrohren

Die halbe Handwerkergilde des Ortes hat sich im "Allerlei" verewigt. Der eine hat aus alten Wasserrohren trendige Kleiderständer gefertigt, ein anderer hat den Teppichboden gelegt, ein weiterer mit der Hilfe hilfsbereiter Flüchtlinge von nebenan die Wände verputzt und gestrichen. Die Türen sind mit Farbe gestrichen, auf die man mit Kreide schreiben kann. In einem ehemaligen Industrie-Regal liegen Hemden und Pullover zum Verkauf. Neues Schmuckstück in der "Sozial-Boutique" ist jedoch ein alter, bestens erhaltener Wamsler-Herd, der in Weyarn auf einen Anhänger gehievt und bis Aying gefahren werden musste; am Steuer ein Rentner, auf den Beifahrersitzen zwei Flüchtlinge.

Dass die "Allerlei"-Betreiber überaus glücklich sind über ihre neue Verkaufsstätte liegt aber vor allem an dem zusätzlichen Raum, der ihnen nunmehr zur Verfügung steht. Das von ihnen lange ersehnte Lager haben sie darin eingerichtet. Im seit Ende 2015 geführten Minikaufhaus im alten Klohäusl hatte von Anbeginn drangvolle Enge geherrscht, und, was vor allem bedauert wurde: Es konnten mangels ausreichender Lagerkapazitäten keine neuen Waren angenommen werden. "Die Leute stehen mit ihren Kleiderspenden vor der Tür wie Bittsteller, und wir müssen sie abweisen", hatte im November des Vorjahres Christiane Welz geklagt, eine der beiden Sprecherin der Vereinsinitiative. Die Regale sind jetzt bis obenhin voll mit Kisten. "Oberteile L" steht auf einer, "Größe 128" auf einer anderen.

Ursprünglich war das Minikaufhaus ausschließlich für jene Menschen gedacht, die als Flüchtlinge in Aying einen Unterschlupf gefunden hatten. Inzwischen aber dürfen alle finanziell schlecht gestellten Gemeindebürger darin einkaufen, gegen Vorlage eines Berechtigungsausweises. Einen solchen können sich Interessenten in der Geschäftsstelle in Großhelfendorf, Dorfstraße 3, nach Vorlage bestimmter Unterlagen ausstellen lassen. Sie erhalten dann zusätzlich 50 Prozent Ermäßigung. Für die Ayinger Tafelnutzer reicht im "Allerlei" die Vorlage des Caritasausweises.

Öffnungszeiten für Kunden und Spender sind dienstags und freitags jeweils von 16 bis 18 Uhr. Ansprechpartner für Fragen rund um das "Allerlei" sind Christiane Welz und Bea Mikas, zu erreichen per E-Mail (allerlei@dsga.aying.de).

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