Aying:Nägel mit Köpfen

Aying: Beim Pfingsthochwasser 1999 stand Aying unter Wasser.

Beim Pfingsthochwasser 1999 stand Aying unter Wasser.

(Foto: Claus Schunk)

Aying rüstet sich für ein Jahrhunderthochwasser

Von Michael Morosow, Aying

Ein leichter Nieselregen fällt auf das Dach des Rathauses, als der Gemeinderat für den Ort eminent wichtige Beschlüsse fasst: Der von vielen Bewohnern lange herbeigesehnte Hochwasserschutz wird nun definitiv in Angriff genommen, die Verwaltung wird ermächtigt, Förderanträge zu stellen, das Vorhaben wird vom Ingenieurbüro Infra aus Rosenheim begleitet. Abzüglich zu erwartender Zuschüsse wird die Gemeinde voraussichtlich 1,22 Millionen Euro für die Schutzmaßnahmen in die Hand nehmen müssen. Die Gesamtkosten betragen 2,45 Millionen Euro. Nicht in die Rechnung fließen die Kosten für den Grunderwerb und für Rückhaltebecken ein.

Viele Ayinger sehnen seit Jahrzehnten einen ausreichenden Hochwasserschutz herbei, gerade jene, deren Häuser in der Ortsmitte, also in der Senke stehen. Denn wenn es nicht nur nieselt, sondern ein schwerer Wolkenbruch einsetzt, dann rauschen gewaltige Wassermassen ungedrosselt von insgesamt 60 Hektar messenden Hängen und fluten die ganze Ortschaft. Und das in rasantem Tempo, denn das Gefälle ist enorm, der Höhenunterschied zwischen der Staumauer im Süden und dem sogenannten Biersee im Norden beträgt 23 Meter.

Mit einer Erneuerung und einem Ausbau des Kanalsystems mit bis zu 1400 Millimeter starken Rohren sowie dem Anlegen mehrerer Rückhaltebecken will die Gemeinde nun endlich Nägel mit Köpfen machen. Dass dabei nicht gekleckert, sondern geklotzt wird, hängt mit den staatlichen Zuschussrichtlinien zusammen, wie Richard Steiner vom Ingenieurbüro Infra bei der Vorstellung möglicher Varianten am Dienstagabend im Gemeinderat erläuterte. Staatliche Zuschüsse fließen laut Steiner nur dann, wenn die Schutzmaßnahmen auf ein Jahrhunderthochwasser ausgerichtet sind. Ein solches wäre gegeben, wenn 3500 Liter Wasser pro Sekunde in den Ort rauschen würden.

Insgesamt zwei große "Rückhalteeinheiten" sollen nun einen Teil der Wassermassen auffangen und kontrolliert etwa 100 Liter pro Sekunde kontrolliert in das Kanalnetz abgeben. Dieses muss freilich an vielen Stellen erneuert werden. Der Betonkanal sei während des Zweiten Weltkrieges und davor gebaut worden, "der schaut furchtbar aus" , sagte Steiner. Die Rohre in der Unteren Dorfstraße und der Bräuhausgasse wurden bereits in Angriff genommen.

Nun aber wird die Bräugasse wieder aufgerissen werden, weil die "Sparten Telefon, Strom und Wasser" neu sortiert werden müssen, aber auch, damit der "Dorfbach", so der parteifreie Bürgermeister Johann Eichler, darin Platz findet. Die Rohre beginnen künftig an der Kaltenberger Straße im Südosten Ayings, führen über die Obere Dorfstraße, queren unterirdisch die Zornedinger Straße und führen über die Bräugasse in die Untere Dorfstraße.

Bereits 2003 war im Gemeinderat eine Studie vorgestellt worden, die ähnliche Maßnahmen vorschlug. Bislang aber hat sich die Gemeinde dafür finanziell nicht in der Lage gesehen.

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