Aying:Gans spontan

Aying: Constantin Freiherr von Luttitz züchtet auf dem Gutshof Niederaltenburg zwischen Aying und Weyarn Geflügel.

Constantin Freiherr von Luttitz züchtet auf dem Gutshof Niederaltenburg zwischen Aying und Weyarn Geflügel.

(Foto: Claus Schunk)

Geflügelzüchter Freiherr von Luttitz legt für Kurzentschlossene den einen oder anderen Weihnachtsbraten zur Seite.

Von Iris Hilberth, Aying

Zu einem gelungenen Weihnachtsabend gehört für viele Menschen auch ein traditionelles Essen. Dabei ist in vielen Familien gar nicht mehr bekannt, wer eigentlich mal festgelegt hat, dass es zum Fest immer Würstl mit Kartoffelsalat geben muss, beziehungsweise Schweinsbraten, Fisch oder die knusprige Gans. Weicht man doch mal vom eingespielten Ritual ab, sind die meisten unzufrieden, wenigstens diese Konstante im Leben fordern oft auch die Kinder, wenn sie Weihnachten nach Hause kommen.

Mancher ist am 24. noch auf der Suche nach dem Festtagsbraten

Glaubt man einer Umfrage des Internet-portals meinestadt.de, dann ist es in Bayern zumindest Dreiviertel der Befragten wichtig, etwas Gutes an Weihnachten zu essen. 34 Prozent haben sich zum Zeitpunkt der Befragung - und die war bereits im Oktober - auf Würstl festgelegt, 15 Prozent wussten schon, dass Fisch auf den Teller kommt, und immerhin zwei Prozent plädierten für etwas Vegetarisches. Die Weihnachtsgänse schnitten hier mit 14 Prozent vergleichsweise unauffällig ab. Allerdings behaupteten 35 Prozent, sie seien kulinarisch gesehen noch unentschlossen. Also vielleicht doch das Ganserl?

Inzwischen dürfte bei den vielen Unentschlossenen doch die Entscheidung gefallen sein, wenngleich der Einkaufszettel nicht überall komplett abgearbeitet ist, wenn bereits der Baum geschmückt wird. Constantin Freiherr von Luttitz rechnet denn auch an diesem 24. Dezember wieder mit ein paar gestressten Kunden, die kurz vor dem Fest verzweifelt auf der Suche nach einer Gans sind.

Luttitz betreibt auf dem Gutshof Niederaltenburg im Mangfalltal inzwischen in dritter Generation eine Geflügelzucht. Es ist nicht ganz einfach hierherzufinden. Die Straßen sind klein, schmal, kurvig, führen durch winzige noch authentische Ortschaften und oberbayerische Einsamkeit, bis man unten im Tal vor dem Anwesen umringt von Wald steht.

Auf dem Gutshof Niederaltenburg gibt es Notfallgänse - und Daunen

Wer seine Gans wenige Kilometer südlich der Landkreisgrenze zwischen Aying und Weyarn kauft, legt entweder Wert auf Regionalität, ist überzeugt von den dort gezüchteten Kronengänsen oder stand am Vormittag des Heiligen Abend vor leeren Supermarktregalen. "Für diese Ehemänner, die von der Frau beauftragt wurden, eine Gans zu besorgen und viel zu spät dran sind, lege ich immer ein paar Gänse zur Seite", sagt Luttitz.

Normalerweise laufen die Vorbestellungen von November an bei ihm auf. 150 bis 200 Gänse gehen an Weihnachten im Gutshof Niederaltenburg über die Ladentheke, kleine, mittlere und große, zwischen vier und sechs Kilo schwer. Einen eigenen Verkaufsraum für den Weihnachtsbraten gibt es nicht, die Gänse holt man im Daunen-Bettengeschäft ab.

Denn nur fünf bis zehn Prozent macht der private Gänse-Verkauf aus, ansonsten beliefert der Gutshof überwiegend größere Abnehmer wie Rewe, Vinzenzmurr und die Gastronomie. 30 Hektar Weideland hat Luttitz für seine mehrere tausend Tiere, die vom Ei bis zur Schlachtung ihr gesamtes, 22 bis 30 Wochen währendes Gänseleben hier verbringen. Gefüttert werden sie mit Gras, Hafer und einer Getreidemischung, zudem haben sie normalerweise Zugang zu fließendem Wasser aus hofeigenen Wald-Quellen.

Königin Elisabeth I. soll die Gans zum Weihnachtsbrauch erhoben haben

Luttitz findet, dass die Tiere weit ab von Schnellstraßen weniger gestresst sind als anderswo. Derzeit sind auf dem Gelände allerdings weder Gänse noch Enten zu sehen. Wegen der Vogelgrippe herrscht Stallpflicht. "Sie kommen damit einigermaßen zurecht, aber gut ist das natürlich nicht", sagt Luttitz. Denn normalerweise würden seine Kronengänse auch im Winter tagsüber draußen leben und werden nur nachts vor dem Fuchs in Sicherheit gebracht. "Bis minus 30 Grad halten die schon aus", sagt der Züchter.

Wie es überhaupt dazu kam, dass die Gans zum Festtagsessen vor allen an Weihnachten wurde, darüber gehen die Meinungen auseinander. Eine Legende etwa besagt, dass im Jahre 1588 die englische Königin Elisabeth I. zur Weihnachtszeit gerade eine Gans verspeiste, als sie die Nachricht vom Sieg über die spanische Armada ereilte. Aus Freude über den Sieg soll sie die Gans daraufhin zum Weihnachtsbraten erklärt haben, ein Brauch der sich später auch auf dem Festland ausgebreitet habe. Allerdings kommt in Großbritannien inzwischen zum Fest eher der Truthahn auf den Tisch.

Was im Gutshof Niederaltenburg an Weihnachten gegessen wird, stand laut Luttitz wenige Tage vor den Feiertagen noch nicht fest. Natürlich gibt es hier ganz oft Gans, "aber manchmal brauchen wir eine Abwechslung".

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