Aying:Ein Hoch auf den Bräu

Aying: Franz Inselkammer ist ein Förderer von Kunst und Tradition.

Franz Inselkammer ist ein Förderer von Kunst und Tradition.

(Foto: Claus Schunk)

Franz Inselkammer feiert seinen 80. Geburtstag. Bekannt ist er in Aying nicht nur für sein preisgekröntes Bier.

Von Michael Morosow, Aying

Das Jahr 2016 trägt für Liebhaber gepflegten Bieres eine Schaumkrone. Nicht nur dass die Bayerische Landesausstellung unter dem Titel "Bier in Bayern" läuft, vor allem gilt es das Glas zu heben auf 500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot.

Als Ende der Achtziger dieses Gebot, wonach nur mit Hopfen, Malz, Hefe und Wasser gebraut werden darf, in Brüssel zu kippen drohte, konnte man Franz Inselkammer von der anderen Seite kennenlernen. Der damalige Präsident des Bayerischen Brauerbundes kämpfte wie ein Löwe gegen das Ansinnen vieler Banausen, die selbst Bier mit Erdbeeraroma für trinkbar halten.

Ein Haudrauf wie mancher Wiesnwirt war Franz Inselkammer nie

Dass dem heutigen Ehrenpräsidenten des Brauerbundes im November der Bayerische Bierorden verliehen wurde, kann als später Dank dafür verstanden werden. Eigentlich aber ist es eine längst fällige Würdigung seines Lebenswerkes. Der Bräu von Aying genießt heute noch hohes Ansehen in der Bierbranche, auch wenn er sich inzwischen ein wenig zurückgezogen und an seinen Stammhalter Franz (32) übergeben hat.

An diesem Samstag feiert Franz Inselkammer seinen 80. Geburtstag. Man wird ihn hochleben lassen als einen der größten Söhne der Gemeinde Aying. Er war freilich noch nie ein Haudrauf wie so mancher Wiesnwirt. Man schätzt ihn sowohl in der Brauerbranche als auch in seinem persönlichen Umfeld als ebenso seriösen wie herzlichen Geschäftsmann, der weit über den Bierdeckel hinausblicken kann.

Den größten Teil seines Lebens hat Franz Inselkammer für seine Vision einer Brauerei gearbeitet - und zur rechten Zeit die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt. Eine der wichtigsten Weichenstellungen geschah 1999, als der Bräu 16 Millionen Mark in die Hand nahm und auf einer grünen Wiese eine neue Brauerei hinstellen ließ, die damals als der Inbegriff einer modernen Braustätte bezeichnet wurde. Bei der Einweihungsfeier nannte der damalige Bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber ihn einen "Prachtbayern in der Tradition jenes Bräu aus München, der einst König Ludwig I. sein berühmtes ,wer ko, der ko' zurief, als er ihn mit der Kutsche überholte."

Mit seiner Frau Angela und mit seiner ganzen Familie habe er lange über die richtige Entscheidung diskutiert, erinnert sich der Bräu. Die alte Brauerei mitten im Ort sei nur noch Stückwerk gewesen und habe den Ansprüchen einer modernen Brauerei schon lange nicht mehr genügt. Neubau oder Betriebsaufgabe seien zur Debatte gestanden.

Die Brauerei hat heute einen Ausstoß von 140 000 Hektolitern

Heute steht auf der grünen Wiese eine Brauerei mit 65 Mitarbeitern und einem Ausstoß von 140 000 Hektolitern. Klein, aber oho lässt sich dazu sagen, denn der von Braumeister Hans-Jürgen Iwan gebraute Gerstensaft räumt ein ums andere Mal Preise ab, zuletzt beim European Beer Star - einem internationalen Bierwettbewerb.

Nach einmal Bronze, zweimal Silber und einer Goldmedaille für die Ayinger Urweiße darf man sich Europas erfolgreichstes Brauhaus nennen. Die nötigen Kenntnisse, die man als Bräu benötigt, hat Franz Inselkammer in einem betriebswirtschaftlichen Studium an der LMU München und danach an der Brauerhochschule in Weihenstephan erlangt. 1962 legte er ein Braumeister-Diplom mit Auszeichnung ab.

Inselkammer auf Hopfen und Malz zu reduzieren, damit würde man dem Manne freilich nicht gerecht werden. Es ist wohl unter anderem seiner Schulzeit am humanistischen Gymnasium in Tegernsee geschuldet, dass ihm bayerische Geschichte, Kultur und Lebensart in allen Facetten besonders am Herzen liegen. Zum 100-jährigen Bestehen der Brauerei 1978 eröffnete er das Heimathaus "Der Sixthof", um den schönen alten Einfirsthof mitten im Dorf zu erhalten, aber auch um die Tradition bayerischer dörflicher Lebensweise lebendig zu halten.

36 Jahre lang saß Inselkammer für die Freien Wähler im Ayinger Gemeinderat

Zahlreiche Volksmusikveranstaltungen hat er organisiert, er ist Mitglied im Verein zur Förderung der bayerischen Sprache und des Dialekts. Bis 2002 hatte er 36 Jahre lang für die Freien Wähler im Gemeinderat gesessen. Dass Inselkammer eine Sportskanone war, im Schwimmen den Schulrekord hielt, die Kugel 14,55 Meter weit stieß, in Skiabfahrt und Slalom eine prächtige Figur machte und später ein achtbarer Tennis-Crack wurde, kann man in den 2005 herausgegebenen "Ayinger G'schicht'n" nachlesen.

Auch von seinen sportlichen Aktivitäten profitierte die Gemeinde. 16 Jahre lang war er Vorsitzender der Sportfreunde Aying. Für sein Hobby, die Jagd, hat er noch Zeit gefunden. Nach einem Schlaganfall im Herbst 2001 musste der Bräu jedoch alle sportlichen Aktivitäten deutlich einschränken.

Ein Förderer von Kunst und Tradition ist Franz Inselkammer immer noch, der Bräu von Aying wird er ewig bleiben. "Ruhestand kennt er nicht", sagte seine Frau Angela. "Das muss man mögen", sagt der Jubilar. Franz Inselkammer senior besucht langjährige Kunden der Brauerei heute noch selbst. Einmal Bräu, immer Bräu.

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