Ausstellung:Puffärmel waren früher

Bei der Hochzeitsmesse in Unterhaching holen sich frisch Verliebte und bald Vermählte Inspirationen für ihre Trauung. Verkäufer von Brautkleidern beraten die Ehekandidatin und sogar ein Zauberer bietet seine Dienste an

Von Nadja Tausche, Unterhaching

Man muss schon auf so einiges achten, wenn man eine Hochzeit plant. Wer einen langen Hals hat, sollte kein trägerloses Brautkleid tragen, weil das den Hals noch länger aussehen lässt. Feiert man in einem großen Saal, sollte man mit der Dekoration nicht übertreiben - eine umgebaute Scheune verlangt dagegen nach viel Dekoration und nach dem passenden Licht. In der Scheune sollte die Braut dann auch auf keinen Fall im glitzernden Prinzessinnenbrautkleid auftauchen, sondern lieber im eleganten Vintage-Look: Location und Brautkleid müssen ja zusammenpassen.

Das alles konnten die Besucher der Unterhachinger Hochzeitsmesse am Wochenende lernen. Zum 15. Mal fand die Messe im Hotel Holiday Inn statt, auf 1000 Quadratmetern hatten 30 Aussteller ihre Stände aufgebaut. In den vergangenen Jahren kamen an beiden Tagen etwa 1500 bis 2000 Besucher, in diesem Jahr aber kostet die Messe erstmals Eintritt. "Es ist deshalb weniger los - aber dafür schließen wir die nicht Hochzeitsinteressierten aus", sagt Mitorganisatorin Susanne Müller. Besucher, die sich sonst nur mal umgeschaut haben, bleiben wegen der sieben Euro Eintritt jetzt weg. Wer übrig bleibt, kann sich Inspiration für die Hochzeit holen oder gleich etwas kaufen, denn offiziell ist die Messe eine Verkaufsmesse.

Ausstellung: Der Traum in Weiß gehört für viele noch zu einer Hochzeit mit allem drum und dran dazu. Astrid Wloka berät gerne.

Der Traum in Weiß gehört für viele noch zu einer Hochzeit mit allem drum und dran dazu. Astrid Wloka berät gerne.

(Foto: Claus Schunk)

Es gibt viel Schmuck auf der Messe, vor allem Ringe. Ein Stand stellt Anzüge für Männer aus, an einem anderen präsentiert ein Fotograf seine Hochzeitsbilder. Ein gedeckter Tisch wirbt für eine Location, in den gefalteten Servietten liegen rosa Schmetterlinge. Eine Stylistin schminkt eine Besucherin, ihre Kollegin lockt einer anderen Besucherin die Haare und macht ihr dann eine Hochsteckfrisur. Es gibt eine Hochzeitstorte mit weißen und rosa Blumen, die so echt aussehen, dass man nicht weiß, ob sie das nicht auch sind, und eine Torte mit einem weißen Rock unten dran, sodass sie aussieht wie ein Brautkleid.

Es gibt auch Ungewöhnliches zu sehen. Dieter Hirsch hat eine Sammlung an Siegeln auf dem Tisch ausgebreitet: kleine Stempel in dunklen Farben, daneben münzgroße Wachsflecken. Die Siegel zieren Hochzeitseinladungen, das Motiv kann das Brautpaar selbst wählen. Zwei Herzen sind recht beliebt, zwei Ringe oder die Initialen, sagt Hirsch. "Paradoxerweise ist das erst durch das Internet gekommen", sagt er. Die Leute wollten sich von der Masse abheben und ihre Einladungen persönlicher machen. Zwei Stände weiter hat der Zauberer Marco Knott seinen Stand. "Meistens starte ich nach Kaffee und Kuchen", sagt Knott. Die Verwandten von Braut und Bräutigam kennen sich oft nicht, er gehe mit seinen Tricks von Tisch zu Tisch und bringe sie so zusammen. Außerdem beschäftige er die Kinder, sagt Knott.

Ausstellung: Kai und Christina (links) heiraten bald. Bei Konrad Beer probieren sie, welche Ringe ihnen am besten gefallen.

Kai und Christina (links) heiraten bald. Bei Konrad Beer probieren sie, welche Ringe ihnen am besten gefallen.

(Foto: Claus Schunk)

Die Idee zu der Hochzeitsmesse hatte vor 15 Jahren Astrid Wloka. Sie hat ein Brautmodengeschäft in Unterhaching und verkauft dort Kleider verschiedener Marken. Auf der Messe stellt sie Kleider mit einem weiten Tüllrock aus und ganz schmale, mit einer Blume an der Taille oder in einem leichten rosa oder beigen Farbton. Nur eines gibt es nicht: Rüschenpuffärmel. "Ich mache den Job seit 26 Jahren, früher gab es das einfach", sagt Wloka. Heute gebe es dafür mehr unterschiedliche Kleider, jede Frau wolle etwas anderes. "Wenn man ein Brautkleid kauft, ist das eine emotionale Geschichte", sagt Wloka. Wichtig sei ihr deshalb, dass sie die Braut kennenlerne und Sympathie entstehe.

Genau dafür ist eine Messe da, sagt auch Tobias. Im Internet gebe es alles, man wisse aber nicht, ob die Anbieter zu einem passen. Er und Veronika wollen auf der Messe überprüfen, ob sie für ihre Hochzeit im Juli alles haben. Bis jetzt sieht es gut aus, sagen die beiden nach einem Gespräch mit der Hochzeitsplanerin. Auf der Messe wollen sie sich inspirieren lassen, wie Kerzen und Blumen am besten zusammengestellt werden. Sandra braucht noch eine Frisur für ihre kirchliche Hochzeit nächstes Jahr, deshalb lässt sie sich von Hairstylistin Judith Pürschel eine Hochsteckfrisur machen.

Den Abschluss des ersten Messetages bilden ein Tanzkurs und ein Feuerwerk. Davor gibt aber Hochzeitsplanerin Christina Grollmann noch Organisationstipps. Ihr Fazit: "Das Wichtigste ist, dass ihr Gast auf eurer eigenen Hochzeit seid." Das heißt: Am Tag der Hochzeit delegieren, was geht. Bei einer Modenschau können Besucher schließlich noch die neue Kollektion von Astrid Wloka betrachten. Die Models laufen zu dramatischer Musik über den Laufsteg und man hat das Gefühl, dass sie wie vieles auf dieser Messe vor allem an die Emotionen appellieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: