Ausblick 2016:Schmuckes Arget

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Das jüngste Hotel der Schmucks holt den Flair des Alpenlandes nach Sauerlach. (Foto: Angelika Bardehle)

Eine Wirtefamilie prägt das kleine Dorf. Erst kürzlich eröffnete sie dort einen neuen Landgasthof im alpenländischen Stil. Und ihr nächstes gastronomisches Großprojekt wartet bereits

Von Bernhard Lohr, Sauerlach/Brunnthal

Es dauert keine drei Sekunden. Ein kurzes Grüß Gott, und schon stellt sich das komfortable Gefühl ein, willkommen und sogar umsorgt zu sein. Angelika Schmuck versteht offenkundig ihr Metier. Wen sie im Gasthof und Landhotel Schmuck in Arget empfängt, der spürt bei aller Lässigkeit schnell, dass er es mit jemandem zu tun hat, der alles im Blick hat; der das Geschäft mit der Gastlichkeit beherrscht und etwas von dem Selbstbewusstsein verkörpert, das einer Hausherrin eines mehr als ansehnlichen Gastronomiebetriebs natürlich eigen ist. Die Familie Schmuck prägt den kleinen Ort am südlichen Rand des Landkreises. "Arget lebt und steht mit uns", könnte sie sagen.

In den vergangenen fünf Jahren hat sich Arget, das sich am Tor zum bayerischen Oberland inmitten von Wiesen und Wäldern ein Stück Beschaulichkeit bewahrt hat, mit der Wirtefamilie Schmuck verändert. Franz Xaver Schmuck hat mit seiner Frau Angelika seit 2011 kräftig investiert. Ein Stadl für 280 Personen wurde neu gebaut, der Saal renoviert und der alte Weinkeller in einen modern-rustikalen Kellerraum umgebaut, der selbst für Tagungen genutzt werden kann. Vor allem aber wuchs innerhalb von nur einem Jahr seit September 2014 ein neuer Landgasthof im alpenländischen Stil in die Höhe. 30 Doppelzimmer, vier Suiten, zehn Wohnungen und vier Boardinghäuser sind dort entstanden. Zwischen dem alten, teils sanierten Gasthof, in dem es 29 Gästezimmer gibt, und dem Neubau wurde ein kleiner See angelegt. Dahinter grasen 35 Pinzgauer Rinder. Nicht zufällig kommen die Tiere, die bestes Fleisch liefern, aus dem Salzburger Land. Die Familie Schmuck hat was übrig fürs Alpenländische.

Bevor Angelika Schmuck an einem Tisch im Gasthof zu erzählen anfängt, lässt sie dem Gast ein Getränk hinstellen. Er soll sich wohlfühlen. Und dann erklärt sie die Philosophie, die hinter all der Umtriebigkeit steckt, die in Arget innerhalb weniger Jahre aus einem gut gehenden Gasthof offenbar einen florierenden Großbetrieb hat entstehen lassen. "Wir beide leben das", sagt sie auch im Namen ihre Mannes Franz Xaver, der kurz vorbeischaut und einfließen lässt, dass in der Gastronomie alles mit dem Engagement der Wirte steht und fällt. Man habe ganz viele Stammgäste, sagt die Hausherrin. Der persönliche Kontakt zum Gast sei wichtig. "Dass man an den Tisch geht und Grüß Gott sagt."

Seit 120 Jahren gibt es den Gasthof in Arget. Schon der erste, der dort eine Tafernwirtschaft Ende des 19. Jahrhunderts eröffnete, hieß Franz Xaver und war außer Gastwirt auch Metzgermeister. Über die weibliche Linie setzte sich die Familientradition fort, bis 1996 Franz Xaver Schmuck II. den Betrieb übernahm - in quasi dynastischer Folge nach seinem Vater. Zum Schmuckschen Kosmos gehören heute auch zwei renommierte Traditionshäuser wie das Dürnbräu im Tal, eine der ältesten Gaststätten Münchens, die im Jahr 1482 bereits erstmals Erwähnung fand; und auch der Weinbauer in Schwabing und das Grillrestaurant Weinbauers Metzgerei. Vor Jahren erwarb Franz Xaver Schmuck den Landgasthof Hofolding, der als Schnitzelwirtshaus einen Namen hat und vor allem bei Durchreisenden und Familien bekannt ist.

Die Art und Weise, wie von Arget aus Gastronomie und Hotellerie betrieben wird, scheint zu funktionieren. Dazu gehört außer dem Kümmern offenkundig auch ein gewisser Stil. Rustikal und modern gehen da Hand in Hand. Der neue Hotelbau in Arget zeigt das exemplarisch, wo aufwendig mit teurem Altholz und Naturstein gearbeitet wurde. Eine Tiefgarage ist selbstverständlich. Sie liebe den Kitzbüheler Stil, sagt Angelika Schmuck, die auch geprägt hat, dass sie aus dem touristisch nicht gerade unbeleckten Tegernseer Tal stammt. Den Neubau habe sie stilistisch mit ihrem Mann weitgehend selbst geformt. Architekt Paul Springer aus Aying habe fachlichen Beistand geleistet.

Das funktionierte so gut, dass gleich mit Springer zusammen das nächste Projekt angegangen und ein Gasthof- und Hotelneubau in Hofolding geplant wurde, der an Stelle des alten Landgasthofs errichtet werden soll. Die Pläne habe man Ende des Jahres 2015 bei der Gemeinde eingereicht, sagt Angelika Schmuck. Die Kinder Alexandra und Anton Gaßner-Schmuck betreiben den Gasthof in Hofolding bereits. Insgesamt habe man seit 1997 etwa zehn Millionen Euro in die Gebäude gesteckt, sagt die Hausherrin. Und bestimmt werde man in Hofolding auch sieben oder acht Millionen Euro brauchen, um alles so zu schaffen, wie man es sich vorstelle.

Dass alles, was die Wirtsleute Schmuck für sich und ihre fünf Kinder anpacken, gründlich durchdacht und irgendwie aufs Große angelegt ist, zeigt sich beim Rundgang durch Gasthof und Hotel in Arget. Hunderte Gäste können bewirtet werden, in Saal, Stadl, Keller, Stube und Stüberl. Man zählt auf Ausflügler, Firmenfeiern, Stammgäste und Hochzeiten, die Angelika Schmuck nach eigenem Bekunden besonders gerne und intensiv betreut. "Wir haben alles", sagt sie, und, "bei uns ist immer was los". Zwei Mal im Jahr etwa findet ein Hoagascht statt und jetzt gab es natürlich kürzlich erst wieder eine Silvesterfeier.

Die Häuser werden von einer Hackschnitzelanlage geheizt, für die das Brennmaterial aus dem eigenen Wald kommt. "Damit könnte man das ganze Dorf heizen", sagt Schmuck. Beim Blick in die Appartements, ins Boardinghaus und in die Gästezimmer zeigt sich: das ist für gehobene Ansprüche. Überall Altholz, am Boden Sollnhofer Platten, an den Fenstern Lodenvorhänge und Lampenschirme aus Kuhfell. Ein Doppelzimmer gibt es für 130 Euro die Nacht, das Einzelzimmer für 90.

Es war ein aufreibendes Jahr mit dem Neubau, gibt Angelika Schmuck gerne zu. Dennoch schmiedet sie weiter Pläne, auch über das Hofoldinger Großprojekt hinaus. So soll der Gasthof aus dem Jahr 1972, der zumindest von außen noch stark an die Architektursünden der Siebzigerjahre erinnert, ein Facelifting an der Fassade erhalten. Ein neues Dach ist geplant. Am See hinter dem Gasthaus wurde erst einmal das geplante Badehaus und die Sauna eingespart. Doch auch das, sagt Schmuck, werde man irgendwann schaffen.

© SZ vom 05.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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