Ausbau der S-Bahn:Stammstrecke mit Hindernis

Von 30. August an können die Münchner Widerspruch gegen den in Haidhausen geplanten S-Bahn-Tunnel einlegen. Ob die Einwände etwas bewirken können, bleibt jedoch fraglich.

Claudia Henzler und Dominik Hutter

Im Streit um den geplanten S-Bahn-Tunnel in Haidhausen beginnt nun die heiße Phase: Vom 30. August an können die Gegner des Projekts offiziell Widerspruch einlegen - was, daran zweifelt nicht einmal die Staatsregierung, ein beachtliches Papierpaket zur Folge haben dürfte. Bereits am Donnerstag nächster Woche will die Haidhauser Bürgerinitiative bei einem Infoabend erneut gegen die zweite Stammstrecke trommeln und juristische Tipps für die Einwendungen geben.

S-Bahnhof Hackerbrücke, 2010

Aus eins mach zwei: Die zweite S-Bahn-Stammstrecke ist politisch bereits beschlossen. Ab 2017 könnten die ersten Züge rollen - Einwände der Bürger dürften kaum Beachtung finden.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Bayerische Verkehrsministerium geht einer Sprecherin zufolge allerdings nicht davon aus, dass die zu erwartenden Klagen den Bau ernsthaft gefährden können. Der Tunnel sei sorgfältig durchgeplant. Der grüne Landtagsabgeordnete Martin Runge zeigt sich jedoch überzeugt, dass das Projekt schon an seiner Finanzierung scheitern werde.

Mit dem Bau der zweiten Stammstrecke, die politisch bereits beschlossen ist, soll dem Verkehrsministerium zufolge im kommenden Jahr begonnen werden. Die ersten Züge könnten dann im Dezember 2017 rollen. An diesem Zeitplan, den die Gegner des Projekts völlig unrealistisch finden, hält der Freistaat fest. "Die Gespräche mit dem Bund und der Deutschen Bahn laufen gut und zügig", berichtet eine Sprecherin von Verkehrsminister Martin Zeil (FDP).

Die Bau- und Finanzierungsvereinbarung mit der Bahn könne voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres unterzeichnet werden. Nach aktualisierten Berechnungen soll die Röhre zwischen Donnersbergerbrücke und Leuchtenbergring rund 1,63 Milliarden Euro kosten. Bund und Freistaat wollen sich die Kosten im Verhältnis 60 zu 40 teilen. Noch unklar ist, ob es auch Geld aus einem Olympia-Sonderbudget geben wird.

Bei Runge löst die Terminplanung des Freistaats Kopfschütteln aus: "Ich weiß gar nicht mehr, wie oft der Abschluss des Bau- und Finanzierungsvertrags angeblich schon unmittelbar bevorstand." Der Grünen-Politiker, der den Tunnel seit langem bekämpft, rechnet damit, dass die Baugenehmigung für den Haidhauser Bauabschnitt bestenfalls in dreieinhalb Jahren vorliegen wird - und dass man auch erst zu diesem Zeitpunkt mit dem Bau der Gesamtstrecke beginnen kann.

Der Freistaat will hingegen abschnittsweise vorgehen. Eine rechtskräftige Baugenehmigung für den mittleren Tunnelabschnitt, an dem auch der Bahnhof Marienhof liegt, wird bis 2011 erwartet - dort sollen die Bagger dann schon einmal loslegen.

Bisher könnte nur ein kleiner Abschnitt der zehn Kilometer langen Stammstrecke gebaut werden, nämlich der Bereich in direkter Umgebung des Bahnhofs Leuchtenbergring. Fast zwei Jahre lagen hier zwischen dem Genehmigungsbeschluss und dem Zeitpunkt, zu dem dieser rechtskräftig wurde.

In diesem Zwischenstadium befindet sich derzeit ein zweiter Teil der Strecke: Im August 2009 wurde das Verfahren für den schwierigen zentralen Abschnitt zwischen Stachus und Isar abgeschlossen, hier sind aber noch 20 Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof anhängig. Eine Entscheidung wird im Herbst dieses Jahres erwartet.

Fertig sind auch die Pläne für die Strecke zwischen Laim und Hauptbahnhof, die bis zur Donnersbergerbrücke oberirdisch verläuft - dort musste am Lärmschutz nachgebessert werden. Das für die Genehmigung zuständige Eisenbahnbundesamt hat angekündigt, in Kürze bei der Regierung von Oberbayern auch für diesen Abschnitt das öffentliche Anhörungsverfahren einzuleiten.

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