Aufnahme in den Himmel:Heilige Mutter Gottes

Aufnahme in den Himmel: Pater Matthäus freut sich über die vielen Wallfahrer, die nach Maria Eich pilgern, um den namensgebende Eichenstamm zu sehen und anzubeten.

Pater Matthäus freut sich über die vielen Wallfahrer, die nach Maria Eich pilgern, um den namensgebende Eichenstamm zu sehen und anzubeten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Mariä Himmelfahrt gehört zu den Hochfesten der katholischen Kirche. Geehrt wird an diesem Tag auch die Patronin des Freistaats. Zahlreiche Säulen und Gedenkstätten zeugen von der Frömmigkeit der Gläubigen im Landkreis - und erzählen manch kuriose Geschichte

Von Daniela Bode und Irmengard Gnau

Mit feierlichen Gottesdiensten und traditionellen Kräutersegnungen begehen Katholiken an diesem Dienstag Mariä Himmelfahrt. Mariä Aufnahme in den Himmel, wie der Feiertag, der übrigens nur in den 1704 hauptsächlich katholischen bayerischen Kommunen ein solcher ist, auch heißt, gilt als höchstes Marienfest. Maria kommt in Bayern eine ganz besondere Rolle zu, wird sie doch nicht nur als Mutter Gottes verehrt, sondern auch als Patrona Bavariae. Auch im Landkreis München ist die Tradition der Marienverehrung vielerorts lebendig, in Wallfahrten und besonderen Gedenkorten. Mehrere Kirchen tragen den Namen Mariens, etwa die aus dem 15. Jahrhundert stammende, denkmalgeschützte Kirche Mariä Himmelfahrt in Salmdorf mit ihrer berühmten Pieta. Weithin sichtbar sind die Mariensäulen, die häufig aus einem bestimmten Anlass von dankbaren Bürgern gestiftet wurden. Jede von ihnen hat ihre eigene Geschichte.

Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Höhenkirchen, Dürrnhaar, an der Staatsstraße, Mariensäule

Sie ist nicht so leicht zu finden. An der Westseite der Staatsstraße von Höhenkirchen nach Aying, am Waldrand steht eine Säule mit einem Marienrelief.

(Foto: Angelika Bardehle)

Sie ist nicht so leicht zu finden. An der Westseite der Staatsstraße von Höhenkirchen nach Aying, am Waldrand steht eine Säule mit einem Marienrelief. Den Gedenkstein hat 1911 Heinrich Prinz von Bayern gestiftet, aus Dank darüber, dass er einen Unfall unverletzt überlebt hat. Er war am 5. Juni 1911 auf dem Rückweg von einer Feier des Veteranen- und Kriegervereins Aying, als sein Fahrer von einem anderen Auto von der Fahrbahn abgedrängt wurde und der Wagen im Graben landete. Aus Dank über den glimpflichen Ausgang spendete der Adelige den Votivstein. Nachdem das Denkmal nach einem Sturm stark beschädigt war, wurde es 1983 restauriert, sagt Ortschronist Günther Schmid. Das Tonrelief "Madonna mit dem Kind" wurde erneuert. Im Sockel findet sich in einer Nische der Heilige Christophorus.

Aufnahme in den Himmel: 1913 schenkte der Bauunternehmer Matthias Grundler der Freien Interessenvereinigung Gartenstadt Neubiberg eine Mariensäule, wie in der Chronik der Gemeinde zu lesen ist.

1913 schenkte der Bauunternehmer Matthias Grundler der Freien Interessenvereinigung Gartenstadt Neubiberg eine Mariensäule, wie in der Chronik der Gemeinde zu lesen ist.

(Foto: Claus Schunk)

Er ist noch im Original erhalten. Sie war der Anfangspunkt geistlichen Lebens in der entstehenden Gartenstadt Neubiberg: 1913 schenkte der Bauunternehmer Matthias Grundler der Freien Interessenvereinigung Gartenstadt Neubiberg eine Mariensäule, wie in der Chronik der Gemeinde zu lesen ist. Die betende Madonna aus Sandstein mit Faltengewand auf einem Sockel und einer Säule hat eine kleine Wanderschaft hinter sich: Zuerst stand sie auf einem Grundstück von Josef Kyrein an der Abzweigung des Weges nach Hohenbrunn. Im November 1942 versetzte man sie hinter die Kirche der Pfarrei Rosenkranzkönigin. Da die Säule von Umwelteinflüssen angegriffen war, wurde sie 1981 restauriert und steht seitdem geschützt in der Kriegergedächtniskapelle. Im Freien schmückt nun stattdessen eine bronzene Madonna mit Kind die Säule. Seit der Renovierung der Kirche vor ein paar Jahren ist sie zentral auf dem neuen Vorplatz situiert.

Oberschleißheim

Diese Maria hat sich den wohl spritzigsten Standort ausgewählt. Die 1,75 Meter hohe Statue thront auf dem Krieger- und Soldatendenkmal vor dem Alten Schloss Schleißheim inmitten eines Brunnenbassins. Von dort aus überblickt die bayerische Schutzheilige den Maximilianshof und das Brunnbächl, das an dieser Stelle durch die Anlage fließt. Das Denkmal in Form eines knapp drei Meter hohen, eckigen Sockels wurde am 3. September 1922 eingeweiht und sollte ursprünglich an die Gemeindebürger erinnern, die im ersten Weltkrieg umgekommen waren. Später wurden auch die Opfer des Zweiten Weltkriegs mit aufgenommen und in der Inschrift auf der Säule verewigt. Die Muttergottesfigur bekam 1990 im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Anstrich: Der Schleißheimer Restaurateur und Malermeister Johann Brandl junior vergoldete Zepter und Reichsapfel der Patrona Bavariae, ebenso wie ihre Krone und den Halbmond, auf dem die Statue steht.

Straßlach-Dingharting

Im Weiler Deigstetten auf der Isarhöhe gegenüber dem Kloster Schäftlarn steht sie, die kleine weiße Kapelle Maria Immaculata. Weil der Bauernsohn Kaspar Darchinger in türkischer Gefangenschaft unter Heimweh litt, legte er das Gelübde ab, wenn er wieder nach Hause käme, würde er eine Kapelle zu Ehren Marias stiften. Er sah die Heimat wieder. Also errichtete er 1681 neben seinem Geburtshaus das weiße Kirchlein, 1694 wurde es geweiht. Schon bald entwickelte sich die Kapelle zu einer Wallfahrtsstätte. Ein Anziehungspunkt dürfte die spätgotische Muttergottesstatue gewesen sein, die im Halbrelief vom Altar herabblickt auf die Gläubigen. Da das Kirchlein in die Jahre gekommen war, wurde es 1969 aus privaten Mitteln renoviert. Auch heute hat die Kapelle Bedeutung:Einmal im Jahr wird hier eine Maiandacht gehalten. Und wenn im Weiler eine Taufe ansteht, wird auch diese hier gefeiert.

Garching

Aying, im Wald, Mariengrotte der Familie Inselkammer

Die weiße Marien-Figur steht in einer kleinen Grotte, die sich in einer kleinen Holzblockhütte am Lindacherweg in Aying befindet.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die jüngste Patrona Bavariae ist jene in Garching - sie befindet sich gerade im Entstehen. Am 16. September soll die Muttergottes ihren zugedachten Platz am Römerhofweg gegenüber dem Wirtshaus inmitten einer neu gestalteten Grünfläche beziehen. Anlass für die Figur ist die Weihe der katholischen Kirche St. Severin vor 50 Jahren, die die Pfarrgemeinde mit einem Fest begeht. Finanziert wird die 2,45 Meter hohe Skulptur durch Spenden, die der Förderverein der Pfarrei gesammelt hat. Die Stadt Garching übernimmt dafür die Kosten für den umgebenden Platz. Die Dachauer Künstlerin Lioba Leibl hat für die Figur eine besondere Motivik gewählt, die über die rein religiöse Bedeutung hinausreicht: Ihre Patrona bricht sich einen Stern aus der Krone auf ihrem Haupt und reicht ihn dem Betrachter entgegen - in den Augen der Künstlerin ein Symbol für die Begegnung auf Augenhöhe, für Menschenwürde und Aufeinanderzugehen.

Aufnahme in den Himmel: Die Dachauer Künstlerin Lioba Leibl hat für die Figur eine besondere Motivik gewählt: Ihre Patrona bricht sich einen Stern aus der Krone auf ihrem Haupt und reicht ihn dem Betrachter entgegen.

Die Dachauer Künstlerin Lioba Leibl hat für die Figur eine besondere Motivik gewählt: Ihre Patrona bricht sich einen Stern aus der Krone auf ihrem Haupt und reicht ihn dem Betrachter entgegen.

(Foto: Toni Heigl)

Aying

Diese Maria in der Gemeinde Aying kann nur genauer betrachten, wer den auch richtigen Schlüssel hat. Denn die weiße Figur steht in einer kleinen Grotte, die sich in einer kleinen Holzblockhütte am Lindacherweg in Aying befindet. Und die Hütte ist mit einem Gitter abgesperrt. Den Schlüssel hat ausschließlich die hier so bekannte Familie Inselkammer, in deren Besitz sich die Grotte befindet und die für die Pflege und den Unterhalt aufkommt. Zwei Zeichen des Himmels sind es laut Ortschronist Bernhard Katzmair senior gewesen, die den damaligen Lackerschneiderbauern von Aying, Paul Pichler, im Jahr 1903 zum Bau der Grotte bewogen haben. Einerseits sei es der Tod seiner Schwester Theres gewesen, die von einer Fichte erschlagen wurde, als sie den Holzarbeitern das Essen bringen wollte. Zudem habe sich damals ein Felsen am Hang gelöst und sei auf die darunter arbeitenden Männer zugestürzt. Wie durch ein Wunder sei aber keiner von ihnen zu Schaden gekommen. Mit dem Verkauf des Lackerschneider-Anwesens ist die Grotte Ortschronist Katzmair zufolge in den Besitz der Inselkammers gekommen. 1981 ließ die Familie sie samt der Marienstatue neu überbauen. In einem überdachten Bereich vor der Holzklockhütte können Passanten nun verweilen und zur Maria in der Grotte beten.

Planegg

Nicht jede Maria blickt freilich von einer Säule: Die Wallfahrt nach Maria Eich in Planegg hat ihren Ursprung in einer Eiche. Genauer gesagt in einer Muttergottesstatue, die die Schmiedsöhne Franz und Kaspar Thallmayr zwischen 1710 und 1712 an dem Baum anbrachten. Als in den Jahren danach mehrere Gebete erhört wurden, wurde eine hölzerne Kapelle gebaut, um den Betenden Schutz zu bieten. 1742 wurde ein gemauertes Kirchlein errichtet. Das Gebäude war oben offen, sodass die Äste der Eiche hinausragten. Als aber 1805 ein Blitz in den Baum einschlug und ihn zerstörte, schnitt man die Krone ab und schloss das Gebäude. So ist der angebetete Baumstamm auch heute noch erhalten, allerdings in einer Glasvitrine hinter dem Altar, um ihn vor Sammlern von Baumsplittern als Souvenir zu schützen. Im Jahr 1953 übernahmen schließlich die Augustinermönche die Seelsorge an dem Wallfahrtsort, bauten ein kleines Kloster und später eine Wallfahrtskirche. Während anfangs vor allem einfache Leute nach Maria Eich pilgerten, kamen später auch immer mehr Adelige, heute kommen die Menschen von vielen Orten, wie Pater Matthäus sagt. Selbst die Wiesnwirte finden jedes Jahr ihren Weg hierher: Zur Wiesnkerzenweihe Ende August, Anfang September beten die Wirte in Maria Eich für ein friedliches Oktoberfest.

Oberbiberg

Oberbiberg, Einweihung der Mariensäule,

Seit 2012 steht die Mariensäule an der Westseite der Kirche Mariä Geburt im Oberhachinger Ortsteil Oberbiberg.

(Foto: Angelika Bardehle)

Besonders alt ist sie noch nicht. Seit 2012 steht die Mariensäule an der Westseite der Kirche Mariä Geburt im Oberhachinger Ortsteil Oberbiberg. Ihre Geschichte ist dennoch wirklich erzählenswert: Denn sie wurde nicht aus den üblichen Motiven aufgestellt, etwa um Dank für etwas auszusprechen, sondern eigentlich, um dem Platz seinen Namen zu geben. "Bürgermeister Schelle hat gesagt, wenn es schon Marienplatz heißen soll, dann brauchen wir auch eine Mariensäule", erinnert sich Michael Kandler, Wirt des gleichnamigen Gasthauses. Er hat die Säule gemeinsam mit den zwei anderen Anwohnern des Platzes, Simon Mayer und Johann Kreitmair, gestiftet. Weil die Adresse dort zuvor Kirchplatz geheißen hatte und es oft zu Verwechslungen mit dem Oberhachinger Kirchplatz gekommen ist, sollte die Straße einen neuen Namen bekommen. "Weil wir eine Marienkirche haben, kamen wir Anwohner auf die Idee, es Marienplatz zu nennen", sagt Kandler. Und so schmückt nun eine liebliche Marienstatue aus Marmor auf einem Betonsocke den Platz - den Marienplatz.

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