Asyl:Das große Packen

Fast tausend Flüchtlinge beziehen bis Jahresende neue Quartiere. Bisher ist nur jeder vierte Asylbewerber anerkannt

Von Stefan Galler, Landkreis

Zum ersten Mal seit Ostern 2013, als die Zahl der nach Europa kommenden Asylsuchenden durch die Krisen im Nahen Osten deutlich anstieg, nimmt der Landkreis München weniger Flüchtlinge auf als von der Regierung von Oberbayern verlangt. "Zum 31. Januar haben wir erstmals die Quote nicht erfüllt", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) im Kreisausschuss. Allerdings liege man bei rund 99 Prozent der Vorgabe. "Wir haben lange Zeit davon profitiert, dass wir mehr Menschen aufgenommen haben, als wir hätten müssen", so Göbel. Dies sei nun nicht mehr der Fall. Insgesamt müsse der Landkreis 7,4 Prozent aller Flüchtlinge aufnehmen, die nach Oberbayern kommen.

Laut Göbel hat der gesamte Regierungsbezirk mit wegfallenden Kapazitäten für die Unterbringung von Schutzsuchenden zu kämpfen. Oberbayernweit liefen die Vereinbarungen über insgesamt 10 000 Quartierplätze aus. Im Landkreis fallen bis Ende des Jahres gegenüber dem Vorjahr 937 Plätze für Flüchtlinge weg: Die Traglufthalle Haar (300 Plätze) ist seit 9. Februar geleert, im Sommer und Herbst folgen die Traglufthalle Unterhaching (432 Plätze) sowie die Container in Oberschleißheim (123 Plätze), Unterschleißheim (56) und Ottobrunn (23).

Im Gegenzug entstehen bis Jahresende neue Flüchtlingsquartiere für bis zu 924 Menschen: in Neubiberg (240 Plätze in der Äußeren Hauptstraße), Ottobrunn (200 im Kathi-Weidner-Weg und 56 in der Zaunkönigstraße), Oberschleißheim (200, Nähe Bahnhofstraße), Neuried (88, Maxhofstraße), Feldkirchen (64, Emeranstraße), Sauerlach (64, Am Otterloher Feld)

und Aschheim (30, Alpenstraße). Fraglich ist indes, was auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände in Unterhaching passiert, wenn die dort platzierte Traglufthalle weg kommt. "Noch ist nichts entschieden", sagt Landrat Göbel. Allerdings sei eher unwahrscheinlich, dass man hier eine Gemeinschaftsunterkunft errichte: "Wir hätten dann rund um den Landschaftspark zu viele Einrichtungen, das ginge über das statistische Maß hinaus und würde eine zu hohe Herausforderung für die Bevölkerung in Sachen Integration bedeuten. Eher kann sich der Landrat in Unterhaching eine Erstaufnahmeeinrichtung vorstellen, von wo aus die ankommenden Asylbewerber weiter vermittelt werden.

Unterdessen laufen die Anstrengungen der Helferkreise und der Kreisverwaltung bei der Integration weiterhin auf Hochtouren. Von den 4194 Flüchtlingen, die derzeit in Unterkünften des Landkreises leben, seien nicht einmal ein Viertel, nämlich rund tausend Asylbewerber mittlerweile anerkannt, sagte der Stabsstellenleiter Asyl im Landratsamt, Leonhard Schmid. In der Statistik nicht erfasst sind anerkannte Asylbewerber, die nach positivem Abschluss ihrer Verfahren in eigene Wohnungen gezogen sind.

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